Thomas Binggeli ist ein Macher. Ein Mann, der nicht lange zögert, wenn er eine Vision hat. «Machen ist wie wollen, nur viel krasser», sagt er oft – und lebt genau danach. Vom Bauernhof in die Fahrradwelt, von der kleinen Werkstatt zur internationalen Marke: Binggeli hat mit Thömus ein Velo-Imperium aufgebaut, das nun durch die Übernahme von Bike World von Migros eine neue Dimension erreicht.
Ein Bub mit einer Leidenschaft
Schon als kleiner Junge zog es Thomas Binggeli mehr zu Velos als zu Ziegen und Schafen. Während die Eltern in den Ferien waren, nutzte er die Gelegenheit: Die Tiere brachte er raus, um im so frei gewordenen Stall eine Velowerkstatt einzurichten. «Ich hatte einfach mehr Freude am Schrauben als am Melken», sagt er schmunzelnd.
Dieser Enthusiasmus wurde schliesslich zur Berufung. 1991 gründete er «Thömus» in Thörishaus BE. Anfangs noch ein kleines Unternehmen, doch mit einer klaren Vision: nicht nur Händler sein, sondern Produzent. Er wollte Velos bauen, die in der Schweiz entworfen und produziert werden – für die Schweizer Velokultur.
Wachstum und Mut zum Risiko
2008 wagte er mit der Marke Stromer den Sprung in die Elektromobilität. «Wir waren damals etwas blauäugig», erinnert sich Thomas Binggeli. Doch das Wagnis hat sich laut seinen Erzählungen bis heute ausbezahlt. Denn heute steht, was einst in einem kleinen Stall im Bernbiet begann, für hochwertige Velos und innovative Technologien. Mit der Übernahme von Bike World ist das Unternehmen nochmals stark gewachsen und hat eine neue Dimension erreicht.
Die Integration von Bike World in sein KMU beschreibt Binggeli als «einen grossen Schritt». Anlässlich eines Referats an der Agrimesse in Thun BE erinnerte er sich an den Moment, als er Ursula Nold, die Präsidentin des Migros-Genossenschafts-Bundes, traf und zu ihr sagte: «Wenn ihr die Velogeschichte auch veräussern wollt, dann will ich ein Teil dieser Geschichte sein.» Eigentlich plante Migros, Bike World an Franzosen zu verkaufen. Im letzten Moment entschied sich Migros aber doch um – und Binggeli griff zu.
«Es ist ein Riesenschritt und ich habe grossen Respekt davor», sagt er. Doch er sieht darin nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. «Man braucht Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Und Mut zur Lücke», beschreibt er seinen Weg.
Ein Velo für die Zukunft
Velos sind für ihn mehr als nur Fortbewegungsmittel. «Das Velo ist ein Brückenbauer – zwischen Jung und Alt, Stark und Schwach, Links und Rechts», sagt er. Die Schweiz sei das schönste Veloland der Welt, doch es brauche noch viel mehr Engagement. Laut Binggeli hat der Bundesrat das Ziel gesetzt, dass bis 2035 doppelt so viele Menschen Velo fahren wie heute. Für den Unternehmer mit bäuerlichen Wurzeln ist klar: «Das hilft dem Verkehr, der Umwelt und jedem einzelnen Menschen.»
Sein Engagement geht aber noch deutlich weiter. So möchte er auch vermehrt wieder Kinder fürs Velofahren begeistern. «Die Kids sollen mit dem Velo zur Schule fahren und nicht mit dem Auto geführt werden», betont er. Denn wer früh Velo fahre, profitiere sein Leben lang davon.
Innovation und Schweizer Qualität
Heute hat Thömus 14 Stores, einen Mega-Store und 30 Lernende als Velomechaniker – bald sollen es sogar 50 sein. Die Produktion in Thörishaus hat sich durch die Übernahme von Bike World verdoppelt. «Dadurch haben wir die schnellste Lieferzeit, weil wir den Zwischenhandel eliminieren», erklärt Binggeli stolz.
Trotz des Erfolgs bleibt er bodenständig. «Wir sind seit 1991 ein Familienbetrieb. Das ist etwas ganz Wichtiges», sagt er. Die Schweiz sei nicht nur ein Landwirtschafts- und Veloland, sondern auch ein Technologieland. «Es ist ein unglaublich stabiles Land. Man hat Planungssicherheit. Das ist unbezahlbar.»
Seine Vision bleibt klar: mit dem Velo die Schweiz ein Stück besser machen. Nachhaltigkeit, Gesundheit, Effizienz und Kosten seien zentrale Themen. »Ich glaube ans Velo», sagt er – und lässt keinen Zweifel daran, dass er alles daransetzen wird, seine Vision weiter voranzutreiben.