Ein Virus legt die ganze Welt lahm. Vieles steht still; Läden, Restaurants, Coiffeure sind geschlossen, die Wirtschaft leidet. Die Kinder werden per Videokonferenzen zuhause unterrichtet. Die Regale mit Reis, Teigwaren, Konserven, Mehl und Hefe in den Läden sind so leer wie sonst nie. Bauernhofläden verzeichnen einen sprunghaften Anstieg an neuen Kunden, seit das Coronavirus auch bei uns in der Schweiz wütet.Meine Gedanken drehen sich immer schneller, immer weiter.
Der Miststock kommt gefährlich nahe
Mist. Im wahrsten Sinn des Wortes. Nun fahre ich vom Hof meiner Interviewpartnerin los. Sie steht an der Türe und winkt mir zu. Ich drehe mich beim Vorbeifahren zu ihr um und winke zurück. Ein Fehler. Denn fast küsse ich dabei den Misthaufen, auf den ich geradewegs zusteuere. Im letzten Moment richte ich den Blick dahin, wo er gehört, nämlich in Fahrtrichtung und erkenne, dass die Strasse kurz vor dem Haufen Scheisse eine Kurve nach links macht. Jetzt weiss ich, woher der Spruch kommt: Die Kurve kriegen. Denn ich kriege grad noch so die Kurve.
Das Huhn findet den Ausgang nicht
Phuu, Das ging noch mal gut. Aber peinlich ist es mir trotzdem. Zumal ich bereits beim Kommen eine nicht ganz so gute Figur abgegeben habe. Ich habe die Haustüre nicht gefunden und stand wie bestellt und nicht abgeholt an der Hintertür des Bauernhauses. Zum Glück hat mich die Besitzerin kommen sehen, und mich auch da in Empfang genommen. Nun befinde ich mich auf dem Nachhauseweg. Ich fahre an einer Schokoladenfabrik vorbei. Ich kann nicht anders, muss einfach anhalten. Im Fabrikladen lasse ich die Bankkarte glühen. Mmmhhh fein. Da Corona immer noch aktiv ist, gibt es auch hier ein Schutzkonzept, die Besucherführung hat sich seit meinem letzten Besuch verändert. Prompt verlaufe ich mich und finde den Ausgang nicht. Ich irre wie ein sturmes Huhn durch den Laden, bis mich eine Verkäuferin auf den richtigen Weg zurückbringt. Was ist denn heute nur los mit mir?
Erwachen macht es nur für kurze Zeit besser
Ich bin schweissgebadet und wache ganz langsam auf. Zum Glück war das alles nur ein schlechter Traum. Ein ganz krasser Albtraum allerdings, der mich da heimgesucht hat. Ich frage mich schon, was unsere Gehirnwindungen mit solchen Träumen im Schlaf alles verarbeiten und was das alles zu bedeuten hat. Ganz langsam aber stetig kehrt wieder Leben in meine Gehirnzellen zurück. Der Nebel vor meinem geistigen Auge lichtet sich langsam und ich sehe wieder klarer. Und je mehr Strom wieder durch mein Gehirn fliesst, je klarer der Blick wird, je wacher ich werde, desto unsanfter werde ich auf den Boden der Tatsache zurückgeholt. Das alles war nicht nur ein Traum. Das Coronavirus war da, hat alles lahmgelegt und ist immer noch da. Auch wenn wir mittlerweile ein Stück neue Normalität zurückerlangt haben. Doch die neusten Zahlen zeigen, es ist noch nicht vorbei, die Gefahr nicht gebannt.
Der Alptraum nimmt kein Ende
Meine Gedanken kreisen weiter. Mittlerweile bin ich hellwach. Und da durchfährt es mich wie ein Blitz, der irgendwo einschlägt. Auch der Rest meines vermeintlichen Albtraumes ist genauso passiert. Der fast geküsste Miststock, der nicht gefundene Ausgang. Eine weitere Hitzewelle voller Scham erfasst meinen Körper. So muss es sich wohl in der Abänderung anfühlen. Ich sinke zurück ins Kissen. Bitte, bitte lass mich nochmals einschlafen. Und wenn ich erneut erwache, war dann alles wirklich nur ein böser Albtraum.