Für die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen steht bald der Übertritt in die Lehre bevor. Der fast sechzehnjährige Maël Simond aus Monthey VS kann sich jedoch nicht wirklich darauf freuen: Trotz grossen Einsatzes hat er bislang keinen Lehrplatz als Landwirt EFZ erhalten.

Kindheitstraum Landwirt

«Ich mag grosse Maschinen», sagt Maël Simond und ein Grinsen huscht über sein Gesicht. «Seit ich mich erinnern kann, schwärme ich für Traktoren und will Bauer werden.» Da seine Eltern nicht in der Landwirtschaft arbeiten, dachten sie lange Zeit, der Berufswunsch ihres Sohnes sei und bleibe ein Kindertraum. Doch als Maël bei einem befreundeten Bauernsohn «Stallluft schnupperte» und noch immer nicht von seinem Ziel ablassen wollte, begannen die Eltern schliesslich, seinen Berufswunsch ernst zu nehmen und ihn zu unterstützen.

Maël Simond mag auch Tiere sehr gerne. «Bei anderen Berufen kommen zwar auch schwere Geräte zum Einsatz, aber da würden mir die Tiere fehlen», ist er überzeugt. Maël weiss, wovon er spricht, denn er hat bereits einige Erfahrung im Umgang mit Vierbeinern. «Eine Freundin meines Vaters hat Pferde gehalten. Durch sie habe ich das Reiten gelernt und wie man sich richtig um Pferde kümmert», erklärt er. Auch ein Kalb hat der junge Walliser schon gehabt. Auf die Frage, ob es sich in der Zwischenzeit zu einer stattlichen Kuh entwickelt habe, winkt er ab: «Das Kalb ist mittlerweile längst geschlachtet und gegessen worden. So läuft es halt mit Nutztieren, das habe ich lernen müssen.»

Maël hat in den letzten Jahren viel dazugelernt. Er hat auf Bauernhöfen gearbeitet und dabei auch Freude am Umgang mit Kulturpflanzen entwickelt. Am Leben auf dem Hof schätzt er den abwechslungsreichen Arbeitsalltag: «Man arbeitet mit Tieren, Pflanzen und Maschinen; drinnen und draussen, bei jedem Wetter. Ich kann mir nicht vorstellen, wie andere Berufe da mithalten könnten.» Dass man als Landwirt nicht gerade attraktive Arbeitszeiten und selten Ferien hat, stört den Schüler überhaupt nicht.

Gute Noten, keine Lehrstelle

Da Maël Simond genau weiss, was er will, hat er zu Jahresbeginn mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz als Landwirt begonnen. «Ich habe viele Bewerbungen geschrieben, aber leider habe ich immer Absagen erhalten», seufzt er. So habe er einige Praktika bei Bekannten absolviert, aktuell gerade auf einem mittelgrossen Mischbetrieb und vor einigen Wochen in einer kleinen Molkerei. Er habe jeweils gute Rückmeldungen erhalten und sich wohl gefühlt, sagt er. Trotzdem hat Maël noch immer keinen Lehrplatz erhalten. «Ich kann mir nicht erklären, weshalb Maël bislang keine Stelle gefunden hat. Seine Schulnoten sind sehr gut», bestätigt Maëls Deutschlehrerin Iris Amram. «Ich kann mir nicht vorstellen, warum man ihn nicht als Lehrling haben möchte. Er arbeitet sorgfältig und ordentlich, ist pünktlich und anständig», fährt sie fort. Trotz der Corona-Krise werde ihr Schüler ein ganz normales – und darüber hinaus ein sehr gutes – Abschlusszeugnis erhalten. Maël hat eine Vermutung, warum es bei ihm nicht klappen will mit der Lehrstelle: «Meine Familie kommt nicht aus der Landwirtschaft. Ich bin nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen», sagt er. «Vielleicht schreckt das manche Lehrmeister ab, weil sie denken, ich hätte keine Ahnung. Ich suche aber weiter nach einer Lehrstelle, denn mein Ziel steht nach wie vor fest: Ich will Bauer werden!»