Rund 2000 Agrotourismus- Betriebe bieten hierzulande Übernachtungen, Gastronomie und Veranstaltungen wie Hofführungen und Bauernhofolympiade an. «Innovationen und deren Finanzierung» hiess das Thema am 6. Agritourismus-Forum in Zollikofen.
Auf Qualität setzen
«Innovation hat viel mit Qualität zu tun», erklärt Roland Lymann in seinem Einführungsreferat. Der Dozent an der Hochschule Luzern amtet als Präsident des Vorstandes von Agritourismus Schweiz.
Die Nachfrage nach Agrotourismus-Angeboten sei da und werde wohl in den nächsten Jahren noch steigen. «Die Gäste suchen Wohlfühl- statt Wohlstandstourismus». Eine Studie aus Bayern zeige zudem: Wenn die Qualität stimmt, sind die Besucher auch bereit, mehr zu bezahlen als bisher.
Freude an den Leuten
Erfahrungen aus dem Alltag teilten Claudia und Daniel Tschannen vom Hof Tschannen, Illighausen TG mit den Teilnehmern. «Wir sind offen und haben Freude an den Leuten», sagt Claudia Tschannen. Sie berichteten, welche Infrastruktur, Fachkenntnisse und welches persönliche Engagement es braucht für eine Durchführung von Veranstaltungen mit Schülern und Gruppen.
Fabrice Nanchen führt mit seiner Frau einen Hof in Icogne VS unterhalb von Crans-Montana. Unter der Bezeichnung «La Chèvre Pédagogique», die pädagogische Ziege, organisiert er Workshop für Kinder und Erwachsene.
Dabei geht es nicht um die Vermittlung von theoretischem Wissen. «Die Leute wollen auf dem Hof etwas lernen, was man nur vor Ort erleben kann, nicht in der Schule», sagt der Agronom. Zudem vermietet er Seminar-Räume. Seine Frau Jessica Nanchen bietet zudem auf dem Hof Yoga-Stunden an. «Es kommen ganz unterschiedliche Menschen auf den Hof mit denen ich mich als Landwirt austauschen kann.»
An die Familie denken
Wichtig sei aber, das Agrotourismus-Angebot den eigenen Bedürfnissen anzupassen. «Wenn man von Agrotourismus spricht, darf man die Familie nicht vergessen.» Zudem dürfe man die Betreuung der Besucher nicht an Angestellte delegieren. «Die Besucher möchten mit der Bauernfamilie selbst reden.»
Hansueli Spichtig vom Erlebnisbauernhof Weid in Kerns OW erzählte, wie er sich im ersten Corona-Winter etwas einfallen liess, als plötzlich der traditionelle Kernser-Markt im Dezember nicht stattfinden konnte. Er organisierte einen Drive-In-Markt: Die Besucher fuhren im Auto den Marktständen entlang und kauften so ein. «Meine Frau sagte im Vorfeld, ich spinne», erzählt der Landwirt. Doch es funktionierte: 15 Bauernfamilien machten mit, es gab stehende Autokolonen und der Umsatz war höher als im Vorjahr.
Zeit für Verbesserungen
Das ganze Sommerhalbjahr über bietet die Familie auf dem Hof verschiedene Übernachtungsangebote an sowie Esel und Maultierreiten, Spielparcous und mehr. Aus Restholz und alten Chassis baute die Familie eine «Weidbox» zum Übernachten, deren Dach man öffnen kann.
Bei einem so breit gefächerten Angebot müsse man aufpassen, dass es einem nicht zu viel würde. «Daher arbeiten wir auch nicht mit Buchungs-Plattformen zusammen.» Und manchmal sei es gut, wenn nicht gleich alles ausgebucht sei. «Dann kann man etwas noch verbessern.»
Agrotourismus Schweiz
Agrotourismus Schweiz wurde 2010 gegründet und ist die nationale Dachorganisation für agrotouristische Angebote in der Schweiz. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf die Vermarktung von Übernachtungsmöglichkeiten, Veranstaltungen und Gastronomie auf Bauernhöfen.
Weitere Infos: www.myfarm.ch
Websites der Agrotourismus-Höfe:
La Chèvre Pédagogique: www.lachèvrepédagogique.ch
Hof Tschannen, Illighausen: www.hof-tschannen.ch
Erlebnisbauernhof Weid, Kerns: www.erlebnisbauernhofweid.ch