Im Hühnergegacker im letzten Monat fragte ich, ob Bargeld und jene, die es weiterhin zur Hand haben, wirklich out sind. Ich erhielt tatsächlich 49 Antworten per Mail. Für die Anrufe zu diesem Thema habe ich keine «Strichli-Liste» erstellt, auch nicht für die persönlichen Gespräche, die daraus entstanden sind. Es waren ebenfalls Dutzende. Ich hatte erwartet, dass mich etliche Personen als «altmodische Tante» bezeichnen würden mit solchen überholten persönlichen Ansichten.

Zum Glück hat Papa Bargeld

Aber niemand vermutet (ich weiss, meine Umfrage ist nicht repräsentativ), wir könnten in naher Zukunft ohne Bargeld auskommen. Jene Frauen und Männer, die kommentierten, stehen hauptsächlich in der Lebensmitte, gefolgt von fast ebenso vielen älteren Leuten. Jüngere Personen äusserten sich kaum. Hingegen berichteten Väter, wie oft ihre Teenager-Kinder froh seien, wenn sie ihnen aushelfen könnten.

«Meine Jungen werfen mir manchmal vor, ich würde zu viel Bargeld mit mir herumtragen», schrieb ein Bekannter. «Am letzten Samstagabend kam mein Sohn zu mir – nicht das erste Mal – und bat mich um einen Barkredit. Er wollte an den Raclette-Abend, organisiert von den Dorfvereinen. Der nächste Bankomat befindet sich einen gut halbstündigen Fussmarsch entfernt. Was meinst du, wie er froh war, dass sein unmoderner Vater einfach nach hinten rechts greifen konnte?»

Den Überblick über die Finanzen behalten

Mehrere Kommentare ähnelten sich, waren kurz und bündig: «Wo du recht hast, hast du recht!» «Du sprichst mir aus dem Herzen!» «Ich bezahle möglichst immer mit Bargeld! Karte ist nichts für mich, weil ich als Chaotin schnell die Übersicht verliere.» «Irgendwie ist mir Bargeld immer noch sympathisch(er)!» «Ich zahle nur in bar und nur in Schweizer Franken! Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Ist das nun altmodisch – oder vielleicht gar fortschrittlich?» Jedenfalls gewann ich den Eindruck, dass Bargeld als gängiges Zahlungsmittel hierzulande immer noch populär ist.

Es gab auch jene, die mich lobten und sich sogar bei mir bedankten: «Bravo, zum Glück gibt es noch Leute wie dich.» Ein KMU-Mann schrieb: «Ich will nur Bargeld, meine Kollegen auch. So wissen wir jederzeit, wie es in unseren Portemonnaies aussieht, denn wir wollen die Kontrolle über unsere Finanzen nicht verlieren.» Schliesslich bat er mich ganz feierlich: «Setz dich dafür ein!»

Ui, jetzt weiss ich nicht, ob das ein verbindlicher Auftrag ist? Muss ich mich jetzt verpflichtet fühlen, die Noten- und Münzenwelt zu retten? Quasi die Jeanne d’Arc der Zahlungsmittel? Die umhergeht mit ihrem Banner, wo die Worte «Jesus Maria» ersetzt wurden durch meinen Namen? Und die französischen blauen Königslilien durch Dollar- und Eurozeichen? Soll ich eine metallene, glänzende Rüstung anziehen, um damit meiner Mission Nachdruck zu verleihen? Gilt die Anweisung nur für die Schweiz? Oder für Europa? Ja, für die ganze Welt?

Kommt der Stromausfall oder doch nicht?

Mir wird schwindlig ob der unzähligen (Fremd-)Währungen. Und ich entscheide mich dafür, dieses Thema anderen zu überlassen. Was mir bei der Diskussion auffiel, ist, wie oft über den angekündigten (!) Stromausfall nachgedacht wurde. Eine Bäuerin hielt fest: «Also daran will ich, wollen wir, nicht recht glauben. Irgendjemand setzte diese Angst in die Welt, damit wir vielleicht umdenken über den möglichen Mangel an Elektrizität …»