Der Bund hat eine neue Klimastrategie «Landwirtschaft und Ernährung 2050» ausgearbeitet. Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung wurden die Kernpunkte davon den Medien zugespielt. Die Strategie enthält extreme, um nicht zu sagen befremdende Vorhaben. So soll etwa die Landwirtschaft radikal umgebaut und die Ernährung «transformiert» werden.
Weniger Fleisch in den Kantinen
Der ökologische Fussabdruck der heutigen Ernährungsweise ist laut der Klimastrategie viel zu gross. Der Treibhausgasausstoss pro Kopf soll gegenüber 2020 um zwei Drittel reduziert werden. Das bedeutet nichts weniger, als dass die Schweizer Bevölkerung ihre Essgewohnheiten massiv ändern müsste, gemäss dem Grundsatz mehr pflanzliche Nahrung – weniger Fleisch. So ein Ziel zu erreichen, wäre wohl nur möglich mit einer massiven Verteuerung der Fleischprodukte, kombiniert mit einer Kommunikationsstrategie, die den Leuten den Appetit auf Fleisch verderben soll. Anzeichen für die staatlichen Ernährungsvorgaben gibt es schon heute. In Schulkantinen, Universitäts-Cafeterias, aber auch in Altersheimen werden vermehrt vegetarische und vegane Gerichte angeboten, unabhängig davon, ob eine Nachfrage danach besteht.
Damit hat die Klimadebatte nun also auch die Essteller erreicht, was zeigt, mit welcher Bevormundung die Bürgerinnen und Bürger rechnen müssen. Zudem geraten einmal mehr die Land- und Fleischwirtschaft ins Visier, anstatt dass die echten Herausforderungen wie beispielsweise die Überbauung von immer mehr Landwirtschaftsflächen thematisiert werden. Das vermeidet man, denn sonst müsste man wohl oder übel auch über das Thema des massiven Bevölkerungswachstums reden.
Vorschreiben, was auf den Teller kommt
Die in der neuen Klimastrategie enthaltenen Massnahmen stehen im vollen Einklang mit der aktuellen, mehr oder weniger subtilen Antifleischkampagne. Das Fleischbashing ist Teil der staatlichen Umerziehungsmassnahmen, die jetzt auf dem Buckel der Landwirtschaft umgesetzt werden sollen. Indirekt soll das unter anderem erreicht werden mit der Förderung von mehr pflanzlichem Anbau und damit konsequenterweise mit einer tieferen Produktion von Tierfutter. Offen wird die Frage sein, ob der Konsument auf Fleisch verzichtet oder ob das zu 84 Prozent in der Schweiz hergestellte Tierfutter dann aus dem Ausland importiert werden muss.
Die neue Strategie könnte nur mit einem komplexen, finanztechnischen Umbau in verschiedenen Bereichen umgesetzt werden, von der Preisgestaltung der Lebensmittel über die Zolltarife bis zu den Direktzahlungen. Was das für das Portemonnaie der Bevölkerung und der Landwirtschaft bedeutet, ist jetzt schon klar. Zudem würde diese Strategie neben der weiteren Reduktion der Nutztierbestände auch eine grössere Abhängigkeit vom Ausland verursachen. Zudem möchte ich festhalten, dass Fleisch ein gesundes Lebensmittel mit hochwertigem Eiweiss sowie Mineralien und Vitaminen ist. Hätten wir in der Schweiz ungesunde Lebensmittel oder sogar eine ungesunde Ernährungsweise, dann wäre die Lebenserwartung nicht so hoch wie heute. Anstatt immer auf der Landwirtschaft herumzuhacken, sollten wir dankbar dafür sein, dass unsere Bäuerinnen und Bauern täglich mit viel Herzblut gesunde Lebensmittel herstellen.
Diese Klimastrategie hat den Beigeschmack einer ideologiegesteuerten staatlichen Bevormundung. Ausgerechnet in der Schweiz, wo die Stimmberechtigten regelmässig an der Urne über wichtige politische Fragen abstimmen dürfen, scheuen sich gewisse Behörden offenbar nicht, ihnen vorzuschreiben, was auf den Teller kommen soll.
Zur Person
Mike Egger ist SVP-Nationalrat des Kantons St. Gallen. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.