Letzte Woche war es wieder so weit: Wie jedes Jahr besucht der Freiburgische Alpwirtschaftliche Verein (FAV) unter der Leitung von Henri Buchs verschiedene Alpen in seinem Kanton. Dieses Jahr waren die Gemeinden Plasselb, Plaffeien und Val-de-Charmey an der Reihe. Drei Kommissionen teilten sich die Arbeit auf und besuchten während zweier Tagen insgesamt 74 Alpbetriebe. Wie David Stöckli vom Amt für Landwirtschaft mitteilt, gebe es im Kanton Freiburg noch 585 Alpen, davon 200 im deutschsprachigen Raum.

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Alle 18 Jahre ein Besuch

In einem Rotationsrhythmus von 18 Jahren wird in dieser Zeit jede Alp einmal besucht. Beim Besuch wird akribisch ein Protokoll erstellt. So hat man Gewissheit, was sich in den letzten 18 Jahren auf der Alp alles verändert hat. Dabei werden Daten zu den Tierarten, der Dauer der Sömmerung, dem Zustand der Alphütten, der Qualität des Grases und der Wasserversorgung erhoben. Zusätzlich werden beim geselligen Austausch auch Ratschläge weitergegeben.

Nun machte sich letzten Dienstag eine Kommissionsgruppe nach der anderen auf den Weg. Wir begleiten an diesem Tag die Gruppe unter der Führung des Kommissionspräsidenten Christoph Overney. Das erste Ziel ist die Alp Undere Baretta im Plasselbschlund. Von hier aus sieht man die Endstation der Seilbahn La Berra. Dreht man den Kopf etwas nach rechts, sieht man über das Mittelland, zum Neuenburgersee bis hin zu den Jurahöhen.

Seit 27 Jahren bewirtschaften hier Silvia und Anton Ruffieux die zwei Alpen Undere und die Obere Baretta. 14 eigene Kühe, 40 Rinder, sieben Mutterkühe und ein paar Kälber gehören dazu. Die Alphütte, welche auf 1200 m ü. M. liegt, der Viehbestand wie auch die Alpweiden sind in einem Top-Zustand. «Auch genügend Wasser haben wir, nur mit den Ackerkratzdisteln haben wir etwas Probleme», sagt Ruffieux.

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Gehört der Familie Bielmann

Weiter geht es auf die Alp Blösch, auf die Alp Obere Chlöwena und auf die Alp Laupers Bergli. Hier oben werden vor allem Rinder gesömmert. Viele Alpen gehören auch nicht mehr den Landwirten, sondern sind von diesen gepachtet. Die Alp Widenvorsass ist aber Eigentum und gehört der Familie Bielmann. 1978 kaufte die Familie Bielmann diese Alp. Damals stand dort nur eine kleine, alte Hütte. Über die nächsten Jahre entstand ein stattliches Haus, das die alte Hütte ersetzte. Mitte der 1980er-Jahre begann man auch mit dem Buvettenbetrieb.

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Über 60 Zügeltreicheln

Heute gehört die Alp dem Sohn Heinz Bielmann. Die Eltern Marie-Louise und ihr Mann Dionys Bielmann schauen schon seit 44 Jahren zu den Rindern. Vor dem Haus und im Obergeschoss sind auch über 60 Zügeltreicheln aufgehängt. «Die brauchen wir im Herbst für den berühmten Plaffeien-Alpabzug; dieser findet übrigens am Samstag, 24. September statt», sagt Heinz Bielmann.

Marie-Louise und Dionys Bielmann haben in den 44 Jahren auf der Alp schon viel erlebt: Nicht nur die Arbeit sei leichter geworden, sondern auch das Wetter habe sich verändert. «Früher hat es oft tagelang geregnet und der Nebel hing wochenlang herunter», erinnern sie sich. Da sei man froh gewesen, wenn es im Herbst wieder talwärts ging.

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Noch sehr gut erhalten

Die meisten Alpen im Plasselbschlund sind noch sehr gut erhalten, einige sind aber dem Zerfall verschrieben. Leider gebe es Besitzer, die einfach nicht mehr investieren wollen. Obwohl man mit der Landwirtschaft nichts mehr zu tun habe, sei es ihnen wichtig, noch eine Alp zu besitzen. Diese werde dann von einer zur nächsten Generation weiter vererbt. Es gebe sogar Alpbesitzer hier oben, die aus dem Aargau kämen.

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Eine überlieferte Sage

Im Plasselbschlund verbirgt sich auch eine viel umwobene Sage: So sei früher jeden Tag eine Sennerin nach Plaffeien gekommen und habe dort ihre zwei Kilo Butter verkauft, obwohl sie nur zwei Ziegen zu Hause hatte. Dies brachte ihr den Namen «Ankenhexe» ein. Eines Tages folgten ihr einige junge Männer vom Dorf zu ihr nach Hause. Dort sahen sie, wie die Ankenhexe sagte: «Von jeder Alp zwei Löffel Rahm.» Die Schüssel der Hexe füllte sich langsam und daraus machte sie dann die Butter.

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Sie ertranken im Rahm

Zu Hause wollten es ihr die jungen Männer natürlich nachmachen. Sie riefen: «Von jeder Alp zwei Löffel Rahm.» Auch bei ihnen füllte sich die Schüssel langsam. Nun wurden die jungen Männer übermütig und riefen: «Von jeder Alp zehn Löffel Rahm.» Nun überlief die Schüssel, auch die Küche füllte sich mehr und mehr mit Rahm, bis die jungen Männer in der Nidle ertranken. Von da an habe man die Ankenhexe nie mehr gesehen im Dorf Plaffeien.