Bereits beim Betreten des Innenhofs auf dem Familienbetrieb Vetsch finden sich Hinweise auf die «Erdbeeren vom Tösstal». Sowohl der Lieferwagen trägt dieses Logo wie auch die Erdbeerhäuschen mit aufgemaltem Gesicht weisen den Besucher auf einen der wichtigsten Betriebszweige der 57-jährigen Bäuerin Sonja Vetsch und ihrer Familie hin.

Wer Rikon hört, denkt in der Regel gleich an die Pfannenfabrik Kuhn-Rikon. Tatsächlich ist es so, dass die Familie Vetsch den Hof als Pachtbetrieb der Firma führt. Auf die Erdbeeren angesprochen, wird ihre Begeisterung dafür spürbar: «Diesen Sommer hatten wir eine ideale Ernte. Alles stimmte, wir waren genug Leute für die Ernte, allerdings überstieg die Nachfrage unsere Erntemengen.»

Sorten bleiben geheim

Mit den «Erdbeeren vom Tösstal» schufen Sonja Vetsch und ihr Mann Andreas eine Marke, die über die Region hinaus bekannt ist. Sie werden oft nach ihren favorisierten Sorten gefragt, dieses geben sie nicht preis: «Das ist unser Betriebsgeheimnis.» An drei Standorten in der Region vermarktet die Familie Vetsch in den speziellen «Erdbeer-Hüslis» ihre Früchte. Amüsiert sagt die Bäuerin, es komme bei den Kunden besonders gut an, wenn die Töchter Kathrin und Tanja Beeren verkaufen, denn diese wirken als Sympathieträger.

Nach der Haupternte Ende August stehen im Erdbeerfeld weitere Arbeiten an. In diesem Jahr hat sie dabei unter anderem Unterstützung von einer jungen Frau aus der Ukraine, die ihr auch im bäuerlichen Haushalt hilft. Ein weiterer wichtiger Betriebszweig der Familie Vetsch ist die Milchwirtschaft. Im Anbindestall stehen 45 Kühe der Rasse Braunvieh. Die Kälber bleiben auf dem Hof, bis sie ½-jährig sind, dann gehen sie an einen befreundeten Landwirt.

Stolz auf eigene Zucht

Das Betriebsleiterpaar teilt sich die Arbeit im Stall. Da ihr Mann zusätzlich als Schulpräsident der örtlichen Behörde wirkt, ist er gelegentlich abends für Sitzungen auswärts. Dann füttert und melkt Sonja Vetsch mit Dimitry, dem Mitarbeiter, die Kühe. Für züchterische Leistungen hat die Familie Vetsch schon etliche Auszeichnungen erhalten. Das zeigt ein Blick auf die mit Plaketten bestückte Stalltüren.

Die Bäuerin erzählt, dass zwei ihrer Kühe für eine Viehschau an der Olma vorselektioniert wurden. «Ob sie an der Olma dabei sind, wird sich noch zeigen. Unser Kollege, ein Besamungstechniker, wird bei der Entscheidung für uns teilnehmen.» Sonja Vetsch und ihr Mann besuchen, wenn es ihnen zeitlich möglich ist, Viehschauen, um sich mit Züchterkollegen auszutauschen. «Mit der von Braunvieh Schweiz organisierten Reise werden wir in diesem Herbst nach Madison in die USA fliegen, wo Viehschauen hiesige Dimensionen bei Weitem sprengen.»

Grosser Mittagstisch

Da ihr Mann keinen Hof übernehmen konnte, nutzten sie vor rund 35 Jahren die Ausschreibung der Firma Kuhn-Rikon. Neben eigenem Land konnten sie Fläche dazu pachten, so dass sie rund 38 ha LN-Fläche bewirtschaften.

Wenn ihr Mann jeweils das Feld für die Erdbeeren anlegt, lässt er ihr eine Ecke als «Pflanzblätz» für den Gemüseanbau. Daher ist Sonja Vetsch oft im Nutzgarten oder bei den Blumen anzutreffen, wenn sie nicht im Stall oder auf dem Feld arbeitet. «In diesem Jahr ist alles so üppig gediehen, dass meine Kühltruhe bereits zu Saisonbeginn schon fast gefüllt ist mit Bohnen.» Mit den eigenen Randen, Zwiebeln, Gurken, Fenchel und Kartoffeln sowie Fleisch hat die Familie bereits Vieles für die Eigenversorgung. «Das erleichtert mir das Kochen.»

Dass immer ausreichend Vorräte vorhanden sind, ist im Hause Vetsch wichtig. Denn beim Mittagessen sitzen in der Regel auch Aushilfskräfte und Kollegen mit am Tisch, so dass die Bäuerin oft für bis zu zwölf Personen kocht.

Alle helfen mit

Zu tun gibt es auf dem Hof immer genug. «Es trifft sich gut, dass die Freunde meiner Töchter bei Arbeiten auf dem Betrieb mithelfen.» Sohn Patrick arbeitet im Kanton Bern auf einem Landwirtschaftsbetrieb als Landwirt. Vor allem zur Ernte kommt aber auch er nach Hause, um auszuhelfen. Das Betriebsleiterpaar freut sich, dass voraussichtlich ihre jüngste Tochter Kathrin den Betrieb weiterführt.

Sonja Vetsch selbst wuchs auf einem Bauernhof in Flawil SG auf. Nach einem Haushaltlehrjahr erlernte sie zunächst Betriebsassistentin PTT. Durch den Besuch der Bäuerinnenschule in Rheineck holte sie sich das nötige «Rüstzeug» für die Arbeit auf dem Hof. Heute amtet Sonja Vetsch neben ihrer Arbeit auf dem Hof bei der örtlichen Volg-Genossenschaft im Vorstand. Zudem ist sie Aktuarin des Frauenvereins Rikon.

Mussestunden nutzt sie zum Lesen und Stricken. Diesen Monat will sie zudem mit ihrem Mann einige Ferientage im Toggenburg geniessen. Und schon bald kommt das erste Kind von Tochter Tanja zur Welt. Die Bäuerin freut sich bereits jetzt auf die neue Aufgabe als Grosi.

Weitere Informationen: www.erdbeeren-rikon.ch