Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe sind Familienunternehmen. Von Familienunternehmen spricht man, wenn Besitz und die Führung des Unternehmens der Familie obliegen. Die Familie arbeitet im Unternehmen. Das Unternehmen «ernährt» die Familie. Es besteht eine gegenseitige Abhängigkeit. Fehlt es im Unternehmen an finanziellen Mitteln, Arbeitskräften oder Know-how, ist das Wohl der Familie gefährdet. Familie und Unternehmen müssen in einem Gleichgewicht stehen. Unabhängig von der Grösse und davon, wie viele Mitarbeiter auf dem Betrieb tätig sind. Selbst ein Unternehmen wie Kambly in Trubschachen, mit 525 Mitarbeitern in der vierten Generation, wird als Familienunternehmen geführt.
Ein Beispiel
Es hat drei Wochen lang geregnet. Alle Arbeiten verspäten sich. Das Heugras ist überständig, die Unkrautbekämpfung im Getreide und die längst fällige Maissaat stehen an. Endlich ist eine Woche sonniges und heisses Wetter angesagt. Und genau in diese Woche wurde die Ferienwohnung für den Familienurlaub gebucht und bereits bezahlt. Was nun? In den meisten Fällen wird der Urlaub verschoben oder abgesagt. Denn der Glaubenssatz lautet: zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das ist in der Landwirtschaft fest verankert.
Zwei Bauprojekte
Ein weiteres Beispiel: Der Hof ist vor zwei Jahren übernommen worden. Der Milchviehstall entspricht bezüglich der Arbeitsabläufe und des Tierwohls nicht mehr dem heutigen Standard. Die Küche ist fünfzig Jahre alt. Bei der Hofübernahme wurden beide Umbauprojekte mit einberechnet und als finanzierbar beurteilt.
Die massive Teuerung in den letzten Jahren und eine neue Budgetierung zeigen, dass jetzt nicht beide Projekte gleichzeitig realisiert werden können. Hier stellt sich die Frage: Welchem Vorhaben geben wir den Vorrang? Betrieb oder Familie?
Alle sollten zufrieden sein
Egal, bei welchem der obgenannten Beispiele: Ein Betriebsleiterpaar steht immer wieder vor der Entscheidung: Betrieb, Partnerschaft oder Familie? Eine Regel oder gar ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht. Um richtig zu entscheiden, können folgende Überlegungen hilfreich sein. Welche Werte hat die Familie. Was braucht das Unternehmen heute und was in Zukunft? Kennt man die Bedürfnisse aller beteiligten Personen, sowohl die der Partnerin, des Partners oder der ganzen Familie? Und auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter? Und nicht zuletzt: Wie kann man ein Gleichgewicht zwischen Unternehmen und Familie herstellen – zur Zufriedenheit aller? Je klarer man diese Fragen beantworten kann, umso besser findet man ein gesundes Gleichgewicht zwischen Familie und Unternehmen. Sei dies bei den lang ersehnten Ferien oder dem Umbau von Stall und Küche.
Nicht immer befolgen
Die Tendenz in der Landwirtschaft ist eindeutig: Das Unternehmen hat immer Vorrang. Die Bedürfnisse der Familie müssen vielfach zurückgestellt werden. Das kann funktionieren, solange alle Familienmitglieder mit dieser Grundhaltung einverstanden sind.
Wenn jedoch Bedürfnisse unterdrückt werden, hat dies nicht selten langfristig zur Folge, dass Familien auseinander brechen. Dies wiederum stellt den Fortbestand des Unternehmens infrage. Man tut Gutes, wenn man die Glaubenssätze «Zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen» oder «Unternehmen vor Familie» nicht immer strikte befolgt.
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Das Angebot des Aufbruchteams
Das Aufbruchteam steht der Landwirtschaft mit folgenden Beratungen und Betriebsentwicklungen zur Seite:
• Eine neutrale Sicht auf den landwirtschaftlichen Betrieb und alles, was dazugehört.
• Unterstützt Betriebsleitende bei der Suche nach Ideen für den Betrieb.
• Hilft bei bevorstehender Veränderung, z. B. einer Hofübergabe.
• Gibt Ratschläge bei belastenden oder versteckten Generationenkonflikten.
Rüedu Schüpbach und Stefan Moser
www.aufbruchteam.ch
hallo@aufbruchteam.ch