[IMG 2] Die Schweiz pflanzte Hecken. Am 26. Oktober fand der sechste nationale Heckentag statt, organisiert vom Verein Heckentag Schweiz. Über 200 Freiwillige legten laut dem Organisator auf insgesamt fast drei Kilometern neue Wildhecken an. Neben dem Anpflanzen pflegten die Freiwilligen und Schulklassen bestehende Hecken, und sie erschufen auch Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen für Kleinstlebewesen.

In der Ostschweiz wurde unter anderem in Schönholzerswilen gepflanzt. Hier legten Mitglieder des Vereins Förderband Gabris sowie durch Heckentag Schweiz aufgebotene Freiwillige eine neue Hecke an. Beim Verein Förderband Gabris handelt es sich um einen Verein, der um den Gemeinschaftshof Gabris angelegt ist.

Der Verein will die Stadt- mit der Landbevölkerung verbinden, dazu setzt er auf freiwillige «Städter», die auf dem Hof mitarbeiten und bei verschiedenen ökologischen Projekten wie dem Heckentag mithelfen. Karl Heuberger vom Verein Förderband Gabris erklärt, warum der Verein sich am Heckentag beteiligt hat und wie der Anlass verlaufen ist.

 

Herr Heuberger, warum beteiligt sich der Verein am Heckentag, und warum machen Sie persönlich mit?

[IMG 3] Karl Heuberger: Ich bin hier in der Region aufgewachsen und kenne mich hier aus. Es tut mir weh in den Augen, wenn ich diese ausgeräumte Landschaft sehe und ich mich erinnere, wie es hier früher einmal ausgesehen hat. Es motiviert mich, wenn ich Strukturelemente wie zum Beispiel diese Hecke erschaffen und so die Landschaft verbessern kann. Unser Engagement hier gehört zum Vereinszweck, nämlich, dass wir etwas für die Biodiversität und deren Förderung machen. Und so ein Tag ist natürlich ein tolles Mobilisierungselement für Freiwillige. Es gibt Landwirte, die es schätzen, wenn man ihnen unter die Arme greift und Freiwilligenarbeit macht.

Was haben Sie erzielt?

Wir haben einen Samstag lang von 9 bis 16 Uhr gemeinsam auf einer Länge von 105 Metern eine neue Wildhecke angelegt. Insgesamt haben wir 300 Wildsträucher angepflanzt, davon 250 niedrig wachsende Wildsträucher wie zum Beispiel Holunder, Kornelkirsche, Gemeine Felsenbirne und Pfaffenhut und auch 50 hochwachsende Sträucher wie etwa Feldahorn, Hainbuche und Hasel. Die Hecke steht nun, sie ist dreireihig mit einem Pflanzenabstand von 110 cm, ein Wildschutzzaun schützt sie vor Verbiss.

Und welche Erfahrung haben Sie gemacht?

Ich war am Anfang etwas erstaunt, weil sich vierzehn Personen angemeldet hatten und wir am Ende nur zu acht waren. Das zeigt mir, dass Freiwilligenarbeit anspruchsvoll ist, und solange man die Menschen nicht kennt, ist die Verbindlichkeit nicht gegeben. Ich war aber auch etwas froh, weil ich Respekt davor hatte, mit vierzehn Menschen zu arbeiten, und jene, die kamen, waren alles hoch motivierte Freiwillige. Es war echt cool, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Nach drei Stunden hatten wir die Hecke gepflanzt, und die restliche Zeit nutzten wir zur Erstellung eines Wildschutzzaunes.

Was waren das für Menschen, die freiwillig arbeiten kamen?

Wir waren vier Mitglieder des Vereins Förderband Gabris und vier Freiwillige aus der Stadt St. Gallen. Letztere waren eine Gruppe pensionierter Herren, die üblicherweise samstags oft gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachgehen und sich gedacht haben, dass es schön wäre, sich gemeinsam im Rahmen des Heckentages zu beteiligen. Es war für sie eine tolle Sache, und sie waren erstaunt über das Resultat, das man zusammen in ein paar Stunden erreichen kann. Es gab mir allerdings auch zu denken, dass wir alles Pensionäre waren. Ich habe die Jüngeren vermisst.

Inwiefern? Weshalb, denken Sie, kamen keine Jüngeren?

Die Jüngeren stehen noch im Arbeitsprozess und beschäftigen sich mit genügend anderen Sachen, denen sie neben dem Arbeitsalltag Priorität geben. Ich denke aber auch, dass sie ein anderes Bewusstsein für die Natur und die Landwirtschaft aufweisen, dazu konnte ich eine interessante Erfahrung machen.

Was war das für eine?

Bei uns stand vor drei Wochen eine Gruppe von Studenten der Pädagogischen Hochschule im Einsatz, alles angehende Sekundarlehrer. Einige von ihnen schienen mir irgendwie etwas verloren in der Natur und stellten viele Fragen. Für die Antworten musste ich oft sehr weit ausholen und ihnen grundlegende, für mich bekannte Sachen erklären.

Zum Beispiel?

Nun, wir reinigten zusammen einen Bach, und ich musste ihnen erklären, was die Funktion eines Baches ist, und warum Bäche für unser Ökosystem wichtig sind. Ich meine das nicht als Kritik und finde es toll, dass die jungen Menschen uns auf dem Hof geholfen haben. Es war einfach eine Feststellung für mich, dass das Wissen bei den Jüngeren nicht vorhanden ist und darum vermehrt ältere Menschen bei uns am Heckentag teilnahmen. Vielleicht erinnern sie sich auch noch daran, dass die Landschaft früher vielfältiger war. Die jüngeren sagen sich vielleicht, das sei ja immer schon so gewesen.

Können Sie noch etwas zu Hecken allgemein sagen?

Oft scheint es für Landbesitzer etwas ungewohnt zu sein, sich für eine Hecke zu entscheiden. Dabei sind Hecken nebst anderen Strukturelementen in der Landschaft so wertvoll für den Erhalt der Biodiversität. Landwirte und Grundstückseigentümer sind privilegiert, es liegt in ihrer Hand, aktiv einen Beitrag für eine vielfältige Landschaft zu leisten. Und sie können sicher sein: Das Interesse und die Bereitschaft, sie dabei zu unterstützen, sind gross. Der Heckentag 2024 ist ein guter Beweis dafür.

 

Hausapotheke, Buffet und Lebensraum

Legt man eine neue Hecke an, hat man die Qual der Wahl: Welche Arten soll man nehmen? Anbei ein Kurzbeschrieb dreier beliebter Heckenpflanzen.

Schwarzer Holunder: Er galt aufgrund seiner Heilkraft über Jahrhunderte als wahre «Heckenapotheke». Seine Blüten enthalten ätherische Öle und werden in Sirup oder als Tee eingesetzt. Die Beeren enthalten viel Vitamin C, wirken schleimlösend und stärken das Immunsystem. Für die Biodiversität ist der Holunder ein Magnet. Seine Früchte und Blüten bieten Nahrung und seine dichte Struktur schafft Unterschlupf für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere.

Kornelkirsche: Sie wird auch gelber Hartriegel genannt. Ihre Früchte gelten als gut für das Immunsystem und die Verdauung. Ihr Holz ist extrem hart und wurde früher für Werkzeuggriffe verwendet. Die Kornelkirsche blüht im März und bietet eine erste wichtige Nektarquelle für Bienen und Insekten. Vögel und Kleinsäuger geniessen ebenfalls die Früchte.

Das Pfaffenhütchen: Das extrem harte Holz wurde früher zur Herstellung von Spindeln verwendet. Die leuchtend gelben Früchte sind für den Menschen giftig. Das Pfaffenhütchen bietet Nahrung für Vögel wie Amseln, Drosseln und Rotkehlchen. Seine Blüten locken viele Schmetterlinge und Wildbienen an. 

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Ein Tag für die Hecke Es wurde angepackt und 5930 Heckenpflanzen neu gesetzt Tuesday, 31. October 2023