Der Präsident der Flurgenossenschaft Gossau, Elmar Hüppi, spricht Klartext: «Guter Ackerboden soll weiterhin für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen.» Auf einer GIS-Browser-Karte hat das Amt für Landschaft und Natur (ALN) des Kantons Zürich «prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete» (PPF) bereits ausgeschieden – ohne Einbezug der Eigentümer und Bewirtschafter. Betroffen sind davon 1300 ha im ganzen Kantonsgebiet. «Das war eine Nacht- und Nebelaktion der Verwaltung», brachte es Ferdi Hodel, Geschäftsführer Zürcher Bauernverband, auf den Punkt.
Null Respekt gegenüber den Bewirtschaftern
Nicht, dass man seitens der Landwirtschaft den Dialog nicht gesucht hätte: So traf sich die Flurgenossenschaft mit den Kantonsverantwortlichen. «Wir wurden schlichtweg nicht ernst genommen», so das Fazit von Elmar Hüppi. Bei den Bauern rumorte es, nicht nur in der Gemeinde Gossau, sondern in allen Teilen des Kantons, wo solche PPF im GIS ausgeschieden wurden.
Kürzlich gegründet, schon über 180 Mitglieder
Als Präsident der Flurgenossenschaft stand Hüppi in der Verantwortung. Er berief die Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft Pro Kulturland ein. In kürzester Frist ist die Mitgliederliste auf 180 Personen angewachsen. Die IG sieht sich als zentraler Ansprechpartner für die Interessen gegen aussen. Das scheint zu wirken, hat sich doch laut Ferdi Hodel das Amt endlich bereit erklärt, im ersten Quartal 2023 einen Informationsanlass durchzuführen.
Freiwilligkeit statt Zwang
Die IG sei nicht gegen Biodiversität, sondern dafür, dass die Teilnahme an den PPF auf freiwilliger Basis sein soll, hielt Hüppi fest. Auch dürfe es auf diesen Flächen keine Bewirtschaftungseinschränkungen geben. Zudem müssten Verbesserungsmassnahmen wie Aufwertungen und Drainagen auf den übrigen landwirtschaftlichen Flächen vorangetrieben werden. Es gäbe auch einige Betriebe, die durch PPF in ihrer Existenz bedroht seien, vor allem wenn sie neu gebaut haben. Diese sollen nicht allein gelassen werden, sondern der Kanton soll zu Lösungen beitragen.
Plakatkampagne und politische Vorstösse
In einem ersten Schritt hat die IG Pro Kulturland eine Plakatkampagne unter dem Motto «Unsere lokale Landwirtschaft braucht eine Zukunft!» lanciert. Damit werden betroffene Ackerflächen gekennzeichnet. Zudem ist eine parlamentarische Initiative im Kantonsrat hängig, wonach der Boden und sein bestehender Aufbau geschützt werden sollen. Eine weitere Initiative fordert, bestehende Drainagen zwingend zu unterhalten und zu sanieren.
Immenser Kulturlandverlust
In der Gemeinde Gossau sind die PPF-Flächen beileibe nicht die einzige Bedrohung, denn Kulturland wird für die Lückenschliessung zur Oberlandautobahn und die Inbetriebnahme zweier neuer Deponien draufgehen. Auch in weiteren Kantonsteilen ist der Verlust von Fruchtfolgeflächen durch öffentliche Infrastruktur alarmierend. Wichtig wäre, Sorge zu tragen zu dem, was man hat, hielt Landwirt Heinrich Wintsch fest.