Mitten im Hang auf einem Napfausläufer steht der Hof Finsteregg, acht Kilometer vom Bergdorf Romoos entfernt. Vom Hofplatz wird man mit einer beeindruckenden Aussicht beschenkt: Gleich gegenüber liegt das beschauliche Bergdorf Bramboden und dahinter die Bergkette vom Schimbrig über Fürstein bis zum Hohgant.
Überzeugter Pächter
Florian Albert hat den Betrieb vor 15 Jahren von seinen beiden Onkeln gepachtet. Zuvor führten ihn seine Eltern übergangsmässig, bevor er diesen übernehmen konnte. Seit diesem Jahr gehört er seinem Cousin. «Da ich sehr gute Pachtbedingungen und ein tolles familiäres Verhältnis habe, bin ich liebend gerne Pächter, weil ich so viel freier bin», stellt er zufrieden fest. Albert war kein Bauernsohn, aber oft mit seiner Familie auf dem Betrieb seiner Onkel am Mithelfen. «Ich hatte extrem viele Interessen und hätte am liebsten mehrere Berufe gelernt», erklärt er schmunzelnd. Schliesslich wurde er Landwirt und Landschaftsgärtner.
«Ich hätte am liebsten mehrere Berufe gelernt.»
Florian Albert, Landwirt, Köhler und Strassenmeister.
Albert ist Kälbermäster. «Meine Ställe sind vom Vorgänger so ausgerichtet und ich bin sehr wohl damit.» Er mästet drei Kälber pro Jahr. Diese kauft und verkauft er über seinen Viehhändler. Das Jungvieh zieht er meist selber nach. Die Freude an Ryfkühen hat er von seinen Eltern, weshalb er die Tiere mit den wunderschönen Zeichnungen mit Leidenschaft züchtet.
Der aktive Feuerwehrmann gehört seit 2010 dem Romooser Köhlerverband an. Dass die Infrastruktur zum Köhlern vorhanden war, sei ihm sehr dienlich gewesen, um dieses uralte Handwerk zu erlernen. «Eine lokale Ressource zu nutzen, die Selbstständigkeit und freie Zeiteinteilung treiben mich dazu an, jährlich einen Meiler zu brennen.»
Eigener Kohlenmeiler
Mit etwa 40 Ster Holz aus dem Wald des Liegenschaftsbesitzers stellt er rund vier Tonnen Kohle her. In einem kleinen Nebenerwerb ist Albert noch Strassenmeister. Vor einem Jahr hat der umtriebige Bauer einen Rebbaukurs besucht und versuchshalber 40 Rebstöcke gepflanzt. Er hat sich diesen Frühling nicht vom Erfrieren der Triebe einschüchtern lassen und freut sich, dass sie nun wieder treiben.
Auf dem Betrieb kann Florian Albert seine Experimentierfreude fast uneingeschränkt ausleben. So hat er seinen Heuwender selbst gebaut, genauso wie einen Siloballenabwickler oder seine Werkstattpresse. «Mein Hof gibt mir die nötige Flexibilität und Freiheit, solche ‹Hobbys› anzupacken und zweckdienliche Helfer meinen ganz persönlichen Bedürfnissen anzupassen», erklärt der leidenschaftliche Tüftler. Gekaufte Maschinen baut er nach seinen Wünschen um oder an. Auch das Wissen von seinem zweiten Beruf als Landschaftsgärtner könne er auf dem Betrieb und ab und zu im Kollegenkreis einfliessen lassen. [IMG 2]
Zeitgemässe Einstellung
Seine Frau Anita, mit der er seit 2018 verheiratet ist, arbeitet als Pflegefachfrau. «Es ist mein Ziel, dass ich den Hof so einrichte, dass ich die Arbeit mehrheitlich allein bewältigen kann. Meine Frau darf mich gerne unterstützen, muss aber nicht», erklärt Florian Albert. «Ich fühle mich dadurch frei und trotzdem helfe ich recht oft, dies aber freiwillig und gerne», meint dazu Anita Albert. Beide würden sie sehr gerne zusammen arbeiten. Auch die Mutter von Florian Albert helfe öfters freiwillig auf dem Betrieb mit.
Gemeinsame Leidenschaft
Tüfteln und Experimentieren sind ein Hobby der Eheleute. Sie lieben es, aussergewöhnliche Projekte anzupacken. Davon zeugen ihr Treibhaus oder ihre Hochbeete. «Unser neuestes Projekt ist ein Zwiebelraster in unserem Hügelbeet, der das Unkraut eindämmen soll. Sie experimentieren mit regenerativem Gärtnern nach Sepp Holzer. Es gibt kaum etwas, das sie nicht ausprobieren. Als aktiver Köhler hat er «Löschi» (Gemisch aus Erde und Holzkohlenabfall), also wurden in diesem Jahr Kartoffeln darin gepflanzt. Gelassen und freudig schauen sie dem Wachsen zu. «Uns ist es wichtig, weitgehend Selbstversorger zu sein», betonen die beiden einhellig. Auch mit Metall experimentieren sie gerne und stellen praktische Gebrauchsgegenstände und schöne Dekoartikel her.
Der Zukunft sieht der innovative Bauer nicht ohne Bedenken entgegen. «Ich habe zwar Landschaftsgärtner gelernt, aber ich möchte lieber Lebensmittel produzieren», stellt er nachdenklich fest.
Betriebsspiegel Finsteregg
Name: Florian und Anita Albert
Ort: Finsteregg, Romoos LU, 1040 m ü. M., Bergzone III und IV
Nutzfläche: 21 ha gepachtete Wiesen und Weiden
Viehbestand: 10 Kühe, 10 Mastkälber, 6 Stück Jungvieh, 2 Sommerschweine, 2 Bienenstöcke, 4 Hühner