Im Vorfeld des grossen Hoffestes vom ersten Augustwochenende war alles andere als Glacewetter. Ein Regenschauer jagte den nächsten – und das bei kühlen 18 °C.
Aber auf dem ganzen Betriebsareal herrschte reges Treiben. Monja und Ernst Brunner und ihre Mitarbeiter waren daran, das Hoffest vorzubereiten. Zu guter Letzt beschrifteten sie den Hofladen und den Stall. Mittendrin Betriebsleiter Ernst Brunner, der Anrufe entgegennahm und Anweisungen erteilte.
Die Kinder als Kritiker
Der Hof am Waldrand ausserhalb von Niederwil ist recht abgeschieden, aber im Zentrum eines Wanderparadieses. Dort treffen fünf Wanderwege zusammen. Es ist ein schöner Flecken Land zum Verweilen und sich am Hofkiosk zu verpflegen. Ein Highlight sind die Glacebecher beziehungsweise die «Tschelatti», wie Brunners sie anpreisen.
«Die Idee für die Glaceproduktion hatte meine Frau – aber nicht in dem Ausmass, wie wir das jetzt machen», erzählt Brunner lachend. Ihre Hauptzielgruppe sind nicht nur Spaziergänger, Wanderer und Biker, die am Betrieb vorbeikommen. «Unser Ziel ist es, die ‹Tschelatti› an Festivals an die Leute zu bringen», sagt er. Dieses Jahr konnten sie bereits das «Unique Moments» in Zürich mit Glace beliefern, leider waren die Temperaturen und das Wetter alles andere als ideal. Und auch am «Summerdays-Festival» in Arbon wird man Ende August die «Tschelatti» vom Brunner-Hof geniessen können.
Zuständig für die Glaceproduktion ist Monja Brunner mit Sarina Jost und Ramona Waldvogel. Mittelweile umfasst ihr Sortiment 20 Sorten. «Die ehrlichsten Kritiker bei der Kreierung neuer Sorten sind unsere vier Kinder», hält Ernst Brunner fest. Die beliebtesten Brunner-Glaces sind Ovo, Süssmost, Himbeer, Schoggi-Banane und Mojito.
Die Regionalität der Zutaten ist ihm und Ehefrau Monja ein grosses Anliegen. Die Milch gelangt vom Tank im Milchraum der Hof-Schüür durch die Pipeline direkt in die Glacemanufaktur. Dort finden die Verarbeitung der Biomilch sowie die Lagerung der «Tschelatti» statt. Die Milch, die nicht zu Glace verarbeitet wird, geht an die Züger Frischkäse AG im Nachbardorf Oberbüren.
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Einstieg ins Eventgeschäft
Gut läuft bei Brunners auch das Eventgeschäft. Dafür bauten sie die alte Remise während Corona selber zur Event-Remise um. Entstanden ist ein gediegener Raum mit Platz für bis zu 200 Personen. Es gibt einen kleinen Park, den Garten oder eine Wiese, die für Hochzeiten, Firmenanlässe oder Geburtstage gebucht werden können.
«Zwischen Mai und September haben wir an vielen Wochenenden Hochzeiten bei uns», sagt Brunner. Seine Aufgabe sei es, alles zu organisieren und vor Ort zu sein, während Ehefrau Monja im Hintergrund für die Einrichtung und die Umgebung besorgt ist. Für die Verpflegung arbeiten Brunners mit fünf Catering-Unternehmen zusammen. Das Fleisch und die Milchprodukte stammen, wenn möglich, vom eigenen Betrieb. Gerne macht Ernst Brunner auch Betriebsführungen mit den Gästen. Obschon Direktvermarktung, Eventhof und Glaceproduktion wichtige Standbeine sind, bleibt Ernst Brunner mit Leib und Seele Landwirt.
Die fünfte Generation
«Die Arbeit mit den Kühen und in der Natur ist für mich die erfüllendste», sagt er. Der 46-Jährige führt den Betrieb im Weiler Glattburg in Niederwil in der fünften Generation. «Als wir den Betrieb 2005 übernahmen, hatten wir 19 Milchkühe, Mastmuni und -kälber, Mastschweine und 20 ha Land», erzählt Brunner. «Wir konnten gut von der Landwirtschaft leben», schiebt er nach. Doch der Strukturwandel machte auch vor ihnen nicht halt. Das Einkommen reichte für die sechsköpfige Familie, aber nicht, um den Betrieb weiterzuentwickeln.
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Neubau und Automatisierung
Nach der Betriebsübernahme hörten Brunners mit den Schweinen und der Munimast auf. Zeitweise hielten sie Milch- und Mutterkühe. Als die Stallerweiterung in der Glattburg zum Thema wurde, fiel der Entscheid, ganz auf Milchwirtschaft zu setzen und einen Neubau zu realisieren. Der Milchviehstall, der 2022 bezogen wurde, thront wenige Meter Luftlinie, aber 20 Höhenmeter entfernt vom Wohnhaus und den übrigen Betriebsgebäuden.
Auch hielt mit dem Neubau die Automatisierung auf dem Betrieb Einzug. Eben erledigten im offenen Laufstall Lely-Mitarbeiter den Service beim Fütterungs-, Melk- und Mistroboter. Brunner sagt: «Das macht es mir einfacher, die Landwirtschaft und meine weiteren Engagements unter einen Hut zu bringen.»
Brunner richtete die Milchwirtschaft auf Vollweide mit saisonalem Abkalben aus. Dabei kommt ihm zugute, dass 90 % der Wiesen alle um den Betrieb arrondiert sind. Im Stall sind rund 40 Kühe der Rassen Kiwi Cross und noch einige Holstein und Jersey zu Hause. Brunners Zuchtziel ist die Kiwi-Cross-Kuh, eine leichte, effiziente Kuh, die aus dem Grundfutter möglichst viel Milch produziert. Das ergibt für ihn Sinn.
Brunner-Hof
Ernst und Monja Brunner mit den Kindern Selina, Ernst, Samira und Angelina
Ort: Niederwil SG
LN: 30 ha
Viehbestand: 40 Milchkühe
Direktvermarktung: Eventhof, Hofkiosk und Glaceproduktion
Nebenbetrieb: Cygnet Eventdienstleistungen, Cup & More Mehrweglogistik sowie Brunner Handels GmbH