Lebensmittel mit dem Aufdruck «mindestens haltbar bis ...» kann man über das angegebene Datum hinaus ohne Risiko essen. Voraussetzung ist, dass sie korrekt gelagert wurden. Zudem sollten sie gut aussehen, riechen und schmecken. Lebensmittel mit der Angabe «zu verbrauchen bis ...» sollten hingegen bis zum angegebenen Datum gegessen, tiefgekühlt oder entsorgt werden. (Quelle: Foodwaste.ch, Tischlein deck dich)

Plus 360 Tage essbar

Mehl, Teigwaren, Reis, Salz, Gewürze, Essig, Zucker, Süssstoffe, Sirup, Honig, Konfitüre, Schokolade und Süsswaren, Tee und Kaffee[IMG 2]

 


Plus 120 Tage essbar

Fett, Öl, ungekühlt lagerbare ­Getränke wie Mineral­wasser oder Softdrinks, Dosenkonserven (Gemüse, Fleisch, Früchte), Gemüse in Gläsern, in Öl eingelegte Produkte, Trockensuppen und -saucen, Frühstückscerealien, Knäckebrot, Zwieback [IMG 3]

 


Plus 90 Tage essbar

Tiefkühlprodukte

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Plus 30 Tage essbar

Gekühlte Getränke wie Frucht- oder Gemüsesaft, UHT-Milch, Butter, ­Hartkäse, salzige Snacks, Cracker, gebackene Snacks, Samen, Nüsse[IMG 5]

 


Plus 14 Tage essbar

Quark, Joghurt, Frischkäse, Weichkäse, Pökelwaren zum Rohessen: Rohschinken, Salami, Salsiz, gekochte Eier, vorverpackte Backwaren[IMG 6]

 


Plus 6 Tage essbar

Rohe Eier, Past-Milch, Konfekt, Kuchen, Kleingebäck aus Blätterteig [IMG 7]

 


Verbrauchsdatum: Plus 90 Tage (wenn tiefgekühlt)

Viele Lebensmittel mit der Angabe «zu verbrauchen bis …» kann man tiefkühlen. Dies muss aber spätestens am angegebenen Datum geschehen. Einige Esswaren sind zudem fürs Tiefkühlen ungeeignet, da sich ihre Konsistenz oder der Geschmack verändern. Geeignet sind zum Beispiel Frischfleisch und Pökelwaren zum Kochen wie Kochschinken und Brühwürste. Oder Reibkäse sowie Fisch- und Meeresfrüchte.[IMG 8]

 


Tiefkühlen oder entsorgen

Lebensmittel mit Verbrauchsdatum («zu verbrauchen bis …»), die nicht bis zu diesem Datum verbraucht oder tiefgekühlt wurden, müssen entsorgt werden, um Gesundheitsschäden zu vermeiden Das gilt etwa für unverpacktes Frischfleisch. Einige Lebensmittel eignen sich zudem nicht zum Tiefkühlen, wie Patisserie oder Pudding mit Gelatine.[IMG 9]

 


 

«Oft verstehen die Leute die Haltbarkeitsdaten zu wenig»

Frau Spori, warum engagieren Sie sich gegen Food Waste?

Karin Spori: Für mich ist die Food-Waste-Vermeidung nebst einer umwelttechnischen auch eine ethische Frage, denn eine Milliarde Menschen hat zu wenig zu essen. Zudem sind Lebensmittel besondere Produkte, weil sie verderblich sind. Sie brauchen daher auch einen besonderen Umgang. Nicht zuletzt steht Lebensmittel wegwerfen für mich im Gegensatz zu dem guten Gefühl, das man hat, wenn man sich zum Essen gemeinsam an einen Tisch setzt.[IMG 10]

Wie stark ist Food Waste auch ein Umweltthema?

Die Ernährung hat laut Umweltbericht des Bundesamtes für Umwelt eine noch stärkere negative Auswirkung auf die Umwelt als die private Mobilität und das Wohnen! Durch unseren Ernährungsstil brauchen wir nicht nur Ressourcen im Inland, sondern vor allem auch im Ausland. So werden zum Beispiel in Südspanien mehr Gemüse und Früchte angebaut, als die Wasserreserven zulassen.

In welchem Bereich kann man am meisten verändern?

Von der Menge her im Verarbeitungssektor, zum Beispiel durch die Nutzung von Nebenströmen. Ein Beispiel ist die Molke. Auf ein Kilo Käse entstehen rund neun Kilo Molke, die noch wenig für den Menschen genutzt werden. Schaut man aber nicht die Menge, sondern die Umweltwirkung an, so können die Konsumenten im Privathaushalt viel bewirken.

Was ist mit dem Handel?

Im Handel entsteht zwar prozentual nicht der grösste Anteil an Food Waste, doch er hat eine grosse Hebelwirkung auf die vor- und nachgelagerten Stufen, zum Beispiel durch Normvorgaben bei den Lieferanten oder auch auf uns Konsumenten: Nur «perfektes» Gemüse im Laden zu sehen, beeinflusst uns unterbewusst in der Wahrnehmung, was wir als normal anschauen. Und fördert wiederum, nur Perfektes zu kaufen.

Und die Haushalte?

Etwa 28 Prozent des Food Waste wird in den privaten Haushalten verursacht. Dort sehe ich viel Potenzial für Verbesserungen. Das spart Kosten, Ressourcen und ist gut fürs Klima.

Weiss man, was genau die Leute wegwerfen?

Brot und Frischgemüse landet regelmässig im Abfall. Auch die falsche Interpretation der Haltbarkeitsdaten führt dazu, dass Lebensmittel manchmal sogar ungeöffnet weggeworfen werden.

Werden Lebensmittel zu wenig wertgeschätzt, weil sie im Verhältnis günstig sind?

Wir brauchen im Durchschnitt nur 6,8 Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel. Wahrscheinlich würden wir den Esswaren tatsächlich mehr Sorge tragen, wenn sie teurer wären. Das zeigt das Beispiel Kamerun: Dort geben die Menschen fast die Hälfte des Lohns für Lebensmittel aus und werfen fast nichts weg.

Warum landen so viele Lebensmittel im Abfall?

Manche schätzen den Wochenendeinkauf falsch ein, kochen zu viel oder lagern die Waren falsch. Dazu kommt: Wenn wir uns vor einem nicht mehr ganz frischen Lebensmittel ekeln, essen wir es nicht mehr, selbst wenn es noch möglich wäre. Oft verstehen die Leute auch die Haltbarkeitsdaten zu wenig.

Warum werden die Haltbarkeitsdaten falsch verstanden?

Die Leute befürchten, dass die Lebensmittel nach dem Datum «mindestens haltbar bis …» gesundheitsschädigend sind. Doch das stimmt nicht. Es kann nach einiger Zeit zu Qualitätseinbussen kommen, zum Beispiel nimmt der intensive Geruch ab oder die Farbe verändert sich ein wenig, aber gefährlich werden diese Esswaren nicht. Natürlich verderben auch Lebensmittel mit dieser Datierung irgendwann. Aber diese Verderbsanzeichen sind immer mit den Sinnen wahrnehmbar. Bei einem schimmligen Joghurt kommt niemand auf die Idee, dieses noch zu essen.

Gibt es alternative Ansätze zum Mindesthaltbarkeitsdatum, kurz MHD?

In England wurden die Haltbarkeitsdaten auf einigen Produkten daher abgeschafft. In der Schweiz gelten neu sogenannte «MHD+-Abgabegrenzen». Sprich, je nach Lebensmittel kann man dieses bis zu +360 Tage nach dem MHD ohne Risiko an Kunden verkaufen und natürlich selber geniessen – wie beispielsweise Schokolade. Mehr Informationen findet man auf unserer Website.

Das Haltbarkeitsdatum gilt für geschlossene Packungen. Was, wenn die Packung offen ist?

Auch hier hilft bei einem MHD die sensorische Prüfung: Wie sieht das Produkt aus, wie riecht es, wie schmeckt es?

Was ist mit den Angaben «zu verbrauchen bis …»

Daran sollte man sich halten, da Lebensmittel sonst gesundheitsschädigend sein könnten. Zum Beispiel können sich Salmonellen entwickeln, die man nicht mit den Sinnen wahrnehmen kann. Da hilft auch die sensorische Prüfung nicht. Einige dieser Esswaren wie beispielsweise Fleisch kann man aber rechtzeitig tiefkühlen und so deren Haltbarkeit um 90 Tage verlängern.

Was tun Sie persönlich, um Food Waste zu vermeiden?

Ich kaufe zum Beispiel keine ganzen Brote mehr, nur noch Brötchen. Wenn ich Resten habe, überlege ich mir, was ich Kreatives daraus kochen kann. Aber es braucht Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und klare Prioritäten. Doch wir sollten die Wertschätzung von Lebensmitteln erhöhen.

Weitere Informationen: www.foodwaste.ch