Der Garten der – fiktiven – Bäuerin Babette steht in voller Pracht. Täglich kann sie frisches Gemüse ernten und damit die Familie bekochen. Aus den Überschüssen legt Babette einen Vorrat für den Winter an. Auch wenn sie mit viel Freude gärtnert und einmacht, ist sie sich bewusst, dass sie viel Zeit in die Selbstversorgung steckt. Für die Bäuerin ist jedoch massgebend, dass sie genau weiss, wie die Lebensmittel, die bei ihr auf den Tisch kommen, gewachsen und verarbeitet sind. Weitere Pluspunkte der Selbstversorgung sind weniger Abfall, da kein Verpackungsmaterial gebraucht wird, sowie praktisch keine Transportwege.
Bis zu einem Viertel weniger
Doch all diese Aspekte können nur teilweise in materiellen Werten gerechnet werden. Sie haben aber einen Einfluss auf unser Wohlbefinden und auf unsere soziale Verantwortung. Mit der eigenen Produktion von Lebensmitteln tragen wir massgeblich zur Reduktion der Lebenshaltungskosten bei. Es kann bis zu einem Viertel der Ausgaben eingespart werden. Diese Einsparung ist allerdings mit Zeitaufwand für die Produktion und die Verarbeitung verbunden.
Der Bedarf der Familie muss immer wieder überdacht und in die Planung miteinbezogen werden. Als Faustregel gilt, dass im Schnitt für eine vierköpfige Familie rund 216 kg Gemüsevorräte, 20 kg Salat und etwa 200 kg Früchte und Beeren vorgesehen sind. Wenn jedoch in der Familie nur eine Person gerne Apfelmus isst, lohnt es sich nicht, 30 grosse Gläser einzukochen.
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Was für ein Stundenlohn?
Bleiben wir auf dem – fiktiven – Hof von Babette. Ihr Mann schaut ihr beim Bohnenpflücken zu und meint, ob es wohl nicht gescheiter sei, die Bohnen tiefgekühlt zu kaufen. Zumal Babette doch gelegentlich über Kreuzschmerzen klage. «Nein», antwortet die Bäuerin. Die Gartenarbeit gebe ihr Ruhe und Halt. Sie spare viel Geld, wenn sie die Familie selber versorge. Das sei in der aktuellen finanziellen Lage gar nicht das Dümmste. Trotzdem kommt Babette ins Grübeln. Wie hoch wäre wohl ihr Stundenlohn für all diese Arbeit? Das lässt sich mit den Datenblättern «Selbstversorgung» von Agridea selbst berechnen.
Beim Anbau geht die Rechnung von einem Beutel Saatgut für Fr. 4.50 aus. Dazu kommen Ausgaben für Dünger und Mittel gegen Lausbefall im Rahmen von Fr. 1.50. Das ergibt als Gesamtausgaben Fr. 6 .– für 15,7 kg geerntete Buschbohnen.
Realer Vergleich
Für den Arbeitsaufwand mit der gesamten Beetvorbereitung, Jäten, Giessen, Pflücken der Bohnen und Beetabräumen werden über den gesamten Sommer gut 4,5 Stunden eingesetzt. Aber das reicht noch nicht für einen realen Vergleich. Dazu muss man die Preise von Bohnen beim Einzelhändler oder vom Grossverteiler kennen. Diese liegen in der Regel zwischen Fr. 7.50 und Fr. 8.– für frische Ware.
Die Berechnung ergibt einen Stundenlohn zwischen 25 und 27 Franken, gegenüber dem Kauf von frischer Ware. Das macht bei einem Beet Bohnen etwa 120 Franken aus. Doch noch sind die Bohnen erst in der Küche und noch nicht im Tiefkühler.
Produzentenpreis verrechnen
Bäuerin Babette verrechnet das Rohprodukt aus dem Betrieb zum Produzentenpreis. Weitere Ausgaben sind die Plastikbeutel, die mit Fr. 1.30 zu Buche schlagen, und der Energiepreis für den Steamer zum Blanchieren der Bohnen. Dafür setzt Babette pauschal 50 Rappen ein.
Gegenüber dem Detailhandel spart Babette gut 33 Franken. Bei knapp 3 Stunden Arbeit ergibt sich ein fiktiver Stundenlohn von Fr. 11.70. Anders sieht es beim Einkauf im Grossverteiler aus: Hier liegt der fiktive Stundenlohn gerade mal bei Fr. 1.70. Beim nächsten Einkauf im Grossverteiler weiss sie nun, warum diese Bohnen so viel günstiger sind. Babette findet kaum ein Schweizer Produkt zu diesem Preis in den Regalen.
Selbst gebackener Zopf
Da Babette nicht nur ihr Gemüse selber verarbeitet, sondern auch den Zopf für ihre Familie selber backt, rechnet sie weiter. Lohnt es sich wirklich, auch im Sommer die Arbeit in der heissen Backstube auf sich zu nehmen?
Da der Betrieb Weizen anbaut, kann sie das Mehl über die Mühle direkt beziehen. Sie verrechnet hier den Mahllohn und bezahlt fiktiv dem Betrieb den Produzentenpreis. Alle anderen Zutaten kauft sie ein und verrechnet es in diesem Sinn. Dazu setzt sie Kosten für Energie der Knetmaschine und des Backofens ein. Der zeitliche Aufwand schlägt mit rund 45 Minuten reiner Arbeitszeit zu Buche.
Guter Stundenlohn
Die Berechnung in den Datenblättern ergibt einen Deckungsbeitrag, also den fiktiven Stundenlohn von rund 40 Franken, im Vergleich zum Kauf beim Einzelhändler. Beim Einkauf der Zöpfe beim Grossverteiler schlägt immer noch ein fiktiver Stundenlohn von knapp 16 Franken zu Buche.
Fazit: Selbstversorgung lohnt sich. Nicht nur aus finanzieller Sicht. Die Befriedigung und die Wertschätzung, wenn eigene Produkte gegessen werden können, sind unbezahlbar.
Berechnung Selbstversorgung
Wer es genau wissen will, kann bei Agridea die Broschüre «Kostenberechnung Selbstversorgung» bestellen oder herunterladen. Sie kostet 10 Franken (online) oder 12 Franken (Print). In der Broschüre finden sich Angaben zu:
- Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit in der Selbstversorgung.
- Begriffe und Definitionen zur Wirtschaftlichkeit in der Selbstversorgung.
- Kostenberechnungen von Produkten inklusive Beispiele und Berechnungsformulare.
- Kostenberechnungen von Haushaltsmaschinen inklusive Beispiele und Berechnungsformulare.
Weitere Informationen: www.agridea.ch