«Ich sage immer, wir sind Landwirte – wir haben Land und wir wirten», sagt Susanne Maag mit einem Lachen im Gesicht. Sie ist dabei, den Saal zu richten. Auf 18 Uhr werden 70 Gäste erwartet, die den 80. Geburtstags ihres Vaters und Grossvaters feiern werden. Die Tische sind mit einem weissen Tischtuch bedeckt, die Servietten wunderschön gefaltet und Rot- und Weissweingläser stehen bereit. Am Kopfende im Saal wird das Buffet aufgebaut.

Der Laptop für die Musikanlage und Projektionen wird getestet. Draussen in einer Lounge glimmt schon die Feuerschale. Kissen und Felle liegen auf der Couch, sodass die Gäste auch unter dem Nachthimmel verweilen können.

Startschuss am 1. August

Susanne und Dani Maag stiegen vor rund 20 Jahren in die Gastronomie ein. Damals feierten sie den 1. August, den Schweizer Nationalfeiertag, mit einem grossen Brunch für die Bevölkerung. «Wir merkten, dass es den Leuten gefiel und auch wir unseren Spass hatten», erinnert sich Susanne Maag. Als Erstes beschlossen sie, an einer Agrotourismus-Weiterbildung teilzunehmen.

«Dabei wurde uns bewusst: Wenn wir etwas machen, muss es professionell sein. Einfach nur Festbänke aufzustellen, wird nicht funktionieren», fügt Dani Maag an. Zumal es für Event-Gastronomie auf dem Bauernhof auch eine Bewilligung braucht. Diese wird nur erteilt, wenn eine separate Küche, Hygieneräume, Toiletten usw. vorhanden sind. Sobald sie die Bewilligung hatten, bauten sie den alten Schweinestall in einen Festsaal um.

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Gaudi mit Hof-Games

Anfänglich hätten sie den Raum vermietet. Die Gäste organisierten ihren Event selbst inklusive Catering. «Wir konnten gut beobachten, worauf es ankommt, und lernten, sodass wir heute selbst kochen und am Grill stehen», erzählt DaniMaag. Aber nicht nur Speis und Trank wird heute auf dem Hof Wiesengrund angeboten, sondern auch ein All-inclusive-Programm für Firmen-Events, die den Teamgeist stärken sollen. Dazu gehören Hof-Games mit Stiefelwerfen, Melken der Kuh Elenora oder – ganz abenteuerlich – welches Team den alten Traktor als Erstes aus dem Sumpf holt. Für Trauungen oder Familienfeste organisieren Maags auch Fotoshootings.

«Ich fühle mich selbst als Gast», erzählt Dani Maag, doch im Gegensatz zu den Gästen habe er viel mehr Kurzweil. Er sei gerne in Bewegung, liebe es, zu grillieren, das Buffet im Auge zu behalten, Holz in der Feuerschale nachzulegen oder hinter der Eistheke für jeden Gast dessen Wunsch-Eis zusammenzustellen.

Stall, Treibhaus und Solar

Die Gäste können auch den Kuhstall besichtigen. Dieser ist auf alle Fälle einen Blick wert. Geplant und gebaut – notabene nach kanadischem Blockhausstil – hat ihn Dani Maag zusammen mit Kollegen selbst. Die Holzstämme stammen aus den umliegenden Wäldern. Der First besteht aus einer Glaskonstruktion. Darunter wächst ein Mandel- und Feigenbaum. Über eine Treppe hinauf kommen die Gäste auf eine Galerie, wo in Hochbeeten Petersilie, Schnittlauch und vieles mehr wachsen. Ein Kuhstall, der also auch ein Treibhaus ist und mit der Solaranlage auf dem Dach auch noch über 100 Haushalte versorgt.

Allerdings sind die Kühe nur den Winter über im Stall. Vom Frühjahr bis zum Herbst weiden sie auf verschiedenen Parzellen, wo sie auch gemolken werden. Dafür haben Maags einen mobilen Melkstand angeschafft. Der Stier läuft in der Kuhherde mit – allerdings zeitlich begrenzt. Maags setzen auf saisonales Abkalben. Ab Januar bis Februar kalben alle Kühe ab. Die neugeborenen Kälber trinken bis zum Absetzen, zirka zwölf Wochen, die Milch direkt bei ihren Müttern oder bei Ammenkühen.

Ab November sind die Kühe galt und Maags haben zwei Monate melkfreie Zeit. Das tönt einfach, aber eigentlich sei die Landwirtschaft die komplexeste Branche, die es gebe, sagt Dani Maag. «Wir Bauern stehen jedes Jahr, jeden Monat vor neuen Herausforderungen und bei der Feldarbeit gibt Effizienz den Takt vor», hält Dani Maag fest.

Das sei beim Wirten anders. Maags haben Routine in den Abläufen entwickelt. Sie wissen, wie viele Gäste kommen, die Ankunftszeit und wann das Fest zu Ende ist. Sie vereinbaren mit den Gästen einen Pauschalpreis inklusive Getränkekonsumation. Die Kunden wissen, wie viel alles kostet, und jeder könne essen und trinken, so viel er wolle.

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Immer mal etwas Neues

Doch Routine ist nichts für den umtriebigen Betriebsleiter. «Wenn ich nicht etwas Neues machen kann, wird es mir langweilig», hält Dani Maag fest. Im Moment diskutieren Maags über die Anschaffung von neuem Geschirr und Besteck und die Installation einer Fotobox. Auch Stühle sind ein Thema. «Wir haben Hussen an den Stühlen. Das sieht schön festlich aus. Aber die jungen Leute haben es heute gerne cleaner», so Dani Maag. 

«Die Einrichtung und der Stil müssen mich selbst auch berühren – und wenn es den Gästen gefällt, freut es mich doppelt», fügt er an. Wenn man als Landwirt nicht im Stressmodus sei und nicht jammere, würden die Leute finden, dass man innovativ sei.

Amtsschimmel bremst

Zurzeit wartet ein Wellness-Projekt auf die Realisierung. Aber – Dani Maag rauft sich die Haare – was noch ausstehe, sei die Bewilligung des zuständigen Landwirtschaftsamts. Auf dem Küchentisch liegt ein amtliches Schreiben. Dort steht alles drin, was Dani und Susanne Maag gerne realisieren würden – und warum das Amt es nicht bewilligt.

So sei das Aufstellen zweier Taubenschläge nicht bewilligungsfähig, denn Taubenhaltung sei keine landwirtschaftliche Nutztierhaltung. Eine Wellness-Oase mit Fasssauna, Whirlpool und Hütte zum Übernachten liege ebenfalls nicht drin. Auch könnten Maags in der oberen Etage des Stalls keinen Spielraum einrichten – und übrigens sei ein Schwimmbecken generell in der Landwirtschaftszone verboten. «Jede Privatperson kann in ihren Garten ein Schwimmbad aufstellen – ich hier aber nicht», sagt Maag. Allenfalls darf er Tür und Treppe an der Südostfassade neu bauen und den Hofladen umgestalten – dafür benötige das Amt aber zusätzliche Unterlagen. [IMG 4] «Ich sagte dem Beamten, dass der Whirlpool mein Brutkasten ist, wo ich neue Ideen ausbrüte. Neue Ideen, etwas anders als üblich zu machen, ist den Beamten aber ein Gräuel», nervt sich Dani Maag.

Wenn ein Landwirt sich einen neuen Traktor anschaffe, sei das okay. Wenn man Land kaufe, ebenfalls. Aber ob sich das immer rechne, sei fraglich. «Es gibt viele Bereiche, die man in der Landwirtschaft verwirklichen kann und wo einiges mehr drin liegt, als das Denken, immer grösser und grösser zu werden», sagt Dani Maag. Aber dafür habe der Amtsschimmel wenig Verständnis.

Weitere Informationen: www.hof-wiesengrund.ch

Dieser Beitrag ist zuerst in «Hof direkt» erschienen: aktion.hofdirekt.com

Hof Wiesengrund, Bio

Susanne und Dani Maag mit Livia (19), Amos (18), Ladina (16) und Eline (14)

Ort: Oberglatt ZH
LN: 40 ha mit Grünland, Getreide, Randen, Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln
Viehbestand: 25 Milchkühe plus Jungvieh
Gastronomie: 100 Plätze, plus Bar, Lounge, Wellness-Oase