«Lauwarm ist sie am besten», sagt Rebekka Buchmann. Die Apfelwähe duftet verlockend, aber es ist noch nicht Zeit zum Anschneiden. Zuerst gibt die Bäuerin aus Hochdorf Auskunft über den Apfelwähentag der Luzerner Bäuerinnen am 27. Oktober.

400 Stücke allein in Hochdorf verkauft

Schon seit zehn Jahren verkauft Rebekka Buchmann jeweils an einem Freitag Ende Oktober zusammen mit anderen Bäuerinnen Apfelwähe an verschiedenen Standorten im Kanton Luzern. Allein in der Region Hochdorf bringen die Frauen 50 Bleche unter das Volk, das macht 400 einzelne Stücke, wobei manche Leute gleich eine ganze Wähe kaufen.

«Viele kommen jedes Jahr», sagt Rebekka Buchmann. Andere sehen den Stand der Bäuerinnen vor der Landi oder der Migros und entscheiden sich spontan. Gegen Mittag ist in der Regel ausverkauft; der Apfelwähe ist offenbar schwer zu widerstehen. Rebekka Buchmann erzählt das Beispiel von zwei Herren, die eigentlich nur rasch einen Kaffee trinken wollten, dann aber bis zum Mittag blieben und mehrere Wähenstücke genossen.

Kaffee gibts gratis dazu

Werbung machen die Frauen mit Plakaten und Stelltafeln, als sehr wirksam erweisen sich zudem Statusmeldungen auf den sozialen Medien. Nebst Wähen verkaufen sie weitere Apfelprodukte: getrocknete Ringli zum Beispiel oder frisch gepressten Saft. In Hochdorf steht jeweils auch eine Kanne Kaffee parat, der wird gratis ausgeschenkt.

Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) liefert den Bäuerinnen ein Rezept, sie sind aber frei, nach eigener Gewohnheit zu backen. Das macht die Auswahl für die Kundschaft gross. Was läuft besser, geraffelt oder in Scheiben? «Halb-halb», beobachtet Rebekka Buchmann. Manchmal kommt auch eine Wähe, die nach ihrem Eindruck etwas zu lange im Ofen war – und dann wolle bestimmt jemand genau diese Stücke.

Gute Gespräche über die Landwirtschaft

Der Apfelwähentag komme sehr gut an bei der Kundschaft, erzählt Rebekka Buchmann, «dabei gibt es immer spannende Gespräche über Gott und die Welt und die Landwirtschaft». Auch Pausenmilch schenken die Bäuerinnen aus Hochdorf und Umgebung aus – wenn man sie lässt. Im Vorjahr bekam die Bäuerin von einer Schulleiterin aus dem Dorf eine Absage, Werbeanlässe gebe es nicht auf ihrem Schulareal.

Die Apfelwähe hingegen erregt keinen Widerspruch. Rebekka Buchmann schätzt nicht nur die Aussenwirkung des Projekts: Es tue auch den Bäuerinnen gut, die sich im Alltag nicht so oft treffen würden.

Tochter Mirjam setzt sich mit an den Tisch und schielt nach der Apfelwähe, aber noch ist es nicht Zeit zum Anschneiden. Sie möge sehr gerne Fruchtwähe, gibt die Elfjährige Auskunft, ihr aktueller Favorit sei Williamsbirne.

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Rebekka und ihr Ehemann Adrian Buchmann sind Eltern von drei Kindern, sie führen einen Betrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau. Vor dem Hof verkauft die Bäuerin in einem Selbstbedienungsstand Eingemachtes, Obst, Gemüse und Mehl. Die Spezialität der gelernten Floristin sind liebevoll ausdekorierte Geschenkkörbe. Ausserdem arbeitet sie für «agriCatering», einen Verpflegungsservice der Luzerner Bäuerinnen.

Der Teig ist hausgemacht

«Seit ich in der Bäuerinnenschule war, mache ich den Wähenteig selber», sagt Rebekka Buchmann, das sei ja keine grosse Sache: Dinkelmehl mit Butter, Salz und Wasser zusammenfügen und eine Weile im Kühlschrank ruhen lassen. Manchmal macht sie eine zusätzliche Portion und legt sie als Vorrat in den Tiefkühler.

Auf den Teigboden streut sie gemahlene Nüsse, für den Guss mischt sie Rahm, Eier, Zucker und eine Prise Zimt. Sie selber mag übrigens am allerliebsten Zwetschgen auf der Wähe – «aber Äpfel sind ebenfalls sehr fein, und die haben ja jetzt Hochsaison». Dieses Jahr allerdings sei die Ernte der Hochstämmer auf dem Betrieb in der Feldmatt absolut mager gewesen: «So gut wie nichts.» Zum Glück produzieren auch noch Berufskollegen Obst.

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Und dann ist es endlich so weit: Nach dem vielen Reden über die Apfelwähe kommt sie nun leibhaftig ins Spiel. Rebekka Buchmann legt ein grosses Stück auf den Teller und wünscht guten Appetit. Das goldig gebräunte Obst ist mit saftigem Guss unterlegt, der knusprige Teig und die Nüsse sorgen für Biss, ein Hauch Zimt mischt sich darunter – schlicht und einfach köstlich.

Apfelwähentag des LBV

Den Apfelwähentag des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) gibt es seit 18 Jahren. Dieses Jahr verkaufen die Bäue­rinnen am 27. Oktober von 8.30 bis 12 Uhr an 20 Standorten Apfelwähe. Die Frauen seien motiviert dabei, sagt Madeleine Grüter vom LBV, dieses Jahr sei mit Grossdietwil sogar ein neuer Standort dazugekommen.

Die Bevölkerung nutze das Angebot sehr gerne; einzelne Stände seien in den vergangenen Jahren schon um 10 Uhr ausverkauft gewesen. «Mit dem Apfel­wähentag wollen wir die Konsumentinnen und Konsumenten auf unsere einheimischen Lebensmittel aufmerksam machen und darauf sensibilisieren, dass diese regional und saisonal produziert werden und dementsprechend erhältlich sind», nennt Madeleine Grüter den Hintergrund des Projekts. Generell sollen Vertrauen und Verständnis der Bevölkerung in die hiesige Landwirtschaft gefördert werden.

Der LBV übernimmt Werbung und Medienarbeit rund um den Anlass und koordiniert die Anmeldungen. Der Verband bezahlt den durchführenden Ortsvereinen pro Standort 200 Franken und stellt Verpackungsmaterial zur Verfügung. Jede Bäuerin wird zudem pro Wähenblech mit 20 Franken entschädigt.