Negative Schlagzeilen über die Landwirtschaft kommen leider oft vor. Aktuell wird prominent über die Demonstrationen in Deutschland berichtet. In der Schweiz haben in den letzten Jahren zahlreiche Volksinitiativen die Landwirtschaft immer wieder in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Das setzt die Landwirtinnen und Landwirte unter Druck. Man fühlt sich beobachtet, kontrolliert und spürt häufig Bedenken über die Zukunft in der Landwirtschaft.
Wertgeschätzt und beneidet
Mir scheint es, dass dabei fast vergessen geht, dass die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte eine sehr hohe Wertschätzung in der Bevölkerung geniessen. Das zeigen entsprechende Umfragen. Abseits der Medienberichte habe ich manchmal den Eindruck, dass wir sogar um unseren Beruf beneidet werden. Nicht um die viele Arbeit, die täglich ansteht, und bestimmt nicht um den administrativen Aufwand, den wir zu bewältigen haben. Nein, wir werden beneidet, weil wir selbstständige Unternehmer und Unternehmerinnen sind, die einen der vielseitigsten Berufe ausüben, die es gibt.
Wir arbeiten in der Natur, an den schönsten Orten des Landes, mit verschiedenen Tieren und moderner Landtechnik. Diese Bewunderung für die Landwirtschaft sehe ich immer wieder in den strahlenden Augen der Kinder – und meist auch in denen der Erwachsenen –, wenn wir mit den Kühen zur Weide laufen oder mit dem Traktor auf der Strasse vorbeifahren.
Motiviert und zusammen mit der Familie
Die Arbeit in der Landwirtschaft ist anstrengend und macht müde. Es ist jedoch eine Arbeit, die ausgesprochen sinnbringend ist. So macht einen die Müdigkeit fast immer auch zufrieden. Das motiviert uns, am nächsten Morgen wieder früh aufzustehen. Solche Befriedigung und der tägliche Antrieb sind nicht selbstverständlich und werden andernorts mit Aufwand gesucht. Einer der grössten Vorteile für mich als Landwirt ist aber, dass ich bei der Arbeit fast immer zu Hause bin. Ich lebe und arbeite mit der Familie und meinen Kindern zusammen.
In der Landwirtschaft überwiegen bis heute die vielen schönen Erlebnisse. Unser erfülltes Arbeiten motiviert junge Leute, die Ausbildung als Landwirtin und Landwirt in Angriff zu nehmen. Es ist erfreulich, zu beobachten, dass die Landwirtschaft eine der wenigen Branchen ist, die einen Zuwachs an Lernenden zu verzeichnen hat.
So ist es umso wichtiger, unserem Beruf Sorge zu tragen und sich laufend um eine vielversprechende Zukunft in der Schweizer Landwirtschaft zu bemühen.
Nebst den politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht, braucht es einen guten Erlös für die Produkte, die wir mit der Unterstützung der ganzen Familie täglich in bester Qualität herstellen. Nur wenn die Leistung auch fair entschädigt wird, werden die jungen Landwirtinnen und Landwirte nach der Ausbildung noch viele Jahre mit Freude ihren Beruf ausüben und an die nächsten Generationen weitergeben.
Zum Autor
Ursin Gustin ist Landwirt aus Leidenschft. Der Landwirt aus Donat ist Vertreter der Junglandwirte (Jula) im Vorstand des Schweizer Bauernverbands. Er schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.