Site Alp Petrus scheint mein Alptagebuch mitzulesen. Denn es regnete hier auf der Site Alp und Alp Zimmerboden nicht nur für die erhofften paar Tage, die ich in meinem letzten Alptagebuch erwähnte: Wir hatten während zwei Wochen fast täglich Niederschlag. Nun muss nur noch das Gras nochmals nachwachsen können, bevor die Vegetationszeit hier auf der Alp wieder zu Ende ist.
Dem Wetter entsprechend bedienten wir die letzten beiden Wochen nicht sonderlich viele Gäste auf der Beizliterrasse. Umso mehr los war hingegen in den Innenräumen. Die letzten Juli-Tage waren streng. Neben einer amerikanischen Reisegruppe, einem grossen Viehzuchtverein und einer Geburtstagsfeier musste auch der 1. August-Brunch geplant und vorbereitet werden.
Mehr Joghurt als sonst
Um den Käse mussten wir uns keine Sorgen machen, davon haben wir genug im Keller. Simon und Piotr mussten jedoch mehr Joghurt herstellen als üblich. Und da die Menge an Butter begrenzt ist, konnten wir unseren Beizli-Gästen in den Tagen vor dem 1. August nur wenig Butter für den Eigenbedarf mitgeben. Sonst wäre es eng geworden für den Brunch – und auch für den Verkauf aus dem Kühlschrank an diesem Anlass.
300 Personen hatten sich für den 1. August-Brunch auf der Site Alp angemeldet. Damit waren wir ausgebucht. Schon fast eine Woche vor dem Event stellten Simon und Piotr zwei kleinere Festzelte auf, denn in der Rundholzhütte alleine hätten wir zu wenig Platz.
Sobald am 30. Juli die letzte angemeldete Gruppe abgereist war, starteten auch drinnen die Vorbereitungen. Tische wurden aufgereiht, zusätzliche hervorgeholt, geputzt und gedeckt. Am Donnerstag wurde vom Site Alp Team fleissig Käse und Fleisch vorgeschnitten. Simons Mutter übernimmt seit mehreren Jahren das Röstiraffeln und bereitete mit weiteren fleissigen Händen 80 kg Rösti für uns vor.
Am Donnerstag gegen Abend reisten die ersten Helfer an: Die Eltern von Simon und Nadja, sowie der Bruder von Simon mit seiner Frau helfen schon seit vielen Jahren am 1. August-Brunch mit – sie gehören quasi zum Inventar des Brunches – und übernachteten hier, um am Morgen beizeiten loslegen zu können.
[IMG 2]
Der Freitag, der 1. August, startet für mich wie gewohnt um dieselbe Zeit im Stall. Doch in der Küche brennt das Licht schon viel früher als an allen anderen Tagen: Es ist 6 Uhr morgens und Nadja und die ersten Helfer legen los mit dem Legen von Käse- und Fleischplatten. Sie decken Tische in den Festzelten und brauen Kaffee.
Nach dem Stall heisst es schnell ab unter die Dusche und zum Zmorgen. Ein kurzes Briefing von Nadja klärt die letzten Fragen und dann geht es schon los. Die ersten Gäste stehen pünktlich um 9 Uhr vor der Türe. Meine Aufgabe ist es, in einem Raum mit rund 80 Gästen mit Kaffee und Milch von Tisch zu Tisch zu gehen. Dadurch gibt es weniger Gedränge, als wenn sich die Gäste ihren Kaffee jedes Mal selbst einschenken müssten. Anfangs sind in meinem Raum erst wenige Tische besetzt, doch nach und nach trudeln die Gäste ein. Das Buffet ist vollgepackt mit Brot, Butter, Konfitüren, Joghurt und Müesli, sowie einer grossen, kalten Platte. Draussen brät ein eingespieltes Team aus vier Mann Rösti und Spiegeleier. Und in der Küche wird fleissig Milch gewärmt, Käse für weitere Platten vorgeschnitten, und abgewaschen.
Knapp 20 Helfer sind mit dabei, einige starteten etwas früher, andere bleiben dafür nach dem Brunch noch länger. Und alle packen dort mit an, wo es gerade Hilfe benötigt. Etwa um 12 Uhr ist der Bedarf an Kaffee grösstenteils gedeckt und ich kann meine Aufgabe einer anderen Helferin abgeben. Der Service auf der Terrasse ist nun meine Aufgabe, wo die Gäste vom Brunch sowie frisch dazukommende Tagesgäste etwas essen und trinken möchten. Den Leuten scheint es hier zu gefallen, denn bis kurz vor Beizlischluss sind noch diverse Tische auf der Terrasse besetzt – darunter auch Gäste, die bereits am Morgen zum Brunch anreisten.
Ein Leuchten
Der Abendstall ist gemacht. Ausgerechnet heute lief es nicht ohne Komplikationen, da wir einer Kuh helfen mussten, zwischen den Boxenbügeln hindurch rauszukommen. Das Alpteam inklusive Nadjas und Simons Eltern trifft sich zum Znacht. Bald darauf ziehen wir Wanderschuhe und Regenjacke an und spazieren auf die Weide, wo die Site-Alp-Kühe friedlich grasen. Simon fährt mit dem Quad vorab und zündet das Höhenfeuer an.
Beim Feuer angekommen, wird auch Muni Alex neugierig und schaut kurz bei uns vorbei. Wir geniessen das Alpenpanorama und stossen mit einem Simmentaler Bier auf den gelungenen 1. August-Brunch an. Ringsherum werden nach und nach weitere Höhenfeuer gezündet – im ganzen Tal sieht man sie leuchten.
Langsam ziehen graue Wolken am Himmel auf. Wir machen uns auf den Rückweg. Im Schutz der Alphütte plaudern wir noch eine Weile und ich bestaune die hellen Punkte in der Dunkelheit, die überall an den Bergen erstrahlen, teilweise sogar durch die Regenwolken hindurch. Die Tradition der Höhenfeuer kenne ich von zu Hause nicht, doch sie gefällt mir sehr. Besonders als Abschluss nach einem anstrengenden Tag wie heute.
Die Autorin berichtet jede zweite Woche von ihren Erlebnissen auf der Site Alp.