Schokoladenschnecken backen – so der Plan unserer jüngeren Tochter für diesen Sonntagnachmittag. Doch weder die Füllung noch der Teig halten meinem kritischen Blick stand. Die Schoggistückchen in der Füllung sind zu grob, der Teig zu klebrig. Noemi grummelt vor Ärger. Sie hasst es, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es sollte. Dabei hatte sie mich beim Studieren des Rezepts doch gefragt, ob ich ihr helfe. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Ich war abgelenkt, weil mein Mann das Büro neu einrichten wollte.
Die Schoggistücklein nochmals herausklauben
Und weil unsere ungeduldige Tochter nicht warten wollte, bis wir damit fertig waren, beheben wir jetzt gemeinsam das kleine Malheur. Noemi klaubt die Schoggistücklein aus der Füllung, während ich noch etwas Mehl in den Teig knete. Ich lasse sie eine Delle in den Teig drücken, damit sie merkt, wie der Teig sein soll – weich und elastisch. Die Delle muss wieder verschwinden und der Teig glatt werden. Danach zeige ich ihr, wie sie die Schokolade mit einem grossen Messer und Wiegebewegungen fein hacken kann. Ich tröste sie, mir sind doch schon viel schlimmere Sachen passiert.
Kochen und Backen lernt man nun einmal erst, indem man es macht, und zwar am besten täglich. So war es auf alle Fälle bei mir. Zwar habe ich die Grundlagen daheim und in der Kochschule gelernt, und sogar das Haushaltslehrjahr absolviert. Meine Lehrmeisterin – Frau eines Tierarztes – kochte jedoch selber gerne und mir blieb oft «nur» die Zubereitung des Salats. Ohnehin war ich eher fürs Putzen und Bügeln zuständig, im Grunde bloss eine schlecht bezahlte Putzfrau. Anstatt kochen lernte ich also andere Dinge, zum Beispiel wie man sich ein dickes Fell zulegt.
Übung macht den Meister
Wie auch immer, so richtig kochen lernte ich erst, als ich täglich für meine Familie in der Küche stand. Und auch wenn ich ganz bestimmt keine Superköchin bin, schmeckt es meinen Lieben doch meistens. Übung macht halt doch den Meister.
Auch unsere Tochter wird noch einsehen, dass manche Fehler notwendig sind zum Lernen. Oder wie es mein Vater mit einem Augenzwinkern sagen würde: «Am besten sind die Kuchen, die etwas missraten sind – weil dann noch ein Zweiter gebacken wird.»
Die Hefeschnecken sind übrigens sehr fein geworden. Davon zeugt ein blitzblank leergeputzter Teller am nächsten Morgen.
Die Autorin
Ruth Bucher aus Buochs im Kanton Nidwalden betreibt mit ihrem Mann Milchwirtschaft und Schweinezucht in einer Betriebsgemeinschaft. Sie ist Tanzleiterin einer Trachtengruppe und liebt das Werken im Garten und in der Bastelstube.