Anita Fricker hat Monate voller Veränderungen hinter sich, und 2023 kommt nochmals einiges auf sie zu. Seit Anfang Jahr führt sie den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb im aargauischen Oberentfelden, sie hat mit ihrem Partner einen Hofladen gebaut und einen neuen Teilzeitjob angetreten. Demnächst beginnt der Ausbau des Stöcklis für die Eltern, es folgt der Umbau des Wohnhauses für das junge Paar, das sich zudem auf seine Hochzeit freut.

Erstes Projekt war der Hofladen

Aber die Bäuerin wirkt ganz gelassen, während sie von ihrem Leben als Betriebsleiterin erzählt. «Ich habe mehr innere Ruhe, seit ich die Arbeit im Detailhandel abgegeben habe und auf dem Hof arbeite», erzählt sie und führt in den neuen bedienten Hofladen. Der befand sich zuvor im Keller, der Aufstieg ins Erdgeschoss war das erste Projekt nach der Hofübernahme.

Im hellen Raum bilden eine kunstvoll gemauerte Wand und stimmungsvolle alte Holzbalken neben neuem Täfer den Hintergrund für Regale mit Apfelchutney, karamellisierten Birnen und anderen eingemachten Delikatessen. Frisches Obst und Gemüse sind ein weiterer wichtiger Teil des Sortiments, nebst Honig und Alpkäse stammt alles aus eigener Produktion. Am Samstag bieten Anita und ihre Mutter Esther Fricker zudem frisch gebackenes Brot an.

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Die Erfahrung der Eltern hilft

Ansonsten geht die junge Frau Veränderungen in ruhigem Tempo an, profitiert von der Erfahrung des Vaters, der trotz Pensionierung noch viel mitarbeitet. Auch die Mutter ist offiziell als Angestellte für die Tochter im Einsatz. «Im Ackerbau muss ich schon noch viel lernen», sagt Anita Fricker, die gerne auf dem Traktor sitzt.

2021 hatte sie im Hinblick auf die Hofübernahme die Berufsprüfung Bäuerin absolviert. Dass die jüngste Tochter den Betrieb weiterführt, freut die ganze Familie – ihre beiden Brüder und die Schwester wollten nicht einsteigen. «Die grösste Herausforderung am Generationenwechsel ist die Kommunikation nach aussen», sagt Anita Fricker. Dass jetzt nicht mehr der Vater der Chef ist, sondern seine Tochter, ist noch nicht in allen Köpfen angekommen. Untereinander funktioniere die Zusammenarbeit gut. «Wir reden viel zusammen.»

Der Betrieb
Betriebsleiterin Anita Fricker, Oberentfelden AG
LN 17,5 ha
Betriebszweige Ackerbau (Getreide, Raps, Körnermais, Sonnenblumen, Kartoffeln); 1 ha Erdbeeren; 0,8 ha Obstanlage; 30 Legehennen; Hofladen
Arbeitskräfte Betriebsleiterin und Eltern, Familienmitglieder, während der Erdbeerernte 15 Personen aus dem Dorf

Anita Fricker arbeitet 50 Prozent auf dem benachbarten Golfplatz im Geländeunterhalt. Ziel ist es, später diesen Job zugunsten der Betriebsarbeit zu reduzieren. Im Hofladen möchte sie den Umsatz steigern. Die liebevolle saisonale Dekoration gab es schon unter der Führung ihrer Mutter, die Tochter hat nun noch ein modernes elektronisches Kassensystem eingeführt. «Die Kundschaft meiner Eltern ist mit ihnen zusammen älter geworden, einen solchen Kundenstamm möchte ich mir auch aufbauen», erklärt sie. Der Betrieb liegt ausserhalb von Oberentfelden an einem Radweg, etwas abgelegen, dafür hat das Einzugsgebiet Potenzial.

Geworben wird online

Um das Angebot bekannter zu machen, setzt Anita Fricker vor allem auf Werbung in den sozialen Medien und via Google. Kunstvolle Werbung macht auch ihr künftiger Schwiegervater: Samuel Peyer baut aus alten Metallteilen – oft ausrangierte landwirtschaftliche Gerätschaften – fantastische Skulpturen, etliche von ihnen stehen rund um den Hof.

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So empfängt vor dem Hofladen ein «falscher Tinguely», und bei der Zufahrt lockt ein begehbarer Schellenhimmel zum Näherkommen.

Ausstellung
Metallskulpturen von Samuel Peyer, rund ums Hofträumli, Obstweg 50, Oberentfelden. Samstag 8. Oktober, ab 11 Uhr mit Apéro; Sonntag, 9. Oktober, 13 bis 17 Uhr.