Den Bauernkindern kam es vor wie ein Beschwörungsritual, damals in den 1960er-Jahren, wenn der Grossvater sachte an das runde Glasscheibchen des Wandbarometers klopfte. Konnte er Gutwetter, Heuwetter prophezeien?

In jenen Jahren wurde in der Zentralschweiz bezüglich Wetterprognose auch dem Wetterbericht auf Radio «Beromünschter» grösste Aufmerksamkeit zuteil. Mucksmäuschenstill hatte es 12.30 Uhr am Mittagstisch zu sein, wenn die sonore Radiostimme ankündigte: «Zwischen einem Tief bei Island und einem Hoch über den Azoren strömt milde und feuchte Luft in unser Land.» Dann übersetzte ein am Tisch sitzender Knecht simultan die angekündigte Grosswetterlage: «Verreckte Cheib, es chunnt go schiffe.»

Heute sekundenschnell

Was heute die Wetter-App auf dem Handy sekundenschnell prognostiziert, das war vor ein paar Jahrzehnten noch ein Mysterium. Doch die Leute hätten wohl schon zu allen Zeiten gerne gewusst, wie das Wetter wird. Für die Heuernten der Bauern waren ein paar sonnige Tage unabdingbar.

Es gab für Prognosen erst nur die Naturbeobachtungen und die traditionellen Bauernregeln: Hochfliegende Schwalben, am Abend tanzenden Mückenschwärme, gingen die Hühner früh auf die Stange? Aus solchen Sichtungen wurden Schlüsse auf die Wetterentwicklung gezogen. Auch langjährige Beobachtungen von lokalen Gegebenheiten und Wetterphänomenen wie Föhnlagen ergaben Erfahrungswerte, die über Generationen weitergegeben wurden. Solche Methoden waren zwar nicht sehr präzise, doch boten sie eine nützliche Orientierung.

Höchst unsicher

Von früheren Meteorologen erstellte Prognosen basierten nebst auf diesem Erfahrungswissen und astrologischen Praktiken auch auf der Beobachtung von sogenannten «Lostagen», beispielsweise vom Johannistag oder Siebenschläfertag, also Tage mit angeblich besonderer Wetterbedeutung. Die Meteorologie war noch nicht als vollständig exakte Wissenschaft etabliert. Dennoch unterstützte der Staat ihre Entwicklung vor allem wegen des Nutzens für die Landwirtschaft und für den Hochwasserschutz. Die erste staatliche Wetterprognose in der Schweiz wurde am 1. Juli 1880 veröffentlicht. Diese Wetterberichte wurden damals noch per Post oder Telegraf verschickt und trafen entsprechend oft erst ein, wenn das Wetter schon vorbei war.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts kam das Barometer für den Hausgebrauch auf. Ein Blick auf dessen Zeiger konnte nebst dem Thermometer wertvolle Hinweise auf die Wetterentwicklung geben. Ein stabiles Hochdruckgebiet deutet auf gutes Wetter mit wenig Niederschlagsrisiko hin, für die Heuernte günstig. Ein sachtes Klopfen vor der Ablesung machte durchaus Sinn. Das Touchieren liess die Tendenz in der Luftdruckänderung erkennen.

Heuen mit Pfarrers Segen

In unserer katholischen Innerschweiz galt das Heuen am Sonntag früher als unangebracht, da der Sonntag als «Tag des Herrn» für Ruhe und Gottesdienst vorgesehen war. Wenn sich für den Sonntagnachmittag ein Unwetter ankündigte, konnte es Dispens von dieser göttlichen Anordnung geben. Dann verkündete der Pfarrer feierlich von der Kanzel herab: «Das Heuen ist heute erlaubt.»

Damals wie heute ist das angestrebte Ziel: im Winter Heu auf dem Futtertisch, das so gut duftet wie eine Teemischung. Noch im vorhergehenden Jahrhundert war zum Heuen eine längere Schönwetterperiode gefragt. Nicht selten lag das Heu damals vier bis fünf Tage zum Trocknen auf der Wiese. Als es eine Nachtrocknung unter Dach per elektrischer Heubelüftung noch nicht gab, war Restfeuchte im eingelagerten Heu gefürchtet. Solche Feuchte konnte zum Erhitzen des fermentierenden Heus im Stock führen. Nicht ganz selten passierten sogar Selbstentzündungen und es kam zu einem Heustockbrand.

Ein paar Möglichkeiten kannten die Landwirte von einst, um das Heu zu retten, wenn es ihnen ins «Liegende» regnen wollte: Schöcheln – also das Heu zu Kegeln aufschichten – oder es Heinzen, an Holzgestellen oder Drähten aufhängen. So konnten der Klee und die Kräuter vor Fäulnis auf der feuchten Erde bewahrt werden und trotz Nässe von oben noch eine einigermassen gute Heuqualität erzielt werden.

Schnelles Heu und Silage

Heutzutage kann Heu nicht selten innerhalb von zwei Tagen gemäht, gewendet, aufgeladen und heimgefahren werden. Oder das Futter wird als Grassilage-Ballen gelagert, etwas, wovon die Grosseltern-Generation nur träumen konnte.