Rot oder weiss? Kantig oder sanft? Mineralisch oder fruchtig? Den passenden Wein auszuwählen, ist gar nicht so einfach. Zudem schüchtert die oft elitär wirkende Weinsprache viele ein. Madelyne Meyer geht einen anderen Weg. Sie vermittelt Weinwissen undogmatisch, auch mal selbstironisch und mithilfe von teils humorvollen Illustrationen. Diesen Herbst ist ihr zweites Buch erschienen: «Finde deinen Wein».

«Dieses Buch schrieb ich für alle, die Angst haben, einen falschen Wein zu wählen, oder die von der Auswahl überfordert sind», erklärt Madelyne Meyer. «Meine Mission ist, die Wein-Kommunikation zu vereinfachen.» Denn viele wissen über einen Wein bestenfalls, ob sie ihn mögen oder nicht – aber nicht, warum dem so ist. Daher überrascht es nicht weiter, dass gemäss einer Studie mehr als drei Viertel der Käufer Wein nach der Etikette aussuchen.

Aus einem Blog wurde mehr

Madelyne Meyer kommt aus einer Weinhandelsfamilie in Aarau, betreut heute im Familienbetrieb den Privatkundenkanal. Ihre Wurzeln hat sie aber in den USA. Als sie im Bordeaux-Gebiet eine Ausbildung für Wein-Management machte, kämpfte sie mit dem trocken aufbereiteten Theoriestoff. Daher begann sie, die Lerninhalte mit Illustrationen darzustellen und startete mit «Edvin» einen Wein-Blog für Einsteiger.[IMG 2]

Aus dem Blog wurden ein erstes Buch, ein Kursangebot und nun auch ein Edvin-Weinladen in Aarau. Gemeinsam mit Freunden organisierte sie zudem bereits zweimal ein Festival namens Planscher, das Weingeniessern Schweizer Wein näher bringen will.

«Die Weinkultur in den USA ist im Gegensatz zur Schweiz noch jung und daher viel offener und unbekümmerter», erklärt die 33-Jährige, die im Sommer Mutter von Zwillingen geworden ist. «Niemand schaut dich komisch an, wenn du Wein aus dem Plastikbeutel zu einer Strandparty mitbringst.»

Innovative Schweizer Winzer

Die Schweizer Winzerinnen und Winzer findet Madelyne Meyer «mega lässig». Viele seien innovativ, hätten ihr Angebot dem Konsumverhalten der Zeit angepasst: Sie achten nicht nur auf handwerklich gut gemachte Weine, sondern setzen auch auf Nachhaltigkeit, stellen auf biodynamisch um und experimentieren mit Natur- oder alkoholfreien Weinen. «Der Job eines Winzers ist schwieriger geworden, denn es geht heute auch die Vermarktung.»

Ihr Buch soll Weinfreunden die Bestellung im Restaurant oder den Einkauf in einem Laden erleichtern. «Dazu müssen wir verstehen, wie Wein funktioniert, schreibt sie im Buch dazu. Denn es gibt keine Checkliste, an die man sich halten kann.

[IMG 3]

Lernen mit Augenzwinkern

Doch Madelyne Meyer will den Lesern mit ihren leicht zugänglichen Texten und Illustrationen helfen zu verstehen, welche Komponenten einen Wein ausmachen und welche geografischen Gegebenheiten ihn beeinflussen: Etwa, dass ein kühles Klima eher zarte, herbere Weine hervorbringt, ein warmes eher kräftige, reifere. Oder welche Bedeutung die Angaben auf den Wein-Etiketten haben, wie zum Beispiel Cuvée, Grand Vin oder Beerenauslese. Oder wie man den bestellten Wein im Restaurant überprüft und verkostet.

Mit diesem Grundwissen im Hinterkopf – und viel Degustieren – entdeckt man so die Wein-Stile, die einem schmecken. «Den perfekten Wein findet man selten», stellt Madelyne Meyer in ihrem Buch klar. Daher: «Verzeihen Sie sich auch mal einen Fehler, feiern Sie geglückte Food-Wein-Kombinationen und vor allem: Geniessen Sie!»