In den Kantonen St. Gallen und Thurgau besteht offenbar der Wunsch nach einer Fachhochschule Agronomie am Standort Tänikon. So reichten im vergangenem Herbst bäuerliche Kantonsrätinnen und Kantonsräte aus den beiden Kantonen fast zeitgleich ein Interpellation zum Fachhochschulangebot in Agronomie in der Ostschweiz ein.
Federführung im Thurgau
Nun hat die St. Galler Regierung die Interpellation beantwortet. Wie stark insgesamt das Potenzial aus der Ostschweiz für ein Studienangebot in Agronomie ausgeschöpft ist, lasse sich derzeit nicht sagen, schreibt sie. Dazu bedürfe es weiterer Erhebungen. Die Regierung sei bereit, in Zusammenarbeit mit anderen Kantonen solche Abklärungen zu unterstützen. Danach sieht sie jedoch die Federführung beim Kanton Thurgau, denn in Tänikon bestehe bereits ein nationaler Forschungsstandort im Bereich Land- und Ernährungswirtschaft.
Ergänzend dazu ist derzeit eine Aussenstelle der Ostschweizer Fachhochschule (OST) in Planung. Im Rahmen eines im Auftrag des Kantons Thurgau durchgeführten Vorprojekts prüft die OST das Konzept für ein sogenanntes Living Lab (Labor unter realen Bedingungen) in Tänikon.
Aber die St. Galler Regierung spricht Klartext: «Ein eigenständiger Studiengang in Agronomie an der OST in Konkurrenz zur BFH-HAFL ist aus Sicht der Regierung nicht realistisch.» Sie verweist darauf, dass die BFH-HAFL auf Anfrage gegenüber dem Kanton Thurgau im Grundsatz Bereitschaft bekundet habe, ein dezentrales Angebot von Lehrleistungen in der Ostschweiz zu prüfen. Nötig sei vorab eine vertiefte Analyse des regionalen Fachkräftemangels, des Marktpotenzials sowie der Finanzierbarkeit. In erster Linie komme eine Kooperation BFH-HAFL mit dem Kanton Thurgau als Standortkanton infrage.[IMG 2]
Was sagt Zollikofen dazu?
Die BauernZeitung hat bei der HAFL selbst nachgefragt, was sie von den Ostschweizer Ideen halte. Dazu sagt Peter Spring, Leiter Fachbereich Agronomie an der HAFL: «Wir können uns vorstellen, ein dezentrales Angebot von Lehre in der Ostschweiz zu prüfen, wenn dazu Marktpotenzial besteht.» Die HAFL setze sich für eine fundierte Ausbildung künftiger Agronominnen und Agronomen ein. Diese solle möglichst vielen Interessierten in vielen Regionen der Schweiz offenstehen. «Relativ rasch könnte die BFH-HAFL dazu beitragen, die Forschung in der Ostschweiz als Partnerin zu stärken und so den Beruf jungen Menschen in der Region näherzubringen», hält Spring fest.