Das Goldschmiedeatelier, in das sich Monika Lehner (43) immer am Mittwoch zurückzieht, ist auch noch die Werkstatt und der Fitnessraum ihrer Eltern. Monika Lehner ist in Wil aufgewachsen und für sie hat ihr Vater damals, als sie in der Lehre zur Goldschmiedin war, diesen Raum eingerichtet. «Es ist einfach schön, für einen Tag zurückzukommen und hier in meinem alten Atelier zu arbeiten, mit den Eltern zu Mittag zu essen und meiner Kreativität zu frönen, ohne dass ich dauernd an die Arbeiten auf dem Hof denken muss», sagt sie.
Grosse Umstellung auf dem Betrieb
Früher haben die Eltern auch ihre beiden Buben gehütet, doch mittlerweile sei das nicht mehr nötig. Ihr Älterer ist in der Lehre und der Jüngere in der Oberstufe. Heute lebt Monika Lehner mit ihrer Familie auf dem Hof Dänental in Braunau, wo ihr Mann Thomas aufgewachsen ist. Früher betrieb man Milchwirtschaft, später wechselte man auf Mutterkuhhaltung. Obstbäume waren immer schon ein starkes Standbein und sind es noch immer. Auf fünfeinhalb Hektaren wachsen Kirschen und jedes Jahr kommen neue Beerenkulturen dazu.
Lieber Hofladen als Kühe
«Es kam nicht von ungefähr, dass wir uns von der Milchwirtschaft lösten und auf andere Betriebszweige auswichen», erzählt Monika Lehner. «Ich konnte mit den Milchkühen einfach nicht viel anfangen», sagt sie und meint damit nicht etwa, dass sie auch heute einen grossen Bogen um die 15 Aubrac-Mutterkühe und die Kälblein mache. «Wenn es nötig ist, packe ich an», erzählt sie. Doch viel lieber seien ihr die kleineren Tiere, wie die beiden Katzen, Kaninchen, Hund und drei Schwarznasenschafe, die ihr viel Abwechslung bringen. Zudem liegen die Buchhaltung und der Hofladen, der nach dem Neubau einer Verarbeitungshalle stark vergrössert werden soll, in ihren Händen.
Anfangs sei ihr Mann nicht begeistert gewesen vom Hofladen, doch sie habe dann ganz klein angefangen, berichtet Lehner. Sie habe einfach einen Kühlschrank aufgestellt am Strassenrand und siehe da, es klappte. Heute kommt ihre Kundschaft von weit her, um ihre Kirschen und Beeren zu kaufen. Auch hat sie vor Kurzem ihren Beerenlikör hergestellt und an einer Ostschweizer Edelbrandprämierung teilgenommen. Monika Lehner erhielt von den Experten das Punktemaximum. Dieser Erfolg habe sie sehr stolz gemacht, erzählt sie. «Das spornt mich natürlich an, noch mehr Kreationen auszutüfteln.»
Individuelle Schmuckstücke
Nun aber wendet sich Monika Lehner wieder ihrer Arbeit im Atelier zu. Eine Kette mit ausgestanzten und verarbeiteten Silberplättchen liegt auf ihrem Werktisch. Die Künstlerin überlegt, ob sie zwischen den Silberplättchen ein fein geschliffenes Stück einer Kokosnussschale einarbeiten soll. «Die Vielfältigkeit in meinem Beruf fasziniert mich auch nach mehr als zwei Jahrzehnten noch», sagt sie und beginnt, das Stück zu bearbeiten.
Seit der Goldpreis derart gestiegen sei und die Nachhaltigkeit je länger je mehr zum Thema wurde, kämen immer mehr Leute mit geerbtem, altem Schmuck zu ihr, berichtet Lehner. Dann sei es an ihr, herauszufinden, was sich die Kundinnen und Kunden denn wünschen aus den edlen Werkstoffen wie Gold, Silber, Platin, Palladium, Edelsteinen oder Perlen. In einem dicken Ordner und elektronisch zeigt die Goldschmiedin hunderte von Schmuckstücken, die sie im Lauf der vergangen zwei Jahrzehnte hergestellt hat. «Wenn ich es schaffe, ein Schmuckstück zu kreieren, das perfekt zum Kunden passt, bin ich sehr zufrieden.»
Oft sei es so, dass sich die Leute nicht vorstellen könnten, was man mit einem Stein, einem alten Ehering oder gar mit goldenen Münzen anfertigen könne, erzählt sie. So sei es wichtig, den Menschen zuzuhören, ihre Geschichten aufzunehmen und dann mit viel Einfühlungsvermögen, Kreativität sowie Liebe zum Detail und zum Material etwas Aussergewöhnliches zu erschaffen, das ganz allein für diesen einen Menschen passe.
Ihre Ringe bringen Glück
Etwas ganz besonderes sei es, Ringe für Brautpaare herzustellen, erzählt Monika Lehner. Einmal sei eine Braut alleine zu ihr gekommen und habe sich ganz allein entschieden, welche Ringe das Paar durchs Leben begleiten sollen. Auch hätten Paare schon ihre Liebesgeschichten erzählt und sie habe diese dann künstlerisch umgesetzt und entsprechende Ringe kreiert, fährt Lehner fort.
Zum Beispiel habe sich ein Paar auf dem Säntis kennengelernt und zwar in den Sommermonaten, wo jeweils eine grosse Schweizer Fahne den Berg schmücke. Man sei sich dann einig geworden, dass die Form des Säntis die Ringe zieren soll. Zugleich wollte der Mann einen kleinen Rubin, der für ihn die Schweizer Fahne symbolisiert und die Frau wollte einen Diamanten als Symbol für das Kind, das schon bei ihnen war.
Oft werde es im Atelier sehr emotional, erzählt sie und schildert den Moment, wenn die Kunden das Schächtelchen öffnen und ihre kreierte Geschichte das erste Mal sehen. Übrigens hätte sich noch kein Paar scheiden lassen, für das sie die Ringe anfertigen durfte, freut sich Lehner. Wenn das nicht ein schönes Omen ist, auch in Zukunft wunderschöne Schmuckstücke und vor allem Eheringe anzufertigen.