Wie so viele Bäuerinnen ist auch Monika Grab eine viel beschäftigte Frau. Neben ihrem Haushalt mit fünf Kindern und der Mitarbeit auf ihrem 20 Hektaren grossen Hof ist sie auch noch für die Administration des familieneigenen Spenglerei-Geschäftes verantwortlich. Etwas aussergewöhnlicher ist bei Monika Grab hingegen, dass sie trotz dieser grossen Verantwortung ihre Erreichbarkeit bewusst einschränkt. Die 49-Jährige hat kein Mobiltelefon. «Ich hatte bisher noch nie das Gefühl, dass ich eines benötige», so ihre simple Begründung.
Es gibt immer Alternativen
Klar sei es ohne Handy teils etwas aufwendiger, so beispielsweise beim Einloggen in externe Abrechnungs- und Zahlungssysteme. Aber es gebe fast immer eine Alternative. Sie habe nicht den Anspruch, permanent erreichbar zu sein. «Ich sehe ja bei meinem Festnetzanschluss, wenn mich während der Feldarbeit jemand versucht hat anzurufen. Die wirklich wichtigen Menschen wissen ja, wo ich bin. Sozial isoliert bin ich durch meinen Natel-Verzicht sicher nicht», so die Bäuerin lachend. Wenn sie im Alltag ihre Umgebung beobachte, stelle sie einfach fest, dass das Smartphone den Nutzern unglaublich viel Zeit raube. Dennoch schliesst sie nicht aus, zukünftig auch einmal ein Gerät zu besitzen. «Gerade bei den Schwyzer Bäuerinnen wird über das Mobiltelefon kommuniziert, einmal schauen, wie sich das entwickelt.»
Seit dem Frühjahr aktiv im Bäuerinnenvorstand
Seit diesem Frühjahr ist Monika Grab im Vorstand der Schwyzer Bäuerinnenvereinigung. Als sie für das Amt angefragt wurde, sei sie erst etwas skeptisch gewesen. Doch da ihre mittlerweile erwachsenen Kinder nun weniger Zeit benötigten, sei der Zeitpunkt gekommen, dem Verein etwas zurückzugeben. Sie hofft, die Vereinigung mit ihrer Erfahrung in der Administration unterstützen zu können.
In Algetshausen aufgewachsen
Monika Grab ist mit drei Schwestern und einem Bruder auf dem elterlichen Bauernhof im sankt-gallischen Algetshausen aufgewachsen. Sie machte die Verkehrsschule in St. Gallen und schloss darauffolgend die KV-Lehre ab. Im Jahr 1997 folgte die Bäuerinnenschule am Arenenberg TG. Die Schlussprüfung Bäuerin konnte damals noch nicht gemacht werden, dies holte sie später in Pfäffikon SZ nach. Darauf zog die junge Frau für knapp ein Jahr in die Westschweiz, wo sie im Büro eines Maschinenbau-Unternehmens arbeitete und ihre Sprachkenntnisse vertiefen konnte.
Mit dem Vater an Schwingfeste
Zusammen mit ihrem Vater, selber ein ehemaliger Schwinger, war sie immer wieder an Schwingfesten anzutreffen. 1998, am Pfannenstiel-Schwinget in Meilen ZH, begegnete sie dem ihr damals noch unbekannten Schwyzer Schwinger Martin Grab. Nur eine Woche später am Stoos-Schwinget trafen sich die beiden zufällig erneut. «Mir war damals noch nicht bewusst, wie ambitioniert Martin an diesem Schwingfest trotz seiner erst 19 Jahren bereits war. Meine nach seinem durchzogenen Wettkampftag als Aufmunterung gedachte Aussage, es sei ja schon ein grosser Erfolg, überhaupt an einem Bergfest starten zu können, löste bei Martin keine grosse Begeisterung aus», erklärt sie lachend.
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Die beiden lernten sich kennen und lieben, bald kam mit Martin Junior das erste von fünf Kindern zur Welt. Anfänglich bewirtschaftete das junge Paar in Rothenthurm einen kleinen Hof mit ein paar Geissen, den sie von einer Grosstante von Martin Grab übernehmen durften. Bald darauf konnten sie einen benachbarten Betrieb dazupachten, auf welchem sie 2014 einen grosszügigen Stall bauten. Heute leben rund 65 Aufzuchtrinder, 35 Schafe und 25 Toggenburger Ziegen auf dem 20 ha grossen Betrieb. 2011 gründete das Paar zudem ein Spenglerei-Unternehmen, in dem heute 14 Angestellte beschäftigt sind.
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Fast täglich Besuch im Haus
Sie arbeite wirklich gerne, beantwortet Monika Grab die Frage, ob ihr das alles nicht manchmal doch zu viel werde. Dank ihrer Selbstständigkeit könne sie ihren Alltag selbst einteilen. Bei der Büroarbeit und auf dem Feld habe sie so viel Abwechslung, dass sie gar nicht ein grosses Verlangen nach Auszeiten habe. Heurechen oder Unkrautstechen sei, neben dem wöchentlichen Volleyball-Spiel, ihr Fitnesstraining. Soziale Kontakte habe sie in Familie und Geschäft ausreichend. Es vergehe kaum ein Tag, dass sie im Haus nicht Besuch hätten. Zudem sei sie mit ihrer Familie oftmals an Schwingfesten. «Ich geniesse die Atmosphäre auf den Zuschauerrängen. Man trifft Menschen aus der ganzen Schweiz und es kommt immer wieder zu schönen Begegnungen.»
Monika Grab strahlt viel Zufriedenheit aus. Für ihre fünf gesunden Kinder sei sie sehr dankbar. Dass diese auf einem Bauernhof aufwachsen konnten und alle ihren eigenen Weg gefunden hätten, sei in der heutigen Zeit ein Privileg. Auch wenn die Verdienstmöglichkeiten in der Landwirtschaft bescheiden seien, die Zufriedenheit und Leidenschaft bei der Arbeit auf dem Betrieb sei unbezahlbar. Dennoch wünscht sie sich in der Bevölkerung wieder eine grössere Wertschätzung für die Bauernsame: «Es wird vielfach vergessen, dass Bauernfamilien Lebensmittel, also Mittel zum Leben, produzieren. Essen ist heute zu selbstverständlich geworden, die Menschen sollten sich wieder vermehrt bewusst werden, was im Leben wichtig ist.»
5 Fragen
Wo ist Ihr Lieblingsplatz?
Auf meinem neuen Massagestuhl in der Stube.
Wie belohnen Sie sich?
Mit einem feinen Essen.
Was macht Sie schlaflos?
Ich schlafe ganz gut, da ich abends meist müde bin.
Welches Menü gelingt Ihnen garantiert immer?
Das morgendliche Hafermus für meine Kinder.
Welche Arbeit liegt Ihnen so gar nicht?
Das Jäten im Garten begeistert mich nicht wirklich.