Mein IFYE-Austausch führte mich anfangs 2024 nach Tasmanien. Nach der Landung in Launceston bin ich direkt mitten in die Vorbereitungen zum AG-Fest, der grössten Landwirtschaftsmesse Tasmaniens, hineingeplatzt. Das AG-Fest lockt jedes Jahr ca. 40 000 Besucher an. Ich wurde von der Landjugend Tasmanien herzlich empfangen und habe mich auch sofort aktiv an den Vorbereitungen beteiligt.

Eine erfolgreiche Messe

So habe ich mich auch sehr rasch mit allen bekannt gemacht und angefreundet. Die Arbeitstage waren gut geplant. Man hat gespürt, dass die Landjugend in Tasmanien sehr gut organisiert ist. Das AG-Fest ist vergleichbar mit der Olma in St. Gallen. Erstaunt hat mich, dass es sogar möglich war, einen Helikopterrundflug zu machen. Die Ausstellung ist bei sehr schönem Wetter und mit einem Besucherrekord über die Bühne gegangen. Dies war dem unerwartet schönen Herbst geschuldet, den Tasmanien hatte.

Dennoch nutzte ich ein paar freie Stunden, um mir eine warme Jacke zu kaufen. Die Temperaturen fielen zwar nur selten unter 0 Grad, der kalte Herbstwind wehte aber direkt aus der Antarktis. Das AG-Fest war für die Landjugend ein voller Erfolg. Die Aufräumarbeiten gingen rasch voran, sodass ich nach zwei Wochen zu meiner ersten Gastfamilie umziehen konnte. Umziehen daher, weil ich mich mit vielen anderen Mitgliedern der Landjugend und zwei weiteren «Exchangees» aus Schottland und Norwegen auf dem Gelände richtig wohnlich eingerichtet hatte.

Grundverschiedene Betriebe

Meine erste Gastfamilie wohnte nicht auf dem Land, sondern in einer Kleinstadt namens Sorel, in der Nähe von Hobart, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Tasmanien. Die Australier sind sehr gastfreundlich und es hat mir an nichts gefehlt. Bei dieser Familie gab es für mich nicht sehr viel mitzuhelfen und ich hatte viel Zeit, mich an Australien zu gewöhnen.

Ich habe viele interessante Tagesausflüge unternommen. Unter anderem habe ich einen riesigen Obstbau-Betrieb in der Mitte von «Apple-Island» besichtigt. «Apple-Island» ist ein alter Spitzname für die Insel Tasmanien. Vor ca. 50 Jahren gab es noch über 1000 Apfelproduzenten. Der Betrieb Hansen Orchards, den ich besuchen konnte, baut über 200 ha Kirschen und 85 ha Äpfel an, vor allem für den asiatischen Markt.

Von der Kleinstadt Sorel hat es mich mit meinem Rucksack in die Mitte von Tasmanien zu einer Bauernfamilie mit 1300 ha Land und 1800 Schafen verschlagen. Hier hat mich ein eher raues Farmleben erwartet. An das kalte Zimmer habe ich mich schnell gewöhnt. Dass das Wasser aus dem Wassertank wegen eines Buschfeuer nach Rauch geschmeckt hat, störte mich dann schon eher. Der Tagesablauf auf der Farm war immer unterschiedlich, so erwartete mich jeden Tag etwas Neues. Von der eher chaotischen Schaffarm bin ich nach einer Woche zu einer 45 ha grossen Ackerbau- und Gemüsefarm an die Nordküste weitergezogen.

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Mit der Landjugend unterwegs

Die Böden der Nordküste gehören zu den besten der Welt und werden intensiv für Gemüse- und Ackerbau genutzt. Ende Mai war z. B. gerade die Rosenkohlernte im Gang. An den Wochenenden hat sich die ganze Landjugend immer wieder an ihrem Hauptsitz versammelt. Ich durfte auch immer wieder bei ihren Anlässen teilnehmen. Einmal machten wir z. B. eine Auto-Schnitzeljagd durch ganz Tasmanien. Für eine Woche konnte ich bei einem Vorstandsmitglied der Landjugend im Gästezimmer einziehen. Hier wurde ich jeden Tag von einem anderen Clubmitglied zu einer Besichtigung abgeholt.

Mein nächster Stopp war eine weitere Farm im Norden des Landes. Hier wurde ich wieder stärker in die täglichen Arbeiten eingebunden und es hat sich viel um Ackerbau, Wettkampfpflügen und Smart-Farming gedreht. Auf der Farm wurde jede Parzelle mit 3D und GPS aufgenommen, es waren Bodenproben von überall vorhanden und die Daten dieser im System hinterlegt. So konnte flächenspezifisch mit GPS gedüngt und gearbeitet werden.

Von der 300ha grossen Ackerbau-Farm ging es mit einem alten Ford F150 wieder Richtung Süden zu einer kleinen Rinder-Farm, welche als Nebenerwerb betrieben wurde. Somit standen auch hier wieder spannende Tagesausflüge mit der örtlichen Landjugend an. Unter anderem war ich an einer Viehauktion, an der über 2000 Rinder den Besitzer wechselten.

Wilde Tasmanier

Mein letzter Gastgeber war selbst schon als IFYE in Europa und hat deshalb genau gewusst, was Spass macht. Mit ihm habe ich eine geniale letzte Woche genossen und noch einmal alle tasmanischen Freizeitaktivitäten ausgekostet, wie Geländefahrten mit Pickups und Geländewagen, Schiessen, Fischen, Bootfahren und vieles mehr. Tagsüber haben wir in der Werkstatt gearbeitet und am Abend und am Wochenende gings jeweils rund.

Mein International-Farm-Youth-Exchange kam ohne Komplikationen und pünktlich Ende Juni zum Abschluss. Ich muss zugeben, dass mir die wilden Tasmanier(innen) echt ans Herz gewachsen sind. Ich bin unglaublich dankbar für die vielen grossartigen Erinnerungen und neuen Freundschaften, die ich IFYE Schweiz zu verdanken habe.

Zur Person

Andy Schär (27) ist mit zwei Geschwistern auf einem Bauernhof im Kanton Thurgau aufgewachsen. Da Vater und Mutter beide ehemalige IFYEs sind, war für ihn schon früh klar, dass er auch einmal ein Land auf diese Weise bereisen möchte. Nach der Lehre zum Landmaschinenmechaniker fiel der erste Austausch Corona zum Opfer. Im Frühling 2024 nahm er einen zweiten, diesmal erfolgreichen, Anlauf und erkundete als IFYE Tasmanien.