1364 Jugendlichen vermittelte Agriviva letztes Jahr einen Platz auf einem Bauernhof – trotz Corona. Das waren nur gerade 45 weniger als im Vorjahr. «Corona haben wir insofern gespürt, dass weniger Jugendliche ein Schulpraktikum absolvierten und weniger aus dem Ausland anreisen konnten», erklärt Ueli Bracher, Geschäftsleiter von Agriviva, auf Anfrage. «Dafür stieg die Zahl bei den Einzelpersonen aus der Schweiz», fährt er fort.
Dieses Jahr sei man bei den Buchungen bereits 21 Prozent über dem Vorjahr, also schon fast wieder auf dem Niveau von 2019.
75 Jahre alt
2021 feiert Agriviva (ehemals Landdienst) sein 75-jähriges Bestehen. Die gemeinnützige Organisation bringt junge Menschen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren und Bauernfamilien zusammen. Zurzeit können die Jugendlichen auf 500 Bauernhöfen anpacken. In den vergangenen 75 Jahren wurde das Angebot 340'000 mal genutzt.
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Für das Jubiläum hat sich Agrivia etwas Besonderes einfallen lassen, zusammen mit der Punkband QL (sprich: kuul) wurde ein Agriviva-Song produziert. Darin geht es um die Vorzüge und Tücken des Landlebens, ganz nach dem Motto: fertig mit Couch-Potato, her mit der Rösti!
Weitere Informationen: www.agriviva.ch
Keine billige Arbeitskraftvermittlung
Das Ziel vom Agriviva-Einsatz ist nicht, dass Bauernfamilien eine billige Arbeitskraft haben. Die Jugendlichen sollen Einblick in die Arbeitswelt bekommen, Lebenserfahrung sammeln sowie neue Lebensformen oder sogar einen anderen Landesteil kennenlernen. Den Gastfamilien bietet sich die Gelegenheit, ihren zukünftigen Konsumentinnen und Konsumenten die Landwirtschaft näher zu bringen. Meist seien es Bauernfamilien mit Kindern, bei denen beide zu Hause arbeiteten, die Agriviva-Jugendliche bei sich aufnehmen würden, sagt Ueli Bracher.
Es würden nur ganz wenige Einsätze abgebrochen. «Nur zirka ein Prozent pro Jahr», meint Bracher. Etwa weil die Chemie nicht stimme, wegen Heimweh, Krankheit, kleineren Unfällen oder weil die Arbeit zu streng oder der Aufenthalt die Idee der Eltern war.
So klappt der Einsatz besser besser
Garantien, dass der Agriviva-Einsatz ein schönes Erlebnis wird, gibt es keine. Wenn aber ein paar Voraussetzungen auf dem Gasthof erfüllt sind, klappt es gleich besser:
- Freude am Umgang mit Jugendlichen.
- Genügend Zeit haben für die Jugendlichen, auch an den Wochenenden.
- Ein eigenes Zimmer als Rückzugsort anbieten.
- Die jungen Menschen fordern, aber nicht überfordern.
- Der Arbeitssicherheit einen grossen Stellenwert beimessen.
- Die Jugendlichen haben mindestens einen freien Tag pro Woche und bekommen ein Taschengeld für ihre Mitarbeit.
- Zweideutige und sexistische Bemerkungen sind im Umgang mit jungen Menschen fehl am Platz.