«Wir haben nie mit dem Titel ‹Schönster Hofladen der Schweiz› gerechnet», erzählt Corinne Schuler. Die Bäuerin steht mitten in ihrem weihnächtlich dekorierten Hofladen, umringt von Teigwaren, Eingemachtem und Gebäck. Obwohl sie vor Kurzem die Gestelle aufgefüllt hat, finden sich bereits wieder Lücken im Regal. «Wir haben eigentlich fast nur eigene Produkte im Laden. Wenn wir etwas zukaufen, dann hat es einen Bezug zu unserem Hof.»
Familie Schuler baute den Laden 2020 komplett neu in bestehende Räumlichkeiten ein, mehrere Verarbeitungs- und Kühlräume inklusive. Sie wollten «einfach mal schauen», wo sie im Vergleich mit anderen stehen und meldeten sich deshalb beim Wettbewerb für den schönsten Hofladen an. «Wir dachten auch, dass wir von der Jury noch ein paar Tipps bekommen, wie und wo wir uns verbessern könnten», fügt Corinne Schuler an.
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Viehschauem sind jetzt ein Hobby
«Eigentlich bin ich ein leidenschaftlicher Braunviehzüchter», meint Franz Schuler. Milchkühe sucht man heute jedoch vergebens auf dem Ludihof im st.-gallischen Benken. Vor zwei Jahren übernahm er zusammen mit seiner Frau Corinne den Betrieb von seinen Eltern Franz Senior und Monika. «Wir konnten sehr von ihrem Wissen rund um die Direktvermarktung profitieren. Gemeinsam haben wir vier das Projekt geplant», erzählt er. Die ehemaligen Betriebsleiter starteten vor 30 Jahren mit einem Bohnenfeld zum Selberpflücken. Richtig bekannt wurden sie jedoch mit ihrer Kürbisausstellung am Bettag-Wochenende, die es auch schon seit 20 Jahren gibt.
«Jetzt sind Viehschauen mein Hobby.»
Franz Schuler, vormals Braunviehzüchter, nun überzeugter Direktvermarkter
Als es um die Hofübernahme ging, absolvierte Franz Schuler gerade die Betriebsleiterschule. Beim Rechnen merkte er schnell, dass sich eine Investition in die Direktvermarktung besser auszahlt als der Bau eines neuen Milchviehstalls. Bereut habe er den Entscheid noch nie. Mit Stolz führt er durch die verschiedenen Räumlichkeiten. «Jetzt sind Viehschauen einfach mein Hobby.»
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Die Nudeln sind Spezialität vom Hof
Tiere gibt es trotzdem noch auf dem Hof. Schulers halten Legehennen und haben auf Rindermast umgestellt. 1000 bis 3000 Eier werden täglich auf dem Betrieb verarbeitet oder gehen in den Verkauf. Eine Spezialität sind Nudeln. «Ein- bis zweimal die Woche produzieren wir 80 Kilogramm Teigwaren», erklärt Corinne Schuler. Die Nudeln haben nicht nur verschiedene Farben, sie kommen ebenfalls in den verschiedensten Formen und Sujets daher. «Das Edelweiss läuft eigentlich das ganze Jahr über gut. Momentan habe ich Sternchen im Angebot.»
«Wir versuchen es erneut mit einer Hektare.»
Corinne Schuler über den Anbauversuch mit Hartweizen für ihre Teigwarenproduktion.
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Dieses Jahr pflanzten Schulers zum ersten Mal Hartweizen an. «Wir möchten das Getreide für unsere Teigwaren selber produzieren», sagt Corinne Schuler. Der Sommer war dann leider zu nass. Sowieso muss vieles selber ausprobiert werden, da das Wissen über den Anbau dieser Kultur in der Schweiz weitgehend fehlt. Doch davon lassen sich die umtriebigen Direktvermarkter nicht abhalten. «Wir versuchen es erneut mit einer Hektare», meint die junge Frau zuversichtlich.
Maschinell die eigenen Eier verarbeiten
Corinne Schuler hat die Weiterbildung zur Bäuerin absolviert: «Das war eine intensive Zeit, während der ich viel über Direktvermarktung, Deklarationsvorschriften und Wertschöpfung gelernt habe.» Das Herstellen von eigenen Produkten und der Verkauf sei voll ihr Ding.
In ihrer Abschlussarbeit widmete sie sich dem Thema Frisch-Ei. Sie machten Abklärungen betreffend Nachfrage und merkten bald, dass «ihr» Flüssig-Ei vom Bauernhof vor allem in Bäckereien gefragt sein könnte, die Regionalprodukte herstellen.
Wo früher die Kühe gemolken wurden, werden in hygienischer Umgebung neuerdings Eier maschinell aufgeschlagen. Diese können je nach gewünschtem Endprodukt automatisch sogar in Eigelb und Eiweiss getrennt werden. «Anschliessend wird pasteurisiert», erklärt Franz Schuler. Seine Augen glänzen, als er die Maschinen zeigt und erklärt.
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Fragt man das Betriebsleiterpaar, was das Besondere sei, das ihren Hofladen ausmacht, können sie nicht einen bestimmten Punkt nennen. «Wahrscheinlich ist es das Gesamtkonzept, bei dem sich Betrieb und Direktvermarktung wunderbar ergänzen. Ausserdem denke ich, dass unser Herzblut spürbar ist», sagt Corinne Schuler.
Betriebsspiegel Ludihof
Betriebsleiter: Corinne und Franz Schuler-Ulrich mit Tochter Leonie 14 Monate
Ort: Benken SG
LN: 22 ha
Kulturen: Ackerbau: Dauer-Kunstwiesen, Weizen, Hartweizen, Hohl-Raps, Silomais, Gemüsebau: Kartoffeln, Speise-und Zierkürbisse, Buschbohnen, Süsskartoffeln, Zwiebeln, Grünspargeln, Erdbeeren
Tierbestand: 9500 Legehennen, 35 Weidemast-Rinder
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Eltern Franz Senior und Monika Schuler, 1 Vollzeit im Hofladen und Aushilfen. Im Hennenstall eine 30 % Arbeitskraft und jedes Jahr ein Lehrling oder Praktikant.
Weitere Informationen: www.ludihof.ch
