Bald ist das Jahr zu Ende; wir schliessen die Buchhaltungen ab und wollen wissen, wie unser Betrieb rentiert hat. Was nicht rentiert, gibt man bald einmal auf. Der Ertrag soll grösser sein als der Aufwand und nicht umgekehrt.
Die Arbeit will kein Ende nehmen
Ich schaue aus dem Fenster auf meinen Garten. Er rentiert nicht, ich habe es schon ein paarmal gehört und weiss es selber auch. Trotzdem habe ich kein Gras angesät, sondern ihn umgestaltet, damit die Arbeit leichter geht. Ich pflanze und ernte gern, aber Unkraut jäten und Schnecken einsammeln muss halt auch sein. Es stimmt, ich habe viel Arbeit mit dem Garten, besonders im Herbst, da will es kein Ende nehmen, bis alles abgeräumt und versorgt ist. Was ich doch alles tue nur schon für die paar Kilo Tomaten! Wenn sie nicht so viel besser wären als jene aus dem Laden, würde ich sie kaufen. Dann die Erbsen: viele Stickel stecken, aufbinden, fleissig pflücken. Auch die Bohnen wären auf einem fremden Feld rasch gepflückt. Der Anbau im Garten rentiert nicht und doch habe ich die Beete bereits wieder vorbereitet für den nächsten Frühling.
Weil es Freude macht
Warum lade ich mir so viel Arbeit auf für mein Gemüse? Es würde mir etwas Wichtiges fehlen, wenn ich nicht einen Teil der Lebensmittel aus dem eigenen Garten holen könnte. Wenn ich nicht zuschauen könnte, wie es wächst, blüht und gedeiht, nicht Überschüssiges verschenken könnte. Ich habe Freude am Garten, an der Gestaltung und an der Ernte. Es lohnt sich für mich, einen Garten zu bepflanzen. Und was sich lohnt, muss nicht unbedingt rentieren. Alles, was Freude bereitet, lohnt sich. Ich glaube, dass auf den Bauernhöfen vieles gemacht wird, das nicht rentiert. Man tut es, weil es getan sein muss, weil es zum Ganzen gehört oder weil es Freude bereitet.
Das Wesentliche wird uns geschenkt
Was uns glücklich macht, ist nur zum Teil der materielle Erfolg. Das Wesentliche im Leben wird uns geschenkt. Auch dass die Früchte reifen, das Gemüse wächst, das Gras spriesst, die Sonne scheint und der Regen fällt.
Das grösste Geschenk feiern wir in den kommenden Tagen: Das Göttliche kommt in die Welt, verbindet sich mit der Welt. Nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr. Damit wir hoffnungsvoll und zuversichtlich unsere Arbeiten verrichten, unsere Beziehungen gestalten und unser Leben bestehen können. Damit wir uns nicht dem Rendite- und Leistungsdenken unterwerfen, sondern einen weiteren Blick bekommen, es etwas gelassener nehmen und Freude in die Welt ausstrahlen können.
Ich wünsche uns allen frohe Weihnachten und viel Zuversicht fürs neue Jahr!
Zur Person
Therese Bussmann aus Menzberg ZG ist Bäuerin und Mutter von sechs erwachsenen Kindern.