Die Mühle Landshut wirkt traditionell. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich aber die hohe technische und mechanische Innovationskraft. Das Familienunternehmen ist über die Region hinaus bekannt und mahlt mehrheitlich für jene Bäckereien, die noch handwerklich arbeiten.
Die Grundmauern des Kulturguts in Utzenstorf datieren auf 1493. Dass genau hier eine Mühle steht, ist kein Zufall, schliesslich hat das Emmentaler Dorf rund 33 Kilometer Bach zu bieten und im Parterre der Mühle steht man quasi im Wasser.
Seit fünf Generationen steht die Mühle Landshut im Besitz der Familie Beck. 1870 erwarben die Gebrüder Johann und Ulrich Beck die Mühle. Heute ist Regula Beck für die Geschicke des altehrwürdigen Traditionshauses verantwortlich.
Viele Erinnerungen an die Kindheit
Christian Beck ist zusammen mit seinen Schwestern Regula und Madeleine und den Eltern im Verwaltungsrat. Er erinnert sich beim Besuch der BauernZeitung an jene Zeit, in der er als Knabe zuerst mit seinem Grossvater durch die Mühle ging, um danach am Bach Forellen zu fischen – für die Grossmutter. Denn schliesslich hatte man noch Gäste geladen, die es zu bewirten galt. «War der Grossvater mit dem Kontrollgang in der Mühle und der Ausbeute aus dem Bach zufrieden», erzählt Christian Beck, «durfte ich zur Belohnung die Sackrutsche hinunterrutschen.»
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Dass seine Schwester die Mühle heute erfolgreich führt, ist eine glückliche Entwicklung für die ganze Familie und für den Betrieb. Sie ist eine Quereinsteigerin, was aber bei ihren Ausführungen nicht zu spüren ist – da steht eine Mühlenbetreiberin mit Leib und Seele vor einem.
Viel Holz in der Mühle verbaut
Die Mühle Landshut ist auch optisch eine Schatzkammer. «Wo moderne Technik genutzt werden kann, setzen wir diese ein. Ansonsten bevorzugen wir die altbewährte Mechanik», erklärt Christian Beck. Beinahe alles, was heute in modernen Betrieben aus Metall gebaut ist, wird in Utzenstorf wenn möglich in Holz erhalten. Regula Beck ist für die Vehemenz ihres Vaters, auch bei Umbauten auf Holz zu setzen, heute noch dankbar. «Holz ist antiseptisch und entzieht Feuchtigkeit», erklärt die Betreiberin der Mühle auf dem Rundgang. Obschon ihr Vater das nicht gerne höre, sage sie gerne: «Unser Getreide lagert im Barrique.» Das, weil auch die grossen Abstehkästen vor der Vermahlung aus Holz sind. Das macht auch das Ambiente im ganzen Gebäude aus.
1918 fast vollständig niedergebrannt
Doch Holz birgt auch Gefahren: Ein schwerer Brand zerstörte die Mühle 1918 fast vollständig. Der sofortige Wiederaufbau sei damals von grosser Bedeutung für die ganze Region gewesen, erläutert Regula Beck. Das viele Holz und die Transmissionen (Riemenantrieb) im Betrieb, in dem zwölf Personen arbeiten, sind mit ein Grund, weshalb in Utzenstorf nie «unbemannt» gemahlen werden kann. Die Gefahr eines Brandes darf nicht unterschätzt werden. «Das Wichtigste in der Mühle ist so oder so Sauberkeit und Ordnung», erklärt sie.
In einer Mühle braucht es viel Platz. Der Grund dafür ist nicht nur das Getreide, das angeliefert wird. Auch die vielen Maschinen, die aus Weizen Mehl machen, und zwar nach dem System «mahlen – sieben – mahlen – sieben», beanspruchen viel Platz. «Unsere schonende Verarbeitung nennen wir Slow Milling», erklärt Regula Beck. Für die teils sehr alten, aber durch die Pflege und das sorgsame Arbeiten sehr gut erhaltenen Maschinen fehlen oftmals die Ersatzteile. «Dafür haben wir eine eigene Werkstatt», erklärt Regula Beck und betritt den sauber aufgeräumten Raum, in dem es zuweilen viel Innovation braucht.
«Das Wichtigste ist Sauberkeit und Ordnung.»
Regula Beck betreibt die Mühle Landshut, die im Familienbesitz steht.
Der schöne geschichtsträchtige Standort hat aber auch mit anderen Herausforderungen zu kämpfen. Neben der schonenden und qualitativ hochstehenden Verarbeitung von Korn zu Mehl ist die Qualität des Rohstoffes elementar. Möglichst naturbelassenes Getreide zu erhalten und dabei höchste Mehlqualität zu garantieren, sei immer eine Gratwanderung, sagt Regula Beck. Pilzkrankheiten, Insekten und Unkraut dürften den Mahlprozess nicht erreichen. Deshalb sei auch die Nähe zu den Getreideproduzenten elementar. [IMG 3]
Pflanzenschutz ist wichtig für gute Qualität
Eine weitere Herausforderung sei die Tendenz, das Getreide auf dem Feld immer weniger zu schützen und damit eben dem Konkurrenzdruck von Unkräutern, den Insekten oder auch vermehrt den Pilzkrankheiten auszusetzen. Ein gutes Produkt im Ladengestell brauche ein entsprechend qualitativ hochstehendes Urprodukt, erklärt Regula Beck.
Nur Schweizer Getreide wird verarbeitet
Die traditionelle Mühle, die sich dem Erhalt des Handwerks verschrieben hat, kämpft also an denselben Fronten und gegen ähnliche Schwierigkeiten wie die grossen industrialisierten Betriebe. Sicher ist: Die Mühle Landshut will auch künftig nur Schweizer Getreide vermahlen. Aktuell stammen mehr als 80 Prozent aus dem Umkreis von 20 Kilometern um die Mühle. «Daraus entsteht eine breite Palette an Qualitätsmehlen», versichert die Betreiberin des Familienbetriebs.