Die Kräuterfrau und Bäuerin Edith Räss vom Ober Hirschberg bei Appenzell ist mit Kräutern aufgewachsen. Bereits ihre Mutter, Grossmutter und Urgrossmutter griffen bei «allergattig» Beschwerden zum entsprechenden Kraut. Nach dem Motto: «Es ist für jedes Wehwehchen ein Kraut gewachsen.» Diese Einstellung ist Räss vertraut. Sie hat sich schon früh damit befasst und kennt etliche der hiesigen Heilkräuter und deren Wirkungen.

Das Öl für alle Fälle

Beim Besuch auf dem Ober Hirschberg kocht Edith Räss frisches Johanniskraut mit kalt gepresstem Olivenöl auf. Auf die Frage, wozu sie dieses Kraut mit dem Öl zubereite, lacht sie und sagt: «Dieses Öl ist für alle Fälle.» Als Bäuerin und Mutter von fünf erwachsenen Kindern hat Räss das richtige Kraut gefunden, wenn eines der Kinder ein Wehwehchen hatte, weil es sich irgendwo verletzt hatte oder wenn es sich unwohl fühlte.

Als die Kinder dann älter wurden, vertiefte sich die Appenzellerin mehr und mehr ins Thema Kräuter. Sie interessierte sich für Hildegard von Bingen, las Literatur über die Heilkräuter und deren Wirkung und setzte sich mit der Lehre der Naturheilkraft auseinander.

«Inzwischen habe ich mir ein Einkommen mit den Kräutern erarbeitet», erzählt die 51-Jährige beim Rundgang durch ihren Garten. «In den letzten Jahren ist mir einiges zugefallen. So kann ich jetzt beispielsweise für die Firma Appenzeller Alpenbitter Kräuter anpflanzen.»

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Lavendel und Pfefferminze auf dem Acker

Für das Appenzeller Unternehmen baut Edith Räss auf je einer Are Lavendel und Pfefferminze an. Auf dem Ober Hirschberg hat sie die beiden Kräuter auf einem sonnigen Plätzli gepflanzt. Während der Sommerperiode jätet sie die beiden Äcker mehrmals. Nach der Ernte trocknet, entstielt und lagert Räss die Kräuter, bis die letzte Ernte im Herbst fertig ist. Vor der Ablieferung werden die Pflanzen zudem zerkleinert und gemahlt.

Dazu liess sich Räss von Familienmitgliedern und Helfern einen Arbeitsplatz zimmern und einen grossen Dörrkasten installieren, den sie von einer Kollegin übernehmen konnte. Für die administrative Arbeit hat sie sich nebenan ihr Büro eingerichtet.

«Ich arbeite fast jeden Tag mit und für die Kräuter, das gefällt mir und interessiert mich», so Räss. Zudem verkauft die tüchtige Kräuterfrau 14 Kräuterteemischungen im Öserix-Hofladen der Bäuerinnen und Bauern in Appenzell.

Den Kräutertee soll auch im Beutel erhältlich sein

Die verschiedenen Kräuter sammelt Edith Räss je nach Saison auf der Alp oder holt sie in ihrem eigenen Garten, in dem sie eine Vielzahl von Pflanzen gepflanzt hat. Darin hat die Bäuerin für jedes der zahlreichen Heilkräuter einen Platz gefunden.

Nun bahnt sich bereits ein neues Angebot an: Ein Appenzeller Restaurantbesitzer möchte seiner Kundschaft Tee in Beuteln aus dem Sortiment von Edith Räss anbieten. Abklärungen zu diesem Projekt und der Machbarkeit sind im Gange.