Unsere Appenzeller Sennenhündin Frischli stammte aus Bütschwil im Kanton St. Gallen. Meine Schwester brachte sie als Welpe nach den Ferien bei unserer Tante als Geschenk mit nach Hause. Frischli mit ihrem Welpen fotografierte ich im Jahre 1970 auf dem Hof Flühlen in Luthern, wo mein Vater von 1963 bis 1979 eine Pacht bewirtschaftete.
Während dieser Zeit war immer ein Appenzeller Sennenhund auf dem Hof – ausnahmslos alle wurden «Frischli» gerufen. Die Hündin war eine ausgesprochene Wadenbeisserin und hatte es vor allem auf den Fahrer der Bäckerei Kunz aus Luthern abgesehen, der einmal wöchentlich mit einem VW-Bus Vierpfünderbrote brachte. Am Vortrag bestellte meine Mutter jeweils Kaffee, Teigwaren, Salz, Aromat, das Waschmittel Omo und was man sonst noch alles so im Haushalt brauchte.
Schafft er es ohne Biss ins Auto?
Frischli begrüsste den Fahrer mit lautem Gebell und verzog sich dann. Während meine Mutter in der Küche mit dem Kurier abrechnete, vergass Frischli nicht, dass noch ein Fremder im Haus war, und lauerte vor der Türe. Mein kleiner Bruder Alois und ich wussten darum und beobachteten jeweils gespannt, ob es der zurückrennende Mann mit oder ohne Biss ins Auto schaffe.
Frischlis Biss war meines Wissens nie blutig, er sollte nur signalisieren: «Am besten fährst du, wenn du abfährst.» Frischli war eben eine Treibhündin. Jedes Mal, wenn den Kühen und Rindern vor dem Weidegang die Glocken angezogen wurden, war sie blitzschnell zu Stelle, wartete brav hinter der Stalltüre und setzte dann den Tieren nach. Sie schnappte nach den Fesseln ihrer Hinterbeine, um sie anzutreiben. Die Kühe wussten das und kickten Frischli hie und da gekonnt und im hohen Bogen weg. Das machte der Hundedame aber nur kurz Eindruck und schon am nächsten Tag betrieb sie wieder ihr Hobby.
Herumtollen mit Frischlis Welpen
Ein Rüde aus der Umgebung sorgte von Zeit zu Zeit für Nachwuchs. Für uns Buben war es jeweils ein grosses Vergnügen, mit Frischlis Welpen auf der Wiese herumzutollen. Unsere Mutter schimpfte: «Eure Kleider sind gelöchert vom Spielen mit den jungen Hunden, hört auf damit!» Allmählich wurden die Welpen an Bekannte und Verwandte verschenkt oder für 20 Franken verkauft. Auch Frischli selbst wurde älter und lag eines Morgens tot in ihrem Schlafkorb. Es folgte erst Frischli 2, später Frischli 3; alles mehr oder weniger reinrassige Appenzeller Sennenhunde. Auch sie waren Geschenke von Verwandten oder Bekannten und eventuell gar aus der Linie Frischli stammend.
Frischli 3 erlebte das Ende der Pacht als noch junger Hund. Als am 8. März 1979 alles Vieh, die letzte Mistgabel und auch der holzbefeuerte Holzhafen verkauft und weggebracht war, bot meine Mutter Frischli 3 meinem Cousin Sepp an. Dieser sagte hocherfreut Ja, Frischli 3 nehme er gerne mit. Er öffnete die Beifahrertüre seines VW-Käfers und der Hund sprang rein. Sepp stieg in sein Auto, startete den Motor und fuhr mit Frischli 3 davon.