Wer kennt sie nicht, die Edelweisshemden und weiteren Kleidungsstücke vom Märithüsli. Was einst in einem Container beim Ballenbergeingang Ost klein begann, hat sich zum erfolgreichen und in der ganzen Schweiz bekannten Familienunternehmen entwickelt. Nun haben die Gründer Therese und Alfred Jenni aus Meiringen im Berner Oberland Ende Oktober die Aktienmehrheit und somit die Geschäftsleitung an ihre drei Kinder Rea Sarina Brügger-Jenni sowie Patrik und Samuel Jenni übergeben. Die Überzeugung, qualitativ hochwertige und nachhaltige Produkte zu verkaufen, wurde zum Erfolgsrezept, an dem auch die junge Generation festhält, verrät die Website des Unternehmens.
So begann alles
Gegen Ende der Siebzigerjahre war es, als das Stadtberner Ehepaar Jenni ins Berner Oberland zog. Wohl nicht im Traum hätten die beiden gedacht, zu welch bekanntem Markennamen ihr kleiner Laden, der mit dem Verkauf von südamerikanischen Pullovern, Kapuzenchutteli und Wolle startete, einmal werden sollte. Der Name Märithüsli stammt aus dem allerersten Betriebsjahr, als sich Jennis im Herbst als Marktfahrer versuchten. Zwar mit mässigem Erfolg, aber der Name war gefunden.
Aufgrund von Kundenwünschen machten sich Jennis auf die Suche nach Edelweisshemden und fanden keinen Anbieter. Sie liessen aber nicht locker, kauften Stoff und stellten eine Schneiderin an. Auch die Schnittmuster wurden selbst angefertigt und das erste kleine Sortiment entstand. Das war im Jahre 1979. Im Herbst desselben Jahres zogen sie auch den Verkauf an Märkten so richtig auf. Von da an ging es stets in eine Richtung, nämlich bergauf. Heute liegt die Produktionskapazität in Meiringen bei maximal zirka 8000 Hemden pro Jahr. Bedingt durch das Angebot an zeitintensiven Spezialanfertigungen, liegt die tatsächliche Anzahl bei zirka 6000 bis 7000 Hemden im Jahr.
Reibung bringt auch Kreativität
Aber nicht nur das Geschäft wuchs. Mit den Kindern Patrik, Rea Sarina und Samuel wuchs auch die Familie. Und ebendiese drei Geschwister führen nun gemeinsam das Familienunternehmen weiter. Wie gross ist da das Konfliktpotenzial? Samuel Jenni erklärt auf Anfrage, dass sie total unterschiedliche Menschen mit anderen Fähigkeiten seien. Das berge teilweise schon Konfliktpotenzial. Denn durch die Familiennähe werde etwas schnell persönlich. «Aber durch Reibungsflächen entsteht auch viel Kreatives», ist er überzeugt. Um Konflikten entgegenzuwirken, wird bei Jennis alle ein bis zwei Monate eine Familiensitzung abgehalten. Da könne es durchaus auch mal laut werden. Aber so habe sich die Familie immer wieder gefunden. Und zwischendurch miteinander ein Bier oder ein Glas Wein zu trinken, könne Wunder bewirken. Für Gründerin Therese Jenni ist auch das alljährliche Familienweekend wichtig, um den privaten Zusammenhang zu pflegen. «Nicht selten entstehen genau dort die besten Ideen.»
Junge Generation bringt Ideen
Seit fünf Jahren sind die Geschwister bereits Teil der Geschäftsleitung und prägen den Betrieb massgeblich mit. Samuel Jenni erklärt, dass es zu Beginn schon schwierig gewesen sei, neue Ideen durchzubringen: «Schliesslich mussten wir halt wie in jeder Geschäftsleitung überzeugend sein.» Und wie das meist so ist, hätten auch nicht alle Ideen funktioniert. Mittlerweile kämen die Impulse fast immer von den Kindern. Die Eltern hätten das in der Zwischenzeit gut angenommen und wirkten im strategischen Bereich eher noch beratend. Aus Sicht von Mutter Therese Jenni tönt es so: «Zum Glück haben unsere Kinder so viele gute Ideen. Ein Geschäft wie das Märithüsli mit traditionellen Artikeln in eine moderne Zukunft zu führen, braucht viel Eigeninitiative und Weitsicht. Das ist durchaus vorhanden und schafft Vertrauen.»
Übergabe auf Zeit hat sich gelohnt
Wie schwer ist den Gründern aber das endgültige Loslassen der Geschäftsleitung wirklich gefallen? Da sind sich Mutter und Sohn nicht ganz einig. Therese Jenni und ihrem Mann sei es «eigentlich leicht gefallen.» In den fünf Übergangsjahren immer wieder etwas Verantwortung zu übergeben sei einfacher gewesen, als alles auf einmal. Samuel Jenni und seine Geschwister hatten hingegen zu Beginn schon das Gefühl, dass es den Eltern schwerfiel.
Das Vertrauen ist nötig
«Ich denke, dass zuerst das Vertrauen aufgebaut werden musste und eine Basis geschaffen wurde, um loslassen zu können. Wir sind und waren uns aber auch bewusst, dass das Geschäft das Lebenswerk unserer Eltern ist und sie immer irgendwie dabei sein werden», erklärt Samuel Jenni. Als Tipp gibt er anderen Familien den Rat: «Wichtig ist, dass man nicht in eine Rolle gedrängt wird. Wir hatten nie den Plan, in das elterliche Geschäft einzusteigen. Und dass man keinen Junior-Bonus hat. Sonst wird die Integration mit den Mitarbeitern schwierig.» Für Therese Jenni ist klar: «Das Wichtigste ist, immer zusammen zu kommunizieren und den gegenseitigen Respekt zu wahren. Selbstverständlich ändert vieles, die Zeiten ändern sich und damit auch die Ansprüche am Markt.»