Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich vor zwei Jahren auf eine einsame Alp zurückgezogen, ohne Zugang zu Informationen. Diesen Frühling wären Sie wieder in die Zivilisation zurückgekehrt. Sie würden die Welt rund um die Landwirtschaft nicht mehr verstehen! Neben den Agrar-Initiativen, welche aufzeigten, dass der Rückhalt der aktuellen Landwirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung bröckelt, waren da auch noch die massiven Einschnitte durch die Pandemie. Vor zwei Jahren unvorstellbar.

Riesiger Fortschritt bei Digitalisierung

Nicht alle landwirtschaftlichen Schulen waren vor der Pandemie im Bereich der Digitalisierung gleich weit. Sicherlich haben alle während dem ersten Lockdown einen riesigen Fortschritt gemacht. Der zweite Lockdown während dem Winter forderte die höhere Berufsbildung noch einmal stark. Hier war Präsenzunterricht grundsätzlich verboten. Dies hat wohl dazu geführt, dass die Digitalisierung in der Höheren Berufsbildung nachhaltig Einzug halten wird.

Begriffe unterscheiden

Beim Thema Digitalisierung in der Bildung muss man aber ein paar Begrifflichkeiten unterscheiden:

  • Digitale Lehrmittel/Plattformen: Dabei geht es um den «papierlosen» Unterricht. Dabei sollen die Lehrmittel nicht einfach in ein PDF umgewandelt werden. Digitale Lehrmittel sollen mit diversen Zusatzfunktionen wie Lernvideos, Übungen und Vertiefungsmöglichkeiten ergänzt werden. Auf digitalen Plattformen kann der Austausch zwischen den Lehrpersonen und den Lernenden und Studierenden stattfinden. Die modernen Plattformen bieten zudem weitere Möglichkeiten an, wie Abspeichern von Dokumenten, Erstellen von Lernquiz, Notizbücher für den Unterricht und vieles mehr.
  • Blended Learning ist eine Kombination von digitalem Selbst-Lernen und Präsenzveranstaltung. Die Lernenden und Studierenden lernen neben dem klassischen Unterricht einen Teil des Stoffes individualisiert mit digitalen Lernprogrammen (z. B. Lernvideos kombiniert mit Kontrollfragen).
  • Distance Learning ist die Methode, dass die Lernenden/Studierenden zu Hause sind und die Lehrperson über digitale Plattformen unterrichten. Es können dabei auch Elemente des Blended Learning einfliessen.
  • Hybrider Unterricht ist die Form, dass der Unterricht im Klassenzimmer stattfindet, aber direkt live übertragen wird, dass auch Lernende/Studierende von zu Hause aus den Unterricht verfolgen können. Während des zweiten Lockdowns wurde der hybride Unterricht vor allem angewendet, um Lernende, welche wegen Quarantänebestimmungen zu Hause bleiben mussten, am Unterricht teilhaben zu lassen.

Sozialer Kontakt kam viel zu kurz

Verfügten vor der Pandemie wohl nur die Hälfte der Landwirtschaftsschulen über starke digitale Plattformen, haben sich diese nun zusammen mit den digitalen Lehrmitteln durchgesetzt. Der Winter-Lockdown in der höheren Berufsbildung zeigte die negativen Seiten des Distance Learnings. Der soziale Kontakt kam viel zu kurz. Gerade die Betriebsleiterschule lebt vom fachlichen Austausch und dem Knüpfen von Banden fürs Leben.

Neue Angebotsformen werden sich etablieren

Reine Distance-Angebote werden sich in der Landwirtschaft nicht durchsetzen.Vor allem in der höheren Berufsbildung werden sich aber neue Angebotsformen etablieren. Dadurch, dass die Schulen in der höheren Berufsbildung in einer gewissen Konkurrenz stehen, wird sich hier eine Dynamik entwickeln, welche sich positiv auf die Angebote auswirken wird. In der Grundbildung muss die Digitalisierung vor allem dazu genutzt werden, den Unterricht individualisiert zu gestalten, dass mit Hilfe der Digitalisierung auch schwache Lernende besser unterstützt werden. Die Instrumente sind jetzt da, jetzt muss nur noch der Unterricht entsprechend organisiert werden.