Die Räumung des ehemaligen Munitionslagers Mitholz BE stellt die ortsansässige Bauernfamilie Künzi vor ein grosses Problem. Der Betrieb, den Künzis aktuell in Mitholz bewirtschaften, liegt direkt in der Gefahrenzone unterhalb des Eingangs zum Munitionsdepot. Dessen geplante Räumung birgt ein grosses Gefahrenpotenzial, der Familie bleibt deshalb nur der Wegzug.
Doch wo sollen Samuel und Ursula Künzi mit ihren Kindern künftig leben und arbeiten? Nach nunmehr sechs Jahren der Ungewissheit ist endlich eine Lösung gefunden: Künzis ziehen nach Kühlewil BE, wo die Stadt Bern den Boden eines stadteigenen Betriebs verkauft. Dessen aktuelles Pächterpaar steht kurz vor der Pensionierung.
«Ein weinendes und ein lachendes Auge»
«Wir sind seit etwa zweieinhalb Jahren an der Sache dran», sagt der erfolgreiche Swiss-Fleckvieh-Züchter Samuel Künzi auf Anfrage der BauernZeitung. Vor Kurzem habe die Stadt Bern einem Verkauf des Landwirtschaftslandes in Kühlewil zugesagt, womit die Suche der Familie nach einem neuen Daheim ein baldiges Ende finden dürfte.
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«Wir sehen das Ganze natürlich etwas mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge», meint Künzi. Der Umzug ins Mittelland bedeutet für die Familie den Abschied vom vertrauten Daheim und Aufbruch in eine unbekannte Zukunft zugleich. Der Umzug werde nicht einfach, besonders auch für die drei Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren.
«In etwa wie jetzt weiterführen»
Gleichzeitig klingt Samuel Künzi am Telefon zuversichtlich im Hinblick auf die Veränderungen. Er wird mit seiner Familie einen Betrieb übernehmen, der sich stark vom jetzigen Betrieb der Familie unterscheidet. «Die Sache mit dem ‹Gwächs› wird sicher ein Stück weit eine Herausforderung», sagt der leidenschaftliche Viehzüchter, den in Kühlewil ein Betrieb mit viel Ackerbau erwartet.
«Der jetzige Pächter hat 35 ha unter dem Pflug, das möchte ich gerne so weiterführen», sagt Künzi mit Nachdruck. Auf die Frage, wie es mit seiner erfolgreichen Viehzucht im Mittelland weitergehen wird, wiegt er ab. Das werde sich zeigen, erst einmal müsse die Familie umziehen und sich eingewöhnen, sagt er.
«Grosse Dankbarkeit» gegenüber Stadt und Pächter
Der Betrieb liege am Rand des kleinen Weilers Kühlewil, schildert Samuel Künzi. Es handelt sich um den zur ehemaligen «Armenanstalt» gehörenden Hof. Dessen jetziges Pächterpaar steht kurz vor dem Ruhestand und wird Familie Künzi die Gebäude im Baurecht weiterverkaufen.
In die Suche nach einem neuen Betrieb für Familie Künzi war auch das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) involviert. Das Bundesamt verhandelte mit der Stadt, die daraufhin einwilligte, das Landwirtschaftsland zu verkaufen.
Samuel Künzi ist sowohl der Stadt Bern als auch dem jetzigen Pächter überaus dankbar, wie er sagt: «Es brauchte nicht nur das Einverständnis der Stadt, sondern mit dem bisherigen Pächter auch einen entgegenkommenden Partner, der dem Ganzen wohlgesonnen und uns gegenüber hilfsbereit ist. Das ist hier der Fall und wir sind ihm überaus dankbar.»
«Meilenstein für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung erreicht»
In einer umfassenden Mitteilung äussert sich auch der Bund zu den aktuellen Entwicklungen in Mitholz. In einem Abschnitt unter dem obigen Titel heisst es, man habe nun eine erste Lösung für den «am stärksten exponierten Landwirtschaftsbetrieb» gefunden. Doch Familie Künzi ist nicht allein betroffen, auch für weitere Bauernfamilien im akuten Gefahrenperimeter müssen Lösungen ausserhalb dieses Gefahrenbereichs gefunden werden.
Wegen der Baustellen würden in Mitholz in naher Zukunft allgemein weniger landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung stehen, schreibt der Bund. Doch die Erhaltung der Lebensgrundlage der ortsansässigen Bauernfamilien habe für das VBS hohe Priorität.
Mit den Flächen, die durch den Umzug von Familie Künzi frei würden, könne der Erwerbsverlust der anderen Landwirte im Projektperimeter reduziert werden, heisst es abschliessend.