Idyllisch ist er gelegen, der Pachtbetrieb von Urs Hänni und seiner Partnerin Marianne Eggimann. Sie sind im Engeloch bei Zimmerwald BE zu Hause. Auf 900 Metern über Meer in der Bergzone II bewirtschaften sie einen Grünland-Betrieb. Noch bis diesen Frühling wurde gemolken, jetzt stehen noch ein paar Mutterkuhtiere und ein Dutzend Rinder in ihrem Stall. «Aus gesundheitlichen Gründen mussten wir uns von den Milchkühen verabschieden», sagt Urs Hänni am Küchentisch.

Der Anfang im Engeloch war nicht leicht

Im Jahr 1982 ist Urs Hänni mit seinem Vater auf den 15,2 Hektaren grossen Betrieb ins Engeloch gekommen. Nur durch Zufall hätten sie damals den Zuschlag zur Pacht bekommen. «Der Anfang war nicht leicht», erinnert Hänni sich zurück. Ein stotziges Heimet mit viel Arbeit sei es von Anfang an gewesen. 

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Eigentlich wollte Urs Hänni nie Bauer werden, das Mechanische hätte ihn mehr interessiert. «Man blieb halt auf dem Hof, gehorchte halt dem Vater», erzählt er. Als Angestellter bekam Urs Hänni nie einen Lohn. Bei der Betriebsübergabe gab es dann den grossen Knall: «Nur durch Mithilfe der Treuhand Schwand fand man eine Lösung zwischen mir und dem Vater», weiss er noch. Schliesslich musste er das Inventar abkaufen – aber womit, wenn kein Geld vorhanden war?

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«Damals war bei der Arbeit jede Hand gefragt»

Im Jahr 2000 konnte Urs Hänni den Pachtbetrieb mit dem Inventar dann übernehmen, ein Jahr später kam seine Partnerin Marianne Eggimann auf den Hof. «Im Stall und auf dem Feld, in all den Jahren haben wir einander unterstützt», sagt sie. Marianne Eggimann war es gewohnt, hart anzupacken. Ihre Eltern hatten zuletzt einen Bergbauernbetrieb in Borisried bewirtschaftet. 

«Das Land war stotzig dort, alles in Hanglage. Da war jede Hand gefragt», erzählt sie von ihren Jugendjahren. «Mein Vater war leidenschaftlicher Viehzüchter. Die Herbstviehschau in Oberbalm BE bedeutete damals der ganzen Familie sehr viel», sagt die Bäuerin und schwelgt in Erinnerungen. Daneben habe sie, um Geld zu verdienen, jahrelang auswärts in der Pflege gearbeitet.

Bauernhaus mit Blumen und Glocken verziert

Urs Hänni und Marianne Eggimann haben in den 25 Jahren den Betrieb im Engeloch zu dem gemacht, was er heute ist. «Wir haben ihn immer so bewirtschaftet, als ob es unserer wäre», sagen sie zufrieden. Angeschafft wurde nur etwas, wenn das Geld vorhanden war. Dabei musste es auch nicht immer die teuerste Maschine sein. Auch zum Land und zur Umgebung wurde geschaut, als wäre es Eigentum. Blacken auf den Wiesen sucht man hier vergebens, das Bauernhaus und der Spycher sind mit Blumen und Glocken verziert.

«Nächstes Jahr werde ich 64 Jahre alt. Und ich kann sagen: Ich habe alles abbezahlt und bin schuldenfrei», sagt Urs Hänni mit etwas Stolz in seiner Stimme. Dabei habe er seiner Partnerin auch immer einen Lohn ausbezahlt. «Das wurde uns so von der Treuhand Schwand empfohlen», bekräftigen sie. 

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In all den Jahren baute sich der Landwirt auch ein kleines Lohnunternehmen auf. Werden an den steilen Hängen Rundballen gepresst, ist Hänni mit seiner Rundballenpresse genau der Richtige: «Ich hantierte immer lieber an Maschinen herum und bin nicht der grosse Viehzüchter», gibt er zu.

«Wir haben von der Milchwirtschaft gelebt»

Für Urs Hänni war es darum auch kein Weltuntergang, als er sich im April von seinen Kühen trennen musste. «Wir haben von der Milchwirtschaft gelebt, das stimmt», so der Landwirt. Zuerst wurde Käsereimilch für Emmentaler produziert, später ging ihre Milch in den Industriekanal. 

16 Kühe haben Platz auf den zwei Lägern gehabt. «Der Verpächter hat den Stall noch umgebaut, wir waren gut eingerichtet», sagt Hänni. Doch seine lädierten Handgelenke und der Rücken lassen das Melken nicht mehr zu. «Es ist besser so», doppelt seine Partnerin Marianne Eggimann nach.

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Viele Schwalbennester machen den beiden Freude

Obwohl Ende 2026 alles Land verpachtet wird, können sie auf dem Hof bleiben. «Wir haben es sehr gut mit dem Verpächter», so die Bäuerin. Dieser sei froh, schaue jemand zur Umgebung. «Wir haben es gerne sauber und zu tun gibt es immer etwas», sagt Marianne Eggimann. Ihre Leidenschaft gilt jetzt dem Garten, den Blumen und den Hühnern. 

Beide haben aber auch Freude an den Dutzenden Schwalbennestern auf ihrem Hof. Jeden Frühling ziehen bei ihnen Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben ein. «Es gefällt ihnen hier wahrscheinlich so gut wie uns. Es ist ruhig, mit grandioser Aussicht – was wollen wir mehr?»