«Die Landwirtschaft soll auf nachhaltige Weise Nahrungsmittel produzieren und bei der Produktion bestmöglich auf Natur und Mensch Rücksicht nehmen. Das ist unser Grundanliegen.» Dies erklärt Matthias Hofer, Geschäftsführer der Fondation Sur-la-Croix, mit Sitz in Basel. Die Stiftung mit dem Logozusatz «Projekte Landwirtschaft» unterstützt Projekte mit Förderbeiträgen zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft in den Bereichen Forschung, Innovation und Bildung.
Durch diese Unterstützung von Projekten soll ein Beitrag dafür geleistet werden, die landwirtschaftliche Produktion bezüglich Wirtschaftlichkeit, Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu optimieren und damit zukunftsfähig zu machen. Das betont Matthias Hofer, der in seinem früheren Arbeitsleben Leiter der Abteilung Bildung und Beratung des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach im Kanton Basel-Landschaft war.
Die Chancen einer Anfrage im Vorfeld einschätzen
Jährlich gehen aktuell geschätzte 80 bis 100 mündliche und schriftliche Anfragen bei der Stiftung ein. Davon kann nur der kleinere Teil mit finanzieller Unterstützung rechnen. Interessierte können die Chancen ihres Gesuches vor dem Einreichen anhand eines Telefongesprächs oder anhand eines einfachen Eintritts-Checks auf der Website der Fondation selbst überprüfen. Zudem findet sich auf der Website eine Anleitung mit den notwendigen Schritten zur Eingabe eines Finanzierungsgesuchs. Dieses wird im Idealfall spätestens sechs Monate vor Projektstart eingereicht, macht Matthias Hofer deutlich. Er führt die Geschäftsstelle in Teilzeit mit Unterstützung einer stundenweise angestellten Büroassistentin. [IMG 4]
Die Mehrheit entscheidet über die Geldvergabe
Der Stiftungsrat evaluiert, diskutiert und entscheidet an einer seiner sechs jährlichen Sitzungen. Dies nach vorgängiger individueller Beurteilung der Projekte durch die sechs Stiftungsratsmitglieder und aufgrund eines darauf abgestützten schriftlichen Antrags des Geschäftsführers. Oftmals führe die Diskussion zu Einstimmigkeit. Wenn nicht, gilt der Mehrheitsentscheid.
Das wird unterstützt
Die Fondation Sur-la-Croix wurde 2001 in Basel gegründet. Die Basis der Stiftungstätigkeit bildet das vererbte Privatvermögen von Maia Saxer. Zu diesem Vermögen gehört auch der Gutsbetrieb Sur-la-Croix in St-Ursanne JU. Finanziell unterstützt werden landwirtschaftliche Projekte von privaten und öffentlichen Institutionen, gelegentlich auch von Privatpersonen. Im Vordergrund stehen dabei die Schwerpunkte Tierhaltung und Pflanzenbau sowie Umwelt und Ressourcen. Aber auch Themen aus den Bereichen Alpwirtschaft, Markt und Landtechnik sowie aus der landwirtschaftlichen Bildung und Information finden Unterstützung durch die Stiftung. Gesuche für einzel- oder überbetriebliche Finanzierungs-, Infrastruktur- oder Sozialhilfe kann die Stiftung im Rahmen ihrer Möglichkeiten nicht unterstützen. Pro Jahr wird knapp eine Million Franken an Fördergeldern für Projekte ausgeschüttet. Dies entspricht im Wesentlichen den erwirtschafteten Finanzerträgen aus dem Stiftungsvermögen.
Der Wissenstransfer in die Praxis muss gegeben sein
Wichtig sei, dass die Projekte einer umwelt- und sozialverträglichen Landwirtschaft dienlich sind und dabei «etwas Konkretes für die Praxis rausschaut», betont Stiftungsrat Willy Kessler, der beim Gespräch mit am Tisch sitzt.
«Was der Praxis nichts bringt, ist in der Regel auch nicht unterstützungswürdig.»
Stiftungsrat Willy Kessler äussert sich zu den Vorgaben für eine Unterstützung
Matthias Hofer unterstreicht, dass deshalb bei einem Projekt jeweils auch der Wissenstransfer in die Praxis gesichert sein müsse. Die gesprochenen Fördergelder sind je nach Projekt unterschiedlich. Bei kleineren Projekten bewegt sich der Beitrag der Stiftung im Bereich von 10 000 bis 20 000 Franken. Bei grösseren und mehrjährigen Projekten kann dieser zwischen 50 000 und 100 000 Franken liegen. In Ausnahmefällen auch mehr.[IMG 5]
Die Summe zur Unterstützung ist begrenzt
Faktoren, die bei der Beurteilung mitentscheiden, sind etwa der Umfang an eingebrachter Eigenleistung, die Zusammenarbeit mit relevanten Partnern und Branchen sowie der Einbezug weiterer Geldgeber. Matthias Hofer erklärt, dass zeitweise auch als gut beurteilte Projekte aus Budgetgründen abgelehnt werden müssen. Die jährliche Summe an Unterstützungsgeldern ist mit knapp einer Million Franken budgetiert.
Diese Projekte haben Unterstützung erhalten
Die Stiftungs-Website gibt Auskunft, welche rund 200 Projekte bisher unterstützt werden konnten. Darunter befinden sich beispielsweise ein Forschungsprojekt des Veterinär-Anatomischen Instituts der Universität Zürich zur Prävention von Klauenproblemen durch Fütterung, ein Pilotprojekt zum biologischen Haselnuss- und Edelkastanienanbau in der Schweiz oder eine Machbarkeitsstudie für eine Regio-Molkerei des Vereins Pro Regio Milch in Basel.
Auf der langen, vielseitigen Liste finden sich aber auch Projekte wie nachhaltige Weidekonzepte zur Sicherstellung von artenreichen Lebensräumen im bündnerischen Schiers-Luzein oder ein Projekt zur Unterstützung des Angebots Schule auf dem Bauernhof. Wenn mit einem finanziellen Beitrag einem Thema oder einer zündenden Idee dank einer Anschubfinanzierung im Sinne einer Initialzündung zum Durchbruch und Erfolg verholfen werden kann, freut sich die Stiftung und sieht damit eines ihrer wichtigen Ziele erreicht.
Das ist der Gutsbetrieb
Der Gutsbetrieb Sur-la-Croix mit knapp 60 Hektaren Nutzfläche und 31 Hektaren Wald liegt oberhalb von St-Ursanne JU auf gut 800 Meter über Meer in der Bergzone II. Die Stifterin und Tierärztin Maia Saxer wuchs auf diesem Betrieb auf, den ihr Vater «zu einem Mustergut für die Reinzucht von Simmentaler-Kühen entwickelte», schreibt die Fondation. Geführt wird der Betrieb als nachhaltiger und tierfreundlicher Milch-, Fleisch- und Viehzuchtbetrieb von der Pächterfamilie Hermann und Elisabeth Kaufmann-Stalder. Die reinrassigen Simmentaler-Kühe tragen natürlich gewachsene Hörner und bewegen sich in einem modernen Boxenlaufstall. Die Milch wird an «Mooh» abgeliefert. Der Gutsbetrieb soll auch als Plattform für Wissensaustausch dienen. So werden auf dem Hof durch die Fondation gelegentlich Fachtagungen organisiert. Zudem ist der Gutsbetrieb in Einzelfällen in Stiftungsprojekte involviert. «Der Betrieb mit qualitativ hochstehendem Futterbau, 25 Prozent ökologischer Ausgleichsfläche und reinrassigem Simmentaler-Fleckvieh eignet sich hervorragend, um zu zeigen, wie Milchproduktion in raueren Lagen auf nachhaltige Weise funktionieren kann», erklärt Stiftungsrat Willy Kessler.
[IMG 3]