Wenn die Berner Landfrauen reisen, werden mehrere Sinne angesprochen. Beim diesjährigen Landfrauentag des Verbands bernischer Landfrauenvereine in die Region Oberaargau von dieser Woche haben Nase, Augen, Ohren und der Gaumen einiges zu tun. Bei der Genossenschaft Suissessences erfahren die Teilnehmerinnen, dass nicht nur die verwendeten ätherischen Öle aus Kräutern, Baumnadeln von Fichten, Weisstannen und Douglasien der Region, selbst gewonnen werden, sondern auch der Trägerstoff, kalt gepresstes Rapsöl, aus der Region stammt.
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Diese Köpfe stecken dahinter
Und nicht nur das: Besitzer der Genossenschaft, die 2005 gegründet wurde, sind neun Landwirte und eine Biologin. Während die Bauernfamilien für den Kräuteranbau sowie die Gewinnung der ätherischen Öle und des Rapsöls zuständig sind, ist es die Aufgabe der Biologin, die Pflegeprodukte zu entwickeln, welche in der Firma Phytomed in Hasle bei Burgdorf hergestellt werden. Die Bäuerinnen und Landfrauen erfahren von den Genossenschaftern Christoph Hess, Ueli Fahrni und Patrick Eggimann viel Spannendes über den Anbau der Kräuter und die Gewinnung der ätherischen Öle. [IMG 2]
So entstand die Idee zur Gewinnung ätherischer Öle
Wie kommen Landwirte auf die Idee, ätherische Öle selbst zu gewinnen und in einer eigenen Pflewgelinie zu vermarkten? Auch diese Frage wird am Landfrauentag beantwortet. Die Idee entstand bei einem Saunagang, bei dem ein Aufguss mit Fichten gemacht wurde. Initiant Fritz Hess stellte sich da die Frage, was das denn eigentlich genau sei. Rasch merkte er, dass es in der Schweiz gar keine ätherischen Öle gibt, die hierzulande aus heimischen Grundprodukten gewonnen werden. So entstand die Idee, ätherische Öle aus selbst angebauten Kräutern und heimischen Tannenadeln zu produzieren. Acht weitere Landwirte stiegen auf den Ideenzug auf, die Genossenschaft Suissessences wurde gegründet.
Dann wurde eine Biologin auf das Projekt aufmerksam und stiess dazu. Sie entwickelt die Pflegeprodukte, die es nun zu kaufen gibt. Aber nicht nur Lotionen und Cremes sind erhältlich. Es gibt auch Körperöle für Massagen, reine ätherische Öle, Raumsprays und auch Hydrolate. Bei der Gewinnung von ätherischen Ölen bildet sich ein Destillat aus Wasserdampf, das Hydrolat. Dieses enthält die duftenden, wasserlöslichen Inhaltsstoffe der Pflanze. Hydrolate wirken milder als die ätherischen Öle der gleichen Pflanze. Heute ist teilweise bereits die zweite Generation der Landwirtefamilien im Team Suissessences dabei.
Nur die Kräuterflächen werden biologisch bewirtschaftet
Die Produkte von Suissessences seien einzigartig, da nur sie heimische ätherische Öle enthielten. Dies führt Christoph Hess aus, auf dessen Hof in Wangen an der Aare die Destillerie steht. Jeder der Landwirte ist auf bestimmte Kräuter spezialisiert, die er biologisch anbaut. Die Landwirte produzieren ihre restlichen Flächen nach ÖLN- oder IP-Suisse-Richtlinien, die Kräuterflächen jedoch als Bio-Spezialflächen, da sie Medizin- und Heilpflanzen enthalten, erklärt Patrick Eggimann. Sie sind nicht in die Fruchtfolge des restlichen Betriebes integriert, die Kräuter werden immer auf den gleichen Flächen angebaut. Nach der Destillation gehen die Kräuterreste zurück zu den Landwirten und gelangen wieder in den Nährstoffkreislauf. Die Pflanzenreste der Tannenadeln gehen in eine Fernwäremzentrale. Die ätherischen Öle aus den Tannennadeln werden im Winterhalbjahr gewonnen, da zu dem Zeitpunkt das Öl in den Nadeln eingelagert sei. Christoph Hess betont stolz: «Wir sind einzigartig in der Schweiz.» Denn auch eine namhafte Schweizer Firma im Bereich Naturkosmetik beziehe ihre Öle aus dem Ausland, etwa aus China.
Die Öle sind zu teuer fürs Ausland
Die heimischen ätherischen Öle auf dem Weltmarkt zu verkaufen, funktioniert nicht. Dazu seien sie zu teuer. «Wir müssen sie veredelt verkaufen», so Christoph Hess. Denn sie müssten für ein Kilogramm Lavendelöl500 Franken haben. Solches aus der Provence gäbe es bereits für 100 Euro. Einzige Ausnahme bildet die Hotelkette Swissôtel, die in ihren Hotels auf der ganzen Welt Schweizer Qualität anbietet und die Raumbeduftungsanlagen mit Produkten von Suissessences befüllt.
Kuchen und Gschnäder zum Abschluss
Auf dem Weierhof, Subingen, bei Familie Grütter kommen dann auch noch Gaumen und Ohren auf ihre Kosten. Sandra und Roland Grütter, bekannt für den Seeberger Spargel, führen den Weierhof seit 2018 nebst dem eigentlichen Betrieb, dem Leinackerhof in Seeberg. Bei Spargel-Käsekuchen und Fruchtsalat geniessen die Landfrauen und Bäuerinnen das Beisammensein beim gemütlichen Schwatz. Letzterer hat im Festzelt, das für Events gebucht werden kann, einiges an Lautstärke zu bieten.
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