Das letzte Mal, als ich einen Bericht für die Rubrik «Magazin» geschrieben habe, sass ich mit Pulli, Socken und Kerzenlicht am Tisch. Draussen schneite es fein. Es war Dezember 2024 in der Schweiz, mein erster Besuch seit meiner Auswanderung vor sechs Jahren.

Es war ein fast märchenhafter Besuch mit schönstem Bergwetter und super Schneeverhältnissen. Dazu kamen die Familienliebe und unvergessliche Freundesbesuche auf dem Hasliberg im Berner Oberland.

Wieder Winter

Nun sitze ich wieder mit Pulli, Socken und Kerzenlicht am Tisch. Tausend Kilometer weit entfernt. Ein halbes Jahr später und wieder ist es Winter. Die Jahreszeit hat Paraguay dieses Jahr fest im Griff. In der Küchenecke knistert das Feuer im Ofen. Das spendet Wärme und Trost in der grauen Kälte.

Und kalt ist es, die Temperatur beträgt gerade einmal sechs Grad Celsius. Zwischenzeitlich lag sie sogar lange bei lediglich zwei Grad, einmal sogar bei null. Das ist aussergewöhnlich tief für Paraguay. Aber diese Zeit geht ja vorbei, da friert man halt ein wenig und schon wird es wieder wärmer.

Tiefe Temperaturen

Doch eigentlich herrscht Hochbetrieb im ganzen Land: im Gemüseanbau im Garten wie auf dem Acker.

Mit Schrecken verfolgten wir die Meteo-Temperaturvorhersagen. Es spriesst doch gerade so viel überall bei uns. Auf dem Feld die Kartoffeln, Bohnen, Kürbisse, Erdnüsse, Süsskartoffeln sowie Salatsetzlinge, Frühlingszwiebeln, Petersilie und Schnittlauch. Der Mais, Maniok, Bananen und jede Menge Sonnenblumen stehen bereits in der Blüte.

Nicht alles ist in grossen Mengen vorhanden, teils sind es nur Teststreifen, da manche Kulturen nicht zu unseren Haupteinnahmezweigen gehören. Trotzdem: so viel Mühe, so viel harte Feldarbeit – und alles Handarbeit. Da fängt es im Kopf an zu rotieren mit möglichen Lösungsideen zu Vorsichtsmassnahmen.

Nach dem ABC?

Nun möchte ich hier einen grossen Dank an den Berner Drogisten und Homöopathen Daniel Jutzi platzieren, der mir mit seinen Vorträgen und Kursen die Homöopathie in der Landwirtschaft ans Herz gebracht hat. Etwas, das mich begeistert hat und es immer noch tut. Vieles hat im Garten bereits Anwendung gefunden, was wiederum zur Weiterempfehlung in Südamerika beigetragen hat.

Verschiedene Schriften zeigen das «Trio ABC» aus Aconitum, Belladonna und Calendula, das bei Frostschaden oder vor Frost anzuwenden sei. Doch die erste Frostwarnung kam zu plötzlich und mit unerwartet tiefen Temperaturen. Wir sind in einem Gebiet, das meist von Frost verschont bleibt. Bei null und zwei Grad ist dann doch auch für uns hier eine Warnung angesagt.

Doch irgendwie sträubt sich etwas in mir gegen das ABC-Verfahren. Warum, ist mir im Nachhinein nicht wirklich klar. War es das Bauchgefühl, die Intuition?

Frostschäden existierten jedenfalls noch nicht und der Frost war schon für den nächsten Tag vorausgesagt – also zu kurzfristig für das homöopathische ABC-Verfahren.

Die Lösung gefunden

Plötzlich dachte ich an ein altes Mietobjekt am Waldrand, gelegen am Fuss der Schweizer Berge. Dort war das Bad ein unisolierter Holzanbau und im Winter eisig kalt. Zahnpasta und Duschmittel waren stets gefroren, wenn man sie dort vergass.

Hinter der WC-Schüssel stand – stets brennend – ein altes Petroleumlämpchen. Das hatte die Aufgabe, mit etwas Licht und etwas Wärme die Raumtemperatur um zwei bis drei Grad zu erhöhen, um das Wasser in der Kloschüssel nicht einfrieren zu lassen.

Dieser Gedanke war schliesslich die Lösung! Das sollte gehen in hoher Potenz! Sonst wird das homöopathische Mittel Petroleum in D6 im Garten vor allem gegen Ungeziefer mit hartem Panzer eingesetzt.

Ich wählte C 200. Fünf Globuli auf zehn Liter in der Spritzkanne. Gefühlt hunderttausendmal lief ich mit einer Giesskanne los und begoss abends Reihe um Reihe. Die grossen Felder und die bereits mannshohen Mais und Maniok sowie die Bananen überliess ich ihrem Schicksal, da es einfach nicht möglich ist, mit der Spritzkanne Felder zu begiessen.

Erfolg gibt recht

Ja, viele Bauern mögen jetzt lachen und mancher mag mich als Hobbybauer, Exoten, Hippie oder als eine Halbverrückte bezeichnen. Ein Mix davon wird wohl treffend sein.

Unser kleines Paradies könnte so nie in der Schweiz existieren. Doch hier haben wir von allem ein klein wenig. Irgendetwas funktioniert immer und gibt uns Nahrung. Und daneben leben wir, geniessen und bauern nach Herz und Freude. Ohne Vorschriften, Einschränkungen oder jeglichen Papierkram.

Einfach ein herrliches Leben. Und es breitet mir Freude, allen, die es interessiert, mitzuteilen, dass all unsere drei Zentimeter hohen Salatsetzlinge, Petersilie-Reihen, Schnittzwiebeln und Erdnüsse die Frosttage gut überlebt haben. Ohne jeglichen Schaden, während der Mais und die Bananen grosse Frostschäden erlitten. Und der bereits mannshohen Maniok wies sogar einen Totalverlust auf.

Somit wünsche ich euch Schweizerinnen und Schweizern einen guten restlichen Sommer, einen schönen Herbst und auch schon etwas Vorfreude auf den kommenden Winter. Vielleicht hilft dieser Artikel ja dem einen oder anderen, seinen Nüsselersalat etwas länger über die Frostnächte zu bringen.

Zur Person

Michèle Huber ist gelernte Landwirtin mit Fachrichtung Bio und Permakultur. Ein von ihr initiiertes PRE mit dem Ziel einer neu ausgerichteten regional-solidarischen Landwirtschaft fand Anklang bei Inforama, FiBL und Bio Schwand und wurde sogar vom BLW und Lanat anerkannt und finanziell mitunterstützt. Leider funktionierte die Umsetzung nicht ganz, der Landkauf gelang nicht. Überzeugt von ihren Idealen, gab Michèle Huber nicht auf und startete das Projekt nun im fernen Paraguay.[IMG 2]