Bis zu den Hüften steht Heidi Kohler im hohen Gras und strahlt. Bereits auf den ersten Metern entdeckt die Pflanzenkundlerin in dieser Hecke eine Pflanzenvielfalt, welche sie begeistert. Anfangs Juni zeigte sie einer Gruppe Landfrauen aus Gerzensee, was möglich ist, wenn eine Hecke gepflegt wird und die Pflanzenvielfalt sowie verschiedene Lebensräume gezielt gefördert werden.

Unterschiede in der Pflanzenvielfalt

Die Landschaft auf dem Belpberg, dem Moränenhügel zwischen Aare- und Gürbetal ist geprägt von zahlreichen, lang gezogenen Hecken. Zumeist stehen darin riesige alte Eichen, die dem aufmerksamen Besucher sofort ins Auge stechen. Wer aber eine Hecke näher anschaut, der erkennt grosse Unterschiede in der Pflanzenvielfalt. Während die einen vorwiegend aus wuchernden Haselstauden beste­hen, sind andere wahre Schatztruhen. Ein besonderes Bijou in Sachen Hecke steht auf der Egg, am nördlichen Ende des Belpbergs. Zwar ist auch die Aussicht von dort paradiesisch, doch wie immer liegt die wahre Schönheit im Detail. Und solche Details fanden die Landfrauen auf ihrem Pflanzenspaziergang viele. Die Hecke wurde vor einigen Jahren vom Vogelschutzverein verjüngt und hat sich seither zu einem vielfältigen Lebensraum für kleine und grössere Tiere, Insekten und Vögel entwickelt. Diese Lebensräume wurden zum Teil auch künstlich angelegt, wie etwa der Steinhaufen, der innen hohl ist und eine ideale Bleibe für Wiesel bieten würde. Mehrere Untersuchungen haben bisher jedoch nur Katzenspuren zum Vorschein gebracht, erzählt Susanne Rohr, welche zusammen mit Fritz Krebs die Flächen rund um die Hecke bewirtschaftet und sich an der aufblühenden Natur erfreut. Doch dazu musste die Hecke radikal verjüngt, Pflanzen versetzt, Steinhaufen aufgeschichtet, Sandhaufen angelegt, Totholz zu Insektenhotels aufgeschichtet und der Krautsaum neben der Hecke mit einer Einsaat aufgewertet werden.

Hecken waren wichtig

Früher hatten Hecken eine wichtige Funktion. Der "Hag" hielt das Vieh von den Feldern fern, schützte gegen Wind und Wetter, grenzte Grundstücke ab. So wurden die Hecken bewusst gepflanzt und durch die Entnahme von Brennholz auch regelmässig verjüngt und gepflegt. Feldsteine und heruntergefallene Äste verschwanden darin und boten Insekten, Amphibien und Reptilien Unterkunft.  Bei der heute geforderten rationellen Bewirtschaftung stehen Hecken im Weg und sind rar geworden. Auch beschränkt sich die Pflege vielerorts auf den maschinellen Rückschnitt entlang von Strassen. Dabei würde eine gezielte Verjüngung alle 15 bis 20 Jahre helfen, damit der Lebensraum vielseitig bleibt und eine wahre Schatztruhe an Artenvielfalt wird. Eine grosse und teure Aufgabe, die Fachwissen braucht und nicht alleine auf den Schultern der Landwirtschaft lasten darf.