Das Schweizerische Agrarmuseum Burgrain in Alberswil hat eine bewegte Geschichte, und zu seiner Weiterentwicklung wurden schon viele Studien und Projekte lanciert. Nun liegt ein neues Konzept auf dem Tisch, es wurde diese Woche dem Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) vorgestellt. "Statt einem statischen Museum streben wir eine moderne Lern- und Erlebniswelt an", meinte Max Eichenberger, Präsident der Stiftung Agrarmuseum. Heute genüge das Museum den Erwartungen nicht mehr, und das Potenzial werde nicht genutzt. Eichenberger wies darauf hin, dass die Stiftung Agrovision und die Stiftung Agrarmuseum voneinander getrennt seien und separate Aufgaben erfüllten, aber aufeinander angewiesen seien.
"Wir streben im Museum eine moderne Lern- und Erlebniswelt an."
Max Eichenberger, Präsident Stiftung Agrarmuseum
Museum und Agrovision
Zwei Stiftungen sind auf dem Burgrain tätig. Die Stiftung Agrarmuseum führt das 1974 gegründete Museum strategisch und ist Eigentümerin der landwirtschaftlichen Sammelobjekte. Die Gebäulichkeiten des Museums wurden letztes Jahr an die Stiftung Agrovision Muri verkauft, die Museumsstiftung ist seither Mieterin. Die Stiftung Agrovision Muri ist Eigentümerin des gesamten Areals und der Gebäude auf dem Burgrain. Diese Stiftung und die Betriebsgesellschaft Agrovision Burgrain AG haben zum Ziel, "ein Projekt zu realisieren, wo Besucher und Konsumenten den Bezug zum Ursprung gesunder Lebensmittel erleben und die Zusammenhänge und Werte einer nachhaltigen Landwirtschaft erkennen können", wie es auf der Internetseite heisst. Mit der Bio-Vermarktungsplattform "RegioFair Agrovision Zentralschweiz AG" wird eine enge Zusammenarbeit gepflegt, wie auch mit dem Museum Burgrain. Letztes Jahr gab es einigen Wirbel und Unruhe, nachdem Geschäftsführer Andreas Lieberherr das Unternehmen verliess, der Pachtvertrag für den Landwirtschaftsbetrieb gekündigt, die Organisationsstruktur angepasst wurde und auch in der Stiftung Agrovision personelle Wechsel erfolgten. Zudem wurde seitens der Stiftung signalisiert, dass die "Vision noch konsequenter auf Bio plus ausgerichtet" werden soll.
Neuerungen schon 2020
Für die Neukonzeption des Museums konnte beim Kanton ein Regionalentwicklungsprojekt lanciert werden, sodass auch Bundesgelder fliessen. Das Detailkonzept für die Hauptausstellung, bei dem Bio-Suisse stark involviert war, liegt inzwischen vor. Für die Umsetzung wird mit Kosten von rund zwei Millionen Franken gerechnet. Für die Investition sollen Stiftungen angegangen werden, die Finanzierung der Betriebskosten ist noch offen. Definitive Entscheide zum Projektstart seien deshalb noch nicht gefallen. Gemäss Terminplan ist die Eröffnung der Hauptausstellung bereits für Frühjahr 2020 vorgesehen.
Landwirtschaft geht alle an
Das Museum soll mit dem gesamten Gelände der Agrovision stärker vernetzt werden. Im Vordergrund steht der Dialog mit der urbanen Bevölkerung. Dabei soll eine kritische Auseinandersetzung erfolgen zu Fragen wie "Was bedeutet Landwirtschaft für die menschliche Kultur gestern und heute? Wer bestimmt, wie es läuft und welche Rolle spiele ich dabei?". Der rote Faden durch die Ausstellung ist ein Spiel, bei dem die Besucher ins Zentrum gesetzt werden und ihre eigenen Berührungspunkte zur Landwirtschaft suchen. Dazu werden auch Hilfsmittel wie Apps und Tablets eingesetzt. Und grundsätzlich soll gezeigt werden, dass die Konsumenten selbst durch ihre Kaufentscheide die Zukunft der Landwirtschaft mitgestalten, betonte Eichenberger.
Von Boden bis Welthandel
In zehn Zonen wird in bestehenden und neuen Räumlichkeiten den Berührungspunkten nachgegangen. Besucher erleben so die Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -verteilung. Oder die Stoffflüsse, Biodiversität, Bedeutung des Bodens. Und eine Weltkarte, wo in Echtzeit die Warenflüsse rund um den Globus abgebildet werden soll zum Nachdenken über den Agrarhandel anregen. Und schliesslich können die Besuchenden selbst bestimmen, wie nachhaltige Landwirtschaft aussehen könnte.
Chance als Bildungsort
Maya Probst, Stiftungsrätin des Agrarmuseums, wies darauf hin, dass das Projekt breit abgestützt sein soll und wünschenswerterweise auch vom LBV mitgetragen wird. Das vorgestellte Konzept stiess beim LBV grundsätzlich auf Zustimmung, insbesondere weil an die Eigenverantwortung der Konsumenten appelliert wird. Zudem sei so eine Lern- und Erlebniswelt auch eine Chance für die Bildung der Gesellschaft und Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft. Weil das Projekt nationale Ausstrahlung habe, müsse der Schweizer Bauernverband mit ins Boot geholt werden. Für den LBV ist wichtig, dass trotz der betont klaren Ausrichtung der Agrovision auf Ökologie keine einseitige fundamentale Fokussierung und so Konfrontation erfolgt. Die Positionierung der Luzerner Bauern bei diesem Projekt wie auch eine allfällige Beteiligung sei somit noch völlig offen und müsse an einer nächsten Sitzung diskutiert werden, wurde seitens Vorstand betont.