«Ob Landfrau oder Bäuerin spielt keine Rolle, alle sind herzlich willkommen.» Dies sagt Irene Stritt-Lustenberger aus Alterswil über die Mitglieder des Freiburger Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (FBLV). Sie war von 2016 bis 2019 Co-Präsidentin und seitdem alleinige Präsidentin der Sektion Alterswil-Beniwil und ist selbst keine Bäuerin. Aber auch sie sagte zunächst diesen einen Satz, als sie im Jahr 2006 von der Nachbarin angefragt wurde, mit zu einem Treffen der Bäuerinnen und Landfrauen zu gehen: «Aber ich bin doch keine Bäuerin.» Irene Stritt liess sich überzeugen, dass das keine Rolle spiele, ging mit und damit war der Grundstein für ihren Weg beim Freiburger Bäuerinnen- und Landfrauenverband und eben auch in der Sektion Alterswil-Beniwil gelegt. «Mir ist es darum gegangen, unter Leute zu kommen und die Menschen aus dem Dorf kennenzulernen», erklärt sie ihre Beweggründe zum Beitritt. «Ausserdem fand ich die diversen Angebote, etwa für verschiedene Bastelarbeiten oder Kochkurse, cool.»
Das ist der FBLV
Der Freiburger Bäuerinnen- und Landfrauenverband besteht aus 17 Sektionen. Der Verband vereine Frauen aus allen Altersgruppen und Berufszweigen, heisst es auf der Website.
Die Ziele des FBLV sind die ...
- Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
- Förderung einer sinnvollen Selbstversorgung.
- Unterstützung von Massnahmen zur sozialen Besserstellung der Bauernfamilie.
- Information der Mitglieder über aktuelle staats- und agrarpolitische Themen.
- Förderung der Frau.
- Verbesserung des Kontaktes zwischen Stadt und Land.
- Pflege und der Erhalt der bäuerlichen Werte und des ländlichen Kulturgutes.
Nebst den Anlässen, die vom Kantonalverband organisiert werden, wie etwa die diesjährige Teilnahme an der Sichlete auf dem Bundesplatz Ende September, hat auch jede Sektion übers Jahr verteilt ihre eigenen Anlässe, welche für unterschiedliche Vorlieben etwas bieten. So organisiert aktuell etwa die Sektion St. Ursen am 8. Juni einen «Chrüterspaziergang,» die Sektion Schmitten besucht am 9. Juni die Staumauer von Emosson, die Sektion Mittlerer See organisiert für den 11. Juni einen Ausflug ins Emmental, Heitenried macht am 13. Juni einen Fussmarsch zur Kapelle Obermonten, und am 15. Juni stellen sowohl die Sektion Bösingen wie auch diejenige von Wünnewil Blumenschmuck für Fronleichnam her.
Die Berufswahl führte zur Arbeit mit der Natur
Irene Stritt ist mitten im Dorf Grossdietwil im Kanton Luzern mit vier Geschwistern und zahlreichen Tieren wie Ponys, Kaninchen und einer Ziege aufgewachsen. Der Vater führte ein Landmaschinen- und Metallbaugeschäft. «Mich zog es immer nach draussen, entweder mit dem Vater auf Montage oder zur Mutter in den Garten», erinnert sie sich. So verwundert es nicht, dass sie nach der Schulzeit zunächst Topf- und Schnittblumengärtnerin lernte, dann noch die Ausbildung zur Staudengärtnerin anhängte.
Ein Sommer auf der Alp und dann der Umzug
Von Letzterem gab es nicht so viele Stellen in der Schweiz. Und so führte der Weg von Irene Stritt für ein Jahr in den Kanton Freiburg nach Düdingen, wo sie ihren späteren Mann Marius kennenlernte. Er ist Schreiner und führt heute seine eigene Sägerei. Danach arbeitete die junge Frau wieder in ihrem Heimatkanton und führte eine Fernbeziehung. Bevor die beiden 2004 heirateten und in ein ehemaliges Bauernhaus in Alterswil zogen, das Marius für sie beide gekauft hatte, verbrachte die naturverbundene 44-Jährige den Sommer 2003 auf einer Alp im Walliser Binntal.
Die Geburt eines Kindes verändert vieles
Mit der Geburt von Sohn Maik 2006 gab die junge Mutter ihre damalige Arbeitsstelle auf. Plötzlich den ganzen Tag zu Hause, der Freundeskreis weit weg, fremd im Kanton und im Dorf – da kam die Anfrage, mit zu den Landfrauentreffen zu gehen, gerade recht. 2009 wurde der zweite Sohn, Beni, geboren und im selben Jahr wurde Irene Stritt, die heute zwei Tage pro Woche als Landschaftsgärtnerin arbeitet, bereits für ein Vorstandsamt in der Sektion Alterswil-Beniwil angefragt.
«Landfrau oder Bäuerin – spielt keine Rolle.»
Irene Stritt zur weitverbreiteten Meinung, nur Bäuerinnen seien im Verband willkommen.
Das Brauchtum und das ländliche Bild erhalten
Irene Stritt sitzt in ihrer neuen, mit zahlreichen orangen Fronten gestalteten, durchaus frech aber gemütlich wirkenden Küche, am grossen Holztisch und erzählt. Es ist spürbar, sie fühlt sich wohl in ihrer Umgebung. Auch jetzt gehören Tiere zu ihrem Leben dazu. So der alte Sennenhund Mira, zwei Esel, Kaninchen, Hühner und die Zuchttauben von Ehemann Marius. In der Nähe weiden die Kühe des Nachbarn. «Mir gefällt es, wenn rundherum Tiere sind. Das gehört zum ländlichen Bild», betont sie. Nicht als Bäuerin, sondern als Landfrau erlebt Irene Stritt die Landwirtschaft und die Bauernfamilien positiv. «Sie schauen gut zur Natur, sonst würde alles verwildern», ist sie überzeugt. Toll findet sie auch, dass Bräuche wie Alpabzug und Viehschau erhalten werden. Diese habe sie aus ihrer Kindheit gekannt, aber so etwas wie der Bäuerinnen- und Landfrauenverband hat sie erst an ihrem neuen Lebensmittelpunkt kennengelernt, als die Kinder klein waren und sie viel Zeit zu Hause und im Dorf verbrachte.
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Die Frauen halten zusammen
Durch die Arbeit im Vorstand der Sektion Alterswil-Beniwil hat Irene Stritt zwar keine andere Einstellung, aber einen tieferen Einblick in die Landwirtschaft erhalten. Sie schätzt die unterschiedlichen Hintergründe der Vorstandsfrauen, welche sich gut ergänzen würden. Zudem sei auf jede Einzelne Verlass, auch das schätzt sie sehr. Und müsse etwa an einem Stand Flyer zu einer bevorstehenden Abstimmung verteilt werden, welche die Landwirtschaft betrifft, sei klar, dass dies eher die Bäuerinnen übernehmen, um auch umfassend bei Fragen aus der Bevölkerung antworten zu können.
Die Bäuerinnen werden weniger
Eines hat Irene Stritt aber zu Beginn ihrer Landfrauentätigkeit als etwas befremdlich empfunden. An Veranstaltungen, wie etwa der Delegiertenversammlung, wird häufig «nur» von Bäuerinnen gesprochen. Mittlerweile hat sich die Landfrau aber damit abgefunden. «Vielleicht ändert sich das doch einmal, wenn der Anteil der Bäuerinnen weiter zurückgeht», mutmasst sie. Irene Stritt schätzt den Anteil der Bäuerinnen in der Sektion Alterswil-Beniwil momentan noch auf knapp 50 Prozent, sofern die pensionierten Bäuerinnen miteingerechnet werden. Doch junge Bäuerinnen kämen nicht sehr viele nach, da es ja auch immer weniger Bauernfamilien gebe.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei, denn die Angebote sind vielfältig
«Ich habe das Gefühl, es ist eine Frage der Zeit, bis der Verband dann einmal Landfrauen- und Bäuerinnenverband heisst», erklärt sie. Dies könnte passieren, wenn der Anteil der Landfrauen, denjenigen der Bäuerinnen einmal stark übersteigt. Egal, ob zuerst Landfrauen oder Bäuerinnen genannt werden, Differenzen unter den Bäuerinnen und den Landfrauen gebe es keine, betont Irene Stritt. Es würden in den Sektionen Angebote für alle Interessen erarbeitet. Und zudem sei bei allen Treffen auch der Austausch untereinander enorm wichtig. So hält sie sich als Sektionspräsidentin auch an der Jahresversammlung möglichst kurz, führt zügig durch die Traktandenliste, damit dann alle miteinander das so wichtige Zusammensein geniessen zu können.
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