Interview «Mit Agrotourismus sollte ein Zusatzeinkommen von 20 bis 30 Prozent generiert werden» Saturday, 31. December 2022 Ferien auf dem Bauernhof erfreuen sich grosser Beliebtheit, nicht nur bei Familien. Letztes Jahr verzeichnete der Verein «Ferien auf dem Bauernhof» (FeBa) 40'000 Übernachtungen. Vereinspräsident Hanspeter Stark spricht im Interview über noch brachliegendes Potenzial und administrative Hürden.

BauernZeitung: Herr Stark, welche Betriebstypen und welche Regionen sind  bei den Gästen besonders gefragt?

Hanspeter Stark: Beliebt sind Angebote auf Höfen mit Tieren oder Höfe mit schöner Aussicht, guter Anbindung ans Radweg- oder Wanderwegnetz. Einen eindeutigen Trend stellen wir aber nicht fest.

In der West- und in der Südschweiz wären weitere Angebote wünschenswert. Neben einer funktionierenden, nachhaltigen Landwirtschaft – unabhängig von der Betriebsrichtung –  ist vor allem wichtig, dass die Anbieter sich als Gastgeber sehen und ihre Aufgabe mit Herzblut verrichten. Für gute Angebote hat es auf dem Markt immer Platz.

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Wie haben sich die Übernachtungszahlen in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Wir spüren im Allgemeinen eine steigende Tendenz. Insbeson­dere in Zeiten von Corona-Shutdowns und Reisebeschränkungen konnten jene Angebote, welche ohne persönliche Kontakte funktionierten, wie Ferienwohnungen, einen Anstieg der Übernachtungszahlen verzeichnen. Es kommen immer wieder Gäste aus dem angrenzenden wie aus dem fernen Ausland.

«Die Hauptgruppe stellen nach wie vor die Schweizer Gäste.»

Hanspeter Stark zur Zielgruppe von FeBa

Welche Themen beschäftigen den Verein und dessen Mitglieder besonders?

Auf Stufe Verein sind es die Gewinnung neuer Mitglieder und eine gute Vermarktung unserer Angebote. Auf politischer Ebene ist für uns die Raumplanung ein Schwerpunktthema. Es gilt, zu verhindern, dass touristische Angebote auf den Bauernhöfen eingeschränkt werden. Hier kämpfen wir für eine massvolle bauliche Erweiterung auf den Höfen.

Die Auflagen in der Landwirtschaft steigen und der Papierkram nimmt stetig zu. Ist diese Entwicklung auch in der «Hotellerie» festzustellen?

Die Anforderungen für Ferien auf dem Bauernhof sind mit jenen der Hotellerie zu ver­gleichen. Dazu gehört auch ein gewisser bürokratischer Aufwand. Kurtaxen abrechnen, Angebote erstellen usw. gehören zum Metier eines Anbieters von Ferien auf dem Bauernhof.

Mit welchen Organisationen arbeitet FeBa zusammen?

Wir arbeiten mit verschiedenen Organisationen zusammen. Als Mitglied von Schweiz Tourismus sind wir aktuell mit der Umsetzung des Labels Swisstainable für unsere Mitglieder beschäftigt. Als bäuerlicher Betriebszweig ist die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Bauernverband zentral und wichtig.

Und mit welchen Organisationen würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Aktuell sind wir mit unseren Partnerschaften und Mitgliedschaften gut aufgestellt. Natürlich sind wir immer offen fürweitere Inputs.

Sehen Sie eine Möglichkeit, dass sich Ihr Verein Airbnb anschliesst?

Wir sehen Airbnb als Ergänzung zu unserem Angebot, vor allem im urbanen Raum. Die Erwartungen unserer Gäste und  der Airbnb-Gäste sind aber unterschiedlich.

«Airbnb ist ein internationaler Konzern. Eine Marke wie Ferien auf dem Bauernhof würde in der Masse untergehen.»

Hanspeter Stark zu einer möglichen Zusammenarbeit mir Airbnb

Zum Schluss: Welche mittel- und langfristigen Ziele haben Sie mit dem Verein FeBa?

Der Verein Ferien auf dem Bauernhof Schweiz setzt auf einen nachhaltigen Tourismus, der den Gästen überdies verschiedene Aspekte der heutigen Landwirtschaft näherbringen kann. Für den Verein sollen weitere Anbieter als Mitglieder gewonnen werden.

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