«Meine Passion ist es, Eier zu verkaufen. Das macht mich glücklich», sagt Philip Ogg (44) und zeigt auf den rustikalen Schrank im Hofladen, wo die Eierpackungen aufgereiht sind. «Die Konsumenten schätzen meine Eier und sagen, dass sie viel besser schmecken als jene Freilandeier, die sie beim Grossverteiler kauften.» Das führt er auf seine Haltungsform zurück.
Tierhaltung und Qualität
«Wir haben mit 740 Legehennenplätzen eine kleine Freilandhaltung. Jedes Huhn hat 2,5 m2 Auslauf, und das nutzen sie», sagt er. Der 33 m lange Stall ist in fünf Abteile unterteilt, mit Sitzstangen, Legenestern, einem Aussenklima sowie Weidefläche versehen. Bei grosser Freilandhaltung gäbe es immer Hühner, die gar nicht merken würden, dass der Schieber offen sei und die gesamte Legeperiode drinnen verbringen. Bei ihm hingegen finde jede Legehennen den Weg nach draussen ins Sonnenlicht und könne im Gras scharren. [IMG 2] Die Hühner haben Pickschalen mit Mineralstoff, Kalk und Quarzgrit. «Jeden Tag streuen wir Weizen- und Gerstenkerne», erzählt er. Früher liess er die Hühner nach der Legeperiode schlachten. Aber seit einigen Jahren arbeitet er mit einer Tierschutzorganisation zusammen, die alle seine 740 Hühner an Hobbytierhalter vermittelt.
Von Kühen zu Legehennen
Philip Ogg ist nicht mit Direktvermarktung aufgewachsen. Seine Eltern bewirtschafteten einen Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb. «Ich machte die Lehre als Landwirt in der Westschweiz. Dort lernte ich Französisch und die welsche Art des Savoir-vivre kennen», erzählt er. Nach der Militärzeit ging er ein Jahr nach Manitoba in Kanada und erfuhr die kanadische Kälte mit minus 40 Grad. [IMG 3]
Nach seiner Rückkehr gründete die Familie eine Generationengemeinschaft. «Das lief ganz gut. Ich machte, was mein Vater sagte», erzählt er. Das funktionierte wunderbar, bis Philip mit neuen Ideen kam. Nicht etwa, dass er den Betrieb in der Viehhaltung nach kanadischem Vorbild ausbauen wollte, sondern mit der Idee, den Hof auf Direktvermarktung auszurichten.
«Ich sah, was bei der Milch und im Ackerbau herausschaute. Als ich wieder einmal darüber klagte, sagte ein Kollege, verkaufe halt dein Zeugs selbst», erzählt Ogg. Durch ihn sei ihm klar geworden, dass das genau sein Weg sei. Bei seinem Vater sei es nicht gut angekommen, die Milchviehhaltung aufzugeben und auf Legehühner zu setzen.
Aber der Hofnachfolger setzte sich durch. Der Kuhstall leerte sich, stattdessen wurden Hühner angeschafft und die Dächer von Stall und Scheune mit Solarpanels belegt. Bei der Pensionierung von Vater Urs wurde die Generationengemeinschaft aufgelöst.
Sein Vater ist heute ganz zufrieden, wie es läuft, und trägt das Seine dazu bei, dass die Direktvermarktung funktioniert. Seit über zehn Jahren produzieren Oggs Christbäume, haben klein angefangen und nach und nach die Anlage vergrössert. Jeden Tag ist der Senior in der Anlage, schützt die Bäume vor Vogelfrass und sorgt mit Formschnitt, Düngung und Pflanzenschutzmitteln für den perfekten Weihnachtsbaum. Für einen Hofladen liegt Oggs Hof ideal. Watt gehört zur Gemeinde Regensdorf in der Agglomeration Zürich. In der Dorfstrasse herrscht reger Durchgangsverkehr. Von morgens bis abends wird der Selbstbedienungsladen von Kunden aus dem Dorf, aus Regensdorf und von Arbeitern und Angestellten frequentiert.
Die Ogg-Farm
Betriebsleitung: Philip Ogg und Michaela Péquignot
Lage des Betriebs: Watt bei Regensdorf ZH
LN: 27 ha
Tierhaltung: 740 Legehennen
Direktvermarktung: Hofladen, Kooperation mit anderen Betrieben
Betriebszweig: 4,2 ha Christbaumkulturen
Zusatzerwerb: Winterdienst
Städter aufs Land bringen
Nur die Stadtzürcher lassen ihn links liegen. Von den Stadtteilen Höngg, Seebach und Affoltern wären es kaum zehn Minuten zum Hof. Von diesen Stadtteilen ins Zentrum von Zürich zu fahren dauert eine halbe Stunde. «Aber jeder Stadtzürcher richtet sich nach dem Zentrum aus und lässt die Gemeinden rundherum links liegen», so Ogg. Gleichwohl schaltet er Inserate in den Zürcher Quartierzeitungen, sodass immer mehr Städter den Weg zu ihm finden.
Oggs Kunden- und Hofladenbeziehungen beruhen auf einem starken lokalen und regionalen Netzwerk. Er hat als Direktvermarkter auch keine Angst vor zusätzlichem administrativem Aufwand und Mehrarbeit beim Sortieren und bei der Verarbeitung und scheut sich nicht, für Bewilligungen den Weg durch die Bürokratie zu beschreiten.
Neben Eiern und Kartoffeln vom Hof sind im 25 m2 grossen Laden auch Gemüse, Obst, Gebäck und Fleischwaren zu finden. Das Fleisch stammt von Godi Werffeli aus dem benachbarten Weiningen, der sich auf Weidefleisch von Rindern und Schweinen spezialisiert hat. Das Gemüse liefern Gemüseproduzenten aus der Region, für deren Felder Philip Ogg die Bodenbearbeitung erledigt. Das Obst kommt von einer befreundeten Bäuerin und das Gebäck stammt aus der Gefängnisbäckerei in Regensdorf. Im Sommer ergänzt eine Glacetheke mit Glace eines befreundeten regionalen Herstellers das Angebot. Es ist ein Geben und Nehmen, denn jeder Geschäftspartner wird auch mit den Produkten von Ogg bedient.
Keine Kompromisse geht Ogg punkto Qualität ein. «Jeder Kunde sucht sich das Schönste aus», sagt er. Zweitklassprodukte zu einem günstigeren Preis verstehe die Kundschaft nicht. Sie reklamiere umgehend, wenn Schorf oder ein Drahtwurmloch zu finden seien. Früher gab es im Laden allerlei Hanfprodukte zu kaufen. Aber seit dem vergangenen Jahr ist Schluss. «Es wurde zu kompliziert mit den Lebensmittelkontrollen», berichtet Ogg.
Eierfärben von Hand
Auf Ostern steigt sein Bedarf an Eiern. «Ich kaufe zusätzlich von einem Kollegen, der auch Freilandhaltung macht, Eier für meinen Laden», sagt Ogg. Ein Teil der Eier wird eingefärbt, und zwar in Handarbeit. Die Eier werden im Steamer gekocht. Dann Handschuhe anziehen, Farbe auf jedes Ei klecksen und das Ei sorgfältig in den Handflächen hin und her wälzen. [IMG 4] Auf diesen Sommer hin eröffnet Philip Ogg ein Erdbeerfeld zum Selbstpflücken. Überhaupt ist er immer am Tüfteln für neue Produkte, Verkaufswege und Events, damit er seinen Hof noch attraktiver gestalten kann. «Manches klappt, anderes nicht», meint er und verweist auf den Hanfanbau. Auch verweigerte ihm das Amt die Bewilligung, ein Maislabyrinth zu erstellen. Als Grund wurde ihm genannt, dass ein Maislabyrinth nicht Landwirtschaft sei und zu viel Publikumsverkehr verursache.
Der Beitrag ist zuerst in «Hof direkt» erschienen: aktion.hofdirekt.com.