Am Sonntag geht es in Willisau LU «vo Buur zo Buur». Das erfolgreiche Format, 2010 «erfunden» von den Zürchern, ist bereits ein Publikumsmagnet und gelangt in Luzern zur vierten Austragung. Gegen 8000 Besucherinnen und Besucher erwartet das OK (siehe Nachgefragt unten) auf den sechs Betrieben unter dem Motto: «Zu Fuss die Landwirtschaft er-leben». Je nach Wetter halt. «Gutes Wanderwetter würden wir sicher nehmen für Sonntag», sagt Christian Steffen von der EG Rossgass. Stand Donnerstagmorgen kommt es gut, evtl. ein wenig kühl. Dafür sind die Gastgeber aber eingerichtet bzw. werden es noch tun. In der Werkstatt und im angrenzenden Zelt werden die Besucher am Schärme und geschützt vom Wind verköstigt.
Mit dem Onkel fusioniert
Die EG Rossgass besteht aus Franz Lötscher und Christian und Eveline Steffen. EG steht für «einfache Gesellschaft». Die EG funktioniert gleich wie die BG, macht aber möglich, dass Christian Steffen in einem grösseren Pensum ausserhalb des Betriebs in seinem Erstberuf als Zimmermann arbeiten kann.
Franz ist der Onkel von Eveline. Zur Zusammenarbeit kam es, als der Stall auf dem Pachtbetrieb Rossgass 2020 einem Brand zum Opfer fiel. Für den 55-jährigen Pächter Lötscher die Zeit, um die Zukunft zu planen. Zur EG gehört auch der Betrieb von Christian Steffen, einige Kilometer entfernt, eher kleinflächig und zurzeit noch auf wenige Galtsauen und Futter- sowie Ackerbau spezialisiert. Auf den heute insgesamt 42 ha der EG wird vor allem Gras für die gut 50 Milchkühe der drei grossen Milchviehrassen produziert. Aber auch Ackerbau mit Gerste, Weizen, Raps, Triticale und Mais ist ein wichtiger Betriebszweig.
Attraktivitäten vor Ort
Der Melkroboter im neuen Stall wird sicherlich ein Publikumsmagnet. Daneben gibt es auf der Rossgass weitere Aktivitäten. Die Jäger demonstrieren die Rehkitzrettung mittels Drohne, der Imkerverein ist mit einem Bienenvolk vor Ort, Rossgass-Hauptsponsor Dubach Holzbau AG bietet hölzerne Spiele und der Tierarzt erklärt die Verdauung einer Kuh, um nur einige zu nennen.
Zugesagt habe man recht spontan, sagt Eveline Steffen. Es sei eine gute Gelegenheit, um Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft zu machen und persönlich einen Beitrag zu leisten. Der Anlass soll bewusst nicht «verpolitisiert» werden. Ein möglichst authentisches Bild der Landwirtschaft wolle man aufzeigen. Jeder der sechs Willisauer Betriebe (siehe Kasten) bietet in der Festwirtschaft auf dem Hof ein betriebstypisches Menü an. Bei Lötscher/Steffen sind es Raclette-Brote. «Rund 700 Portionen können wir davon verkaufen», sagt Christian Steffen. Auch Milchshakes gibt es und eine Bauernhofglace. Vieles dreht sich um die Milch, schliesslich werden auch jährlich gegen 400 000 Kilo davon produziert. «Vom Gras zur Milch» ist das Motto. Im «Rossgassstübli» stehen rund 35 Helfer im Einsatz: Familie, Freunde, Nachbarn. «Das war überraschend einfach», freut sich Eveline Steffen. Man hilft gerne. Der Stress hält sich beim Dreierteam auch wenige Tage vor der Durchführung in Grenzen, so der Eindruck.
Nicht wegen dem Geld
Eigene PR ist für den Betrieb nur beschränkt möglich. Sie setzen nicht auf Direktvermarktung. Oder noch nicht. Was auch damit zu tun hat, dass das junge Betriebsleiterpaar noch nicht auf dem Betrieb wohnt. Die wohnliche Situation mit dem denkmalgeschützten Bauernhaus, in dem Franz Lötscher wohnt, ist nicht ganz einfach, berichten die drei unisono. «Vo Buur zo Buur» ist ein wenig wie beim 1.-August-Brunch: Wegen dem Geld macht niemand mit. Dafür entstehen wertvolle Beziehungen. Finanziell dürfte die schwarze Null aber stehen, das hat Eveline Steffen, die seit der Geburt des kleinen Joel in einem Teilzeitpensum als Gemeindeschreiber-Substitutin arbeitet, budgetiert. Möglich macht dies insbesondere auch ein Sockelbeitrag, den die Gastgeberbetriebe vom OK bekommen. Das Geld stammt von Sponsoren und Gönnern.
Spannende Gespräche erwartet
Welche Fragen erwarten die drei von den Besuchern? Vielseitig würden diese wohl sein, so die Einschätzung. Erfahrungsgemäss werden auch viele Bauernfamilien die Gelegenheit nutzen, um den Berufskollegen einen Besuch abzustatten. So wird der Strauss vom Preis des Melkroboters über Sinn und Unsinn der Biodiversitäts-Initiative bis zu den kleinen Kälbern und den grossen Traktoren führen. Es ist angerichtet für einen spannenden Sonntag.
Die 6 Betriebe
Am Sonntag gibt es in Willisau zwischen 9 und 17 Uhr sechs verschiedene Landwirtschaftsbetriebe zu Fuss zu entdecken.
BG Wigger-Kuoni, Gunterswil: Bio, Milch, Legehennen usw.
EG Rossgass Lötscher/Steffen, Rossgass: Milch, Galloway-Rinder, Galtsauen, Ackerbau usw.
Gebrüder Peter, Ausser-Wellberg: Bio, Ackerbau, Mutterkühe, Pferde usw.
Familie Künzli, Gross-Wellberg: Pensionspferde, Kinderreitschule, Ackerbau usw.
Familie Frey, Ankenloch: Milch, BTS-Güggeli, Ackerbau usw.
Familie Stalder, Gunterswilerweid: Bio, Mutterkühe, Wagyu, Pouletmast usw. aem
Weitere Informationen:
www.vobuurzobuur.ch