Wie viel Wasser trinkt eine Kuh am Tag? Welche Pflanzen eignen sich gut für den Futterbau oder wie funktioniert ein gutes Weidemanagement? Solche Fragen werden am Landwirtschaftstag am Montag, 16. Juni auf der Rütti thematisiert. Mittendrin 20 junge Frauen, von denen die meisten zurzeit am Waldhof und auf dem Hondrich die Bäuerinnenschule absolvieren. «Auf vielseitigen Wunsch der Frauen führen wir dieses Jahr zum ersten Mal einen Landwirtschaftstag durch, an dem Themen rund um die Milchviehhaltung, Ackerbau und Mechanisierung im Mittelpunkt stehen», sag Sabine Vogt, Ressortleiterin Höhere Berufsbildung Hauswirtschaft.

Die Schulbank drücken

So heisst es am Montag noch einmal die Schulbank drücken. Simon Tschannen, Lehrer am Inforama, will in einem «Test» schon mal erfahren, was die jungen Frauen alles über den Futterbau und die Milchviehhaltung wissen. Später geht es dann aufs Feld – und von der Theorie in die Praxis. Mit von der Partie ist auch Stefanie Zürcher aus Landiswil. «Ich möchte später einmal mit meinem Partner einen Betrieb übernehmen. Da möchte ich auch mitdiskutieren können, was im Stall und auf dem Feld so abläuft», sagt sie.

Ein Gras, das schnell wächst

Nun fragt Simon Tschannen in die Runde: «Wisst ihr, was das für ein Gras ist?», und hebt zugleich einen Halm in die Höhe. «Das ist ein italienisches Raigras», fährt er fort. Das italienische Raigras sei ein sehr schnell wachsendes Gras, das über einen Meter hoch werden könne. «Im Frühling beginnt das Italienische Raigras etwa ab dem 20. Mai mit dem Ährenschieben. Nach dem Schnitt wächst es schnell nach und bildet, im Gegensatz zum Englischen Raigras, auch im zweiten und dritten Aufwuchs viele Halme», so der Futterbauspezialist. Als Horstgras sei das italienische Raigras auf gelegentliche Versamung im Sommer angewiesen, um in einer Dauerwiese überleben zu können.

Was ist eine Kunstwiese?

Weiter erklärt Simon Tschannen den Unterschied zwischen einer Kunst- und einer Naturwiese. «Meistens wird eine Kunstwiese nach der Getreideernte im August angelegt», sagt er. Eine Kunstwiese sei eine Wiese, die für mehr als fünf Jahre extra angesät werde. «Es ist eine gezielte Auswahl von Gräsern und Kräutern. Die Mischung enthält meistens zwei bis acht Sorten Gras und Klee», hält er fest. Von einer Naturwiese spreche man, wenn sich eine Wiese über mehrere Jahre hinweg natürlich entwickelt habe und eine gewisse Artenvielfalt aufweise. Sei es bei der Kunst- oder Naturwiese, um eine hohe Futtermenge und eine hohe Futterqualität sichern zu können, brauche es eine gesunde und stark Grasnarbe, eine vielfältige Mischung (Energie wie auch Protein) und eine gute Nährstoffversorgung. «Für eine gute Futterqualität muss auch der Unkrautdruck so tief wie möglich sein», so der Spezialist.

Weiden hat viele Vorteile

Weiter geht es dann auf eine Kuhweide. Dort erklärt Simon Tschannen den Teilnehmenden, warum es wichtig ist, die Kühe möglichst im kurzen Gras weiden zu lassen. «Ist das Gras schon zu lange, gibt es nicht nur viele Verluste, sondern auch die Qualität nimmt rasant ab», so der Futterbauspezialist. Eine gute Grundfutterbasis rechne sich ins Portemonnaie. Zum Beispiel: Mehr gehaltreiches Grundfutter, weniger Ergänzungsfutter. «Die Futterkosten machen bis zu 50 % der Vollkosten aus», rechnet Tschannen vor. Er plädiert ganz klar dafür, die Kühe weiden zu lassen, nicht nur wegen der Tiergesundheit, sondern auch, weil die ganze Fütterung so billiger werde. Junges Weidegras habe ganz klar mehr Milchleistungspotenzial als konserviertes Futter, dass man den Kühen im Stall vorlege.

Dem Wachstum anpassen

Damit man auf der Weide nicht Flächen hat, die davon wachsen, sollte man die Koppelgrösse dem Wachstum anpassen. «Das stehengebliebene alte Gras fressen die Kühe auch beim nächsten Rundgang nicht», hält Simon Tschannen fest. Stattdessen gehe die Kühe immer dem jungen Gras nach, was mit der Zeit zu Schäden an der Grasnarbe führen kann. «Fangt im Frühling schon früh an zu weiden. Lasst die Kühe schon raus, wenn ihr denkt, da sei noch gar kein Gras vorhanden», sagt er. Es stimme auch nicht, dass Kühe zu wenig Struktur zu sich nehmen würden, wenn sie immer nur junges Gras fressen. «Studien haben gezeigt, dass das nicht stimmt. Punkto Milchgehalten, Harnstoffwerten, Fruchtbarkeit oder Milchleistung hat junges Gras diesbezüglich keine Nachteile», sagt Tschannen.

Folgende Kurse der bäuerlich-hauswirtschaftlichen Fachschule werden angeboten:

Informationsabend Bildung Bäuerin/Bäuerlicher Haushaltleiter: 19. August, 19 Uhr, Online-Veranstaltung. Vollzeitkurs Berner Oberland 5. Januar bis 2. Juni 2026, inkl. alle Modulprüfungen. Die Anmeldung erfolgt online. Anmeldeschluss ist der 15. September.

Die Futterqualität muss stimmen

Die Grundfutterkosten machen einen wesentlichen Teil der Gesamtkosten in der Milchproduktion aus. Ziel muss sein, diese Kosten auf ein möglichst tiefes Niveau zu bringen, ohne Einbussen der Futterqualität zu riskieren. Während die Vollkosten alle Ausgaben umfassen, die mit der Produktion von Milch verbunden sind, konzentrieren sich die Grundfutterkosten speziell auf die Kosten für die Bereitstellung von Raufutter (z.B. Gras, Heu, Silage). Das Grundfutter ist die Basis einer ausgewogenen, bedarfsgerechten Futterration und muss daher beste Qualitäten aufweisen (hoher Futterwert = ausgewogenes Nährstoffverhältnis, gute mikrobiologische Qualität, gute Fütterungstauglichkeit). Dies ist die wichtigste Voraussetzung für gesunde Tiere und optimale Leistungen.[IMG 2]


Die BauernZeitung fragt: Warum nehmen Sie am Landwirtschaftstag teil?

Der Unterricht ist praxisnah
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Rahel Stucki, Utzenstorf

Ich bin gelernte diplomierte Physiotherapeutin und absolviere zurzeit die Bäuerinnenschule. Das Angebot heute finde ich sehr interessant, darum bin ich hier. Hier möchte ich meinen Horizont im Pflanzen- und Futterbau erweitern. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Sicher sind es viele Informationen auf einmal. Doch der Unterricht ist praxisnah und fachmännisch. Später möchte ich mit meinem Freund unsere zwei Betriebe zusammen führen. Einer ist in Utzenstorf und der andere von meinem Freund in Höchstetten.

Mit meinem Freund mitreden können
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Stefanie Zürcher, Landiswil

Nächstes Jahr schliesse ich die Bäuerinnenschule ab, und ich habe von diesem Angebot hier gehört. Da mein Freund im Pflanzenbau sehr stark ist, habe ich gedacht, es würde nicht schaden, wenn ich mich auch hier ein wenig weiterbilden würde. Um eine Diskussion im Acker- oder Futterbau führen zu können, braucht man ein wenig Vorkenntnisse. Gelernt habe ich Expertin für Intensivpflege, doch ich möchte später einmal mit meinem Freund einen landwirtschaftlichen Betrieb in Landiswil führen.

Ich habe heute viel Neues gelernt
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Tamara Herren, Ittigen

Ich komme aus der Landwirtschaft und absolviere jetzt die Bäuerinnenschule. Ich finde es wichtig, dass eine Frau auf Fragen antworten kann, die nicht nur den Haushalt betreffen, sondern auch den Acker- und Futterbau. Der heutige Tag war sehr lehrreich. Bei einigen Themen wusste ich schon mehr, bei anderen noch nichts. Ich habe Expertin für Intensivpflege gelernt, wollte aber schon als Kind Bäuerin werden. In Zukunft möchten wir in Ittigen den elterlichen Betrieb meines Freundes übernehmen.