«Ich habe die Ausbildung zur Landwirtin gemacht, um meine Chancen auf einen eigenen Nebenerwerbsbetrieb von 0 % auf 0,1 % zu erhöhen», meint Sabrina Bloch. Sie hat die Ausbildung berufsbegleitend im Jahr 2020, mit 33 Jahren, absolviert. Ihre Familie hat keinen landwirtschaftlichen Hintergrund, sie sind in der Jagd unterwegs. Der Bezug zur Landwirtschaft ist aber schon länger da.
In der Landwirtschaft tätig
Zum einen mit der Rehkitzrettung, da hat sie viel Kontakt mit Landwirten. Zum anderen arbeitet sie auf verschiedenen Betrieben von Freunden und Bekannten mit und war während der Corona-Zeit in einem Hofladen tätig. Denn eigentlich sei es ihr Traum gewesen, im Nebenerwerb einen Betrieb zu führen. Diese Idee konnte sie nur bedingt umsetzen, heute besitzt die 38-jährige Schweizerin mit chilenischen Wurzeln einen kleinen ehemaligen Betrieb mit 4,2 ha Land mit Wald und eingetragener Waldweide. Noch weiden auf der Weide die Kühe der Nachbarn, sie schliesst aber nicht aus, dass in mittlerer Zukunft ein Hirschgatter oder auch Schafe die Fläche beweiden. Da sie das letzte Grundstück in einer Sackgasse – abgelegen und naturnah – besitzt, würde sich dies anbieten. Oder Beerensträucher, die bereiten ihr auch Freude. Das Ziel sei schon, ihre Ländereien mittelfristig selbst zu nutzen. Der Wald wurde bereits von extern aufgeräumt, und Bloch selbst war in den letzten zwei Jahren mit dem Innenausbau des Hauses und dem Garten beschäftigt.
«Ich konnte mir nie nur einen Job vorstellen.»
Sabrina Bloch, Landwirtin, Physiotherapeutin und Jägerin.
«Ich konnte mir nie nur einen Job vorstellen, fünf Tage die Woche immer das Gleiche? Nein, schon einen halben Tag pro Woche etwas anderes zu machen, auch wenn man vielleicht dort weniger verdient, ist megacool und fühlt sich viel weniger streng an», sagt sie. Sabrina Bloch ist ausgebildete Physiotherapeutin und Unternehmensführerin und hat sich bereits früh selbstständig gemacht. So arbeitet sie in Roggwil in einer Gemeinschafts-, und in Zell in ihrer eigenen Praxis und macht zudem Hausbesuche. Letzteres sei zwar finanziell vielleicht weniger interessant, aber man wisse nie, wann man es selbst benötige. Auch ihr Grosi habe das gebraucht, und darum sei ihr das wichtig. Zudem arbeitet sie einen Tag pro Woche auf dem benachbarten Hof bei ihrer Kollegin in der Fleischverarbeitung, macht Tierurnen aus Ton und besitzt in Lungern ein kleines Berggut, das sie via Airbnb vermietet.
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Ruhe und Natur
Das Berggut ist ein «Heimetli», über eine kleine Bergstrasse zu erreichen. Vor drei Jahren sah sie das Inserat in der Zeitung und war sofort begeistert. Strom und fliessend Wasser habe es, meint sie schmunzelnd, aber auf WLAN habe sie bewusst verzichtet. Denn das Berggut soll ein Ort der Ruhe und Erholung bleiben. Der Ausblick in die Berge und auf den Lungernsee, die Gemsen, die häufig vorbeiziehen und ein Hotpot laden zum Verweilen ein. Die Übergabe an Feriengäste hat sie mit einem Self-check-in und -out gelöst. So, dass sie nicht immer vor Ort sein muss. Für die Reinigung und als Ansprechperson vor Ort hat sie eine tolle und vielseitig begabte Frau aus dem Dorf engagiert, wobei sie ungefähr jedes zweite Mal dies selbst übernehme. Ebenso wasche sie die Wäsche selbst, also ein weiterer Arbeitsplatz von Bloch.
Daneben ihre Leidenschaft – die Jagd. Sabrina Bloch ist ausgebildete Jägerin, ihr Herzensprojekt ist die Rehkitzrettung mit ihrem Team. Während der Saison, die bis zu 100 Stunden Einsatzzeit umfasst, ist sie jagdlich ausschliesslich für Kitze unterwegs. Bereits im fünften Jahr sei sie nun dabei, mittlerweile mit einer Profidrohne, die sie mithilfe eines privaten Crowdfundings finanzieren konnte. Mit der neuen Drohne habe sie pro Parzelle zwei Minuten, diese abzufliegen, mit der vorherigen seien es elf gewesen. Durch ihr Engagement und ihrer Zuverlässigkeit – die Landwirte dürfen ihr bis abends um 22 Uhr anrufen für den Folgetag – klappt die Rettung mittlerweile sehr effizient. Dies mache die Arbeit umso schöner und kompensiere den wenigen Schlaf etwas. «In der Zeit wissen meine Patient(innen), dass ich je nach Wetter und Nachfrage einen Termin auch kurzfristig absagen muss», erklärt die Jägerin.
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Die Jägerinnen
Um die Frauen in der Jagd zu stärken ist Sabrina Bloch eine von vier Mitbegründerinnen, die vor einem Jahr «Diana Helvetia» gegründet haben. Einen Club für Jägerinnen aus der ganzen Schweiz. Idee ist, dass Kurse angeboten werden und gemeinsam geschossen wird. Jeweils mit weiblichen Referenten, von Frauen für Frauen. Denn sie habe gesehen, dass sich Frauen bei Kursen häufig zurückgenommen und den Männern den Vortritt gelassen hätten. Oder auf dem Schiessplatz ungefragt, wenn auch nett gemeint, «Tipps» erhalten haben von männlichen Mitschützen. Wobei sie selbst beobachte, dass man relativ weit sei und auch Frauen immer mehr nach ihrer Leistung und nicht nach dem Geschlecht bewertet würden. So habe in ihrer Jagdgesellschaft jeder seinen Job, schiessen, Fleisch verkaufen, kochen, Rehkitze retten, jede(r) das, was ihm am meisten liegt. Bei der Jagd sei ihr zudem wichtig, was sie auch sehr gerne mache, den Leuten zu erklären, dass man das ganze Tier «nose to tail» verwerten könne.
Was die Zukunft noch bringe, da lasse sie sich überraschen. Sicher ist, es wird immer vielseitig bleiben. Denn nebenbei hat Bloch auch das Wirtepatent und den Imkereikurs absolviert. Es stehen ihr also vielseitigste Möglichkeiten zur Verfügung.