Der Anteil des originalen Schweizer Emmentalers schwindet im Vergleich zu den industriell hergestellten Kopien aus dem Ausland. Dabei können Qualität und Anforderungen bei der Herstellung nicht miteinander verglichen werden.
Um das Verschwinden des Schweizer Originals zu verhindern, riefen die Käserei Eyweid im bernischen Zäziwil und die Organisation Jumi die Aktion «100 kg Emmentaler rollen» ins Leben. Die BauernZeitung fragte bei Lukas Liebendörfer, Mitorganisator des Projekts, nach, was es mit der Aktion des Käserollens auf sich hat.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Emmentaler vom Emmental bis nach Winterthur zu rollen?
Lukas Liebendörfer: Die Grundidee des Rollens stammt von Käsereimeister Christoph Glauser. Früher wurden die 80 bis 120 kg schweren Emmentaler zum Verladen aus der Käserei gerollt. Da die Anzahl der zertifizierten Emmentaler-AOP-Käsereien in den letzten Jahren stark gesunken ist, kam uns die Idee, symbolisch einen Emmentaler vom Herstellungsort in Zäziwil bis in den Verkaufsladen in Winterthur zu rollen. Mit dieser Aktion möchten wir nicht nur jammern, sondern aktiv etwas gegen das Schwinden der Emmentaler-Käsereien unternehmen.
Wer wird sich alles am Rollen des Emmentalers beteiligen?
Die Chefroller sind «Chäsimeister» Christoph Glauser und der amtierende Schweizer Meister im «Emmentaler-Rollen», Daniel Zürcher. Weiter wird während der Aktion das Team der Käserei die beiden Chefroller aktiv beim Käserollen unterstützen.
Das Team freut sich jedoch, wenn auch Bauern, welche ihre Milch in der Käserei abliefern, und Käsereikunden sich am Rollen des Käses beteiligen. Auch die Zuschauer sind herzlich willkommen, das Team auf der Route zu begleiten, und dürfen sich auch gerne selbst am Käserollen versuchen.
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Was hoffen Sie, mit dieser Aktion zu erreichen?
Fast jeder kennt den löchrigen Käse aus dem Emmental. Mit dieser Aktion möchten wir den Käse in das Bewusstsein der Konsumenten rücken. Im Gegensatz zum günstigeren, industriell im Ausland hergestellten Grosslochkäse muss der Schweizer Emmentaler einer Vielzahl von Anforderungen entsprechen. Beispielsweise muss der originale Käse in einem «Kupferkessi» gekäst werden. Die Aktion soll nicht nur auf das Schwinden der Käsereien aufmerksam machen, sondern auch zeigen, wie viele Schweizer Bauern täglich ihre Milch zur Herstellung des Emmentalers abgeben und somit von der Erhaltung der Käsereien abhängig sind.
Wir hoffen, dass die Aktion die Konsumenten dazu anregt, vor dem Käseregal im Geschäft über die Wahl zwischen Schweizer und ausländischem Käse nachzudenken.
Wie bereiten Sie sich auf den Event vor?
Da der Käse «buuched» ist, ist es schwierig, dass der Käse beim Rollen nicht umkippt. Dafür haben wir getestet, wie man den Käse am besten rollt. Mit der täglichen Arbeit in der Käserei, die körperlich anstrengend ist, erübrigt sich ein weiteres Training. Im Moment sind wir gerade noch am Feinschliff der Route. Da Hindernisse wie Treppen, Schotterwege oder steile Strassen mit dem rollenden Käse schwer zu bewältigen sind und wir mit acht Tagen einen straffen Zeitplan haben, ist es wichtig, dass die Route vorgängig genau geplant wird. Bevor wir die Route dann mit dem Käse bewältigen, werden wir zudem die gesamte Strecke mit dem Velo oder zu Fuss zurücklegen, um sicherzugehen, dass sich uns kein Hindernis in den Weg stellt.
Bei der Ankunft am Ziel möchten Sie den Käse teilen und ihn an alle Schweizer Botschaften auf der Welt verschicken. Was steckt dahinter?
Der Schweizer Emmentaler ist auf der ganzen Welt beliebt. Durch das Verschicken des Käses ins Ausland möchten wir den im Ausland wohnhaften Schweizern ein Stück Schweiz in die Ferne schicken.
