Das Thema Grenzen von verschiedenen Seiten beleuchten. So lautete der Titel des Weiterbildungskurses für die Partnerinnen von Berner Lehrmeistern. Doris Brönnimann, Coach, Bäuerin und Pflegefachfrau, gab in Inputreferaten Tipps zum Thema Grenzen im Alltag. Viel Zeit war eingeplant worden, damit sich die Teilnehmenden vergangene Woche am Inforama Rütti, Zollikofen, in kleinen Gruppengesprächen austauschen konnten. Ueli Lehmann, Bildungsverantwortlicher beim Berner Bauernverband (BEBV) gab zudem am Nachmittag einen Schnellkurs zur Handhabung des Lohnprogrammes des BEBV.
Die (unsichtbare) Arbeit
Doris Brönnimannrief den Teilnehmenden ins Bewusstsein, was von Bauernfamilien mit Lernenden am Tisch und in der Familie eigentlich geleistet wird. Einen grossen Anteil tragen dabei die Frauen mit den sogenannten «Soft Skills», also weichen Fähigkeiten, die oft von aussen gar nicht wahrgenommen werden. Wertschätzung erfahren und geniessen, hiess es für die Frauen und die drei anwesenden Männer, als Doris Brönnimann einen symbolischen Blumenstrauss zauberte. Auf jedem einzelnen Blütenblatt, das sie auf gezeichnete Stängel aufklebte, stand eine Eigenschaft oder Fähigkeit. Doris Brönnimann machte unter anderem deutlich: «Ihr seid zielstrebig, belastbar, ausdauernd, lernbereit, neugierig, emphatisch, sorgfältig, strukturiert.» Und: «Seid euch selbst!» Dass der Coach mit dieser Aktion den Nerv der Frauen getroffen hat, wurde in den Wortmeldungen deutlich.
Lernende sind keine Gäste
Doris Brönnimann vermittelte, was es braucht, um mutig Grenzen setzen zu können. Sie machte etwa deutlich: «Grenzen liebevoll achten, hat nichts mit Egoismus zu tun.» Im Gegenteil, seine Grenzen mitzuteilen, schaffe Klarheit und auch Freiheit. Zu oft würden sich Frauen überfordern, mit dem was sie wollen und sollen. Um die Grenzen ziehen zu können, muss sich aber jede und jeder zuerst über die eigenen Bedürfnisse und Werte im Klaren sein. Unsere Gefühle seien ein Wegweiser dafür, was wir für Bedürfnisse hätten. Würden Grenzen nicht beachtet, mache das auf Dauer unzufrieden und krank. Und auch auf dem Lehrbetrieb, wo Leben und Arbeiten vermischt sind, gelte es, Grenzen zu setzen. Doris Brönnimann erinnerte die Frauen daran, dass an erster Stelle immer die Familie und danach die Lernenden und Angestellten stehen sollten. «Lernende sind keine Gäste», machte sie deutlich. Um die Grenzen klar aufzuzeigen, sei etwa eine Hausordnung hilfreich. Diese könne auch Leitlinien, Betriebsphilosophie oder Haus- und Hofregeln genannt werden. Um eine solche Liste zu erstellen, sei es nötig, zu überlegen, was der Familie wichtig erscheint. Die Punkte sollen auch von der gesamten Familie als Vorbilder gelebt werden.
Sowohl Doris Brönnimann wie auch Ueli Lehmann raten dringend, die Hausordnung von den Lernenden unterschreiben zu lassen oder direkt in den Lehrvertrag zu integrieren. So erhalten die Regeln mehr Gewicht. Als sehr wertvoll erachteten die Teilnehmenden, zu hören, was und wie anderswo konkret gehandhabt wird. Nach der Mittagspause galt der Austausch dem Thema, was einen guten Lehrbetrieb, auch in Bezug auf Grenzen denn ausmacht.
Weitere Infos: www.doris-broennimann.ch | www.bernerbauern.ch